Macabros 062: Shimba-Loo schickt den Rachedämon
kaum geschlafen
hatte.
Lorette Mallory entschuldigte sich für ihr Eindringen und
versprach Whitter das gleiche, das sie schon der Wohnungsinhaberin
versprochen hatte: es so kurz wie möglich zu machen.
»Sind Sie allein?« fragte die »Reporterin« mit
raschem Blick in die Runde, wie beiläufig. »Miss Summer
– ist nicht im Haus?«
Whitter schüttelte den Kopf. »Nein. Sie wollte einen
Spaziergang machen, hatte etwas Kopfschmerzen und meinte, daß
die frische Luft ihr gut bekäme.«
Der Handelsvertreter bot der Besucherin einen Platz an. Lorette
Mallory nahm den Sessel direkt neben der Tür. Von hier aus
konnte sie das ganze Zimmer überblicken.
Whitter leitete die Unterredung ein. »Miss Bortman, der das
Haus hier gehört und die Sie einließ, hat mir bereits
gesagt, worüber Sie mit mir zu sprechen wünschten. Sie
interessieren sich sicher besonders für jene Träume, die
Beverley und ich in der Zeit unserer Ohnmacht durchgemacht
haben…«
Er war verwundert über die Antwort, die er von der
lässig und verführerisch im Sessel hockenden Besucherin
erhielt.
»Das alles interessiert mich eigentlich nur am Rand, Mr.
Whitter. Ich hätte es gern gesehen, auch Ihre Freundin hier
anzutreffen. Damit hatte ich fest gerechnet. -Wissen Sie, wann sie
etwa zurück sein wird?«
»Nein, sie hat nichts gesagt. Ist das denn so wichtig
für Sie? Ich kann natürlich für die Wahrnehmungen
meiner Verlobten keine Garantie übernehmen. Aber wenn Sie daran
interessiert sind, kann ich selbstverständlich das darlegen, was
ich durch sie erfahren habe.«
»Darum geht es mir nicht«, entgegnete Lorette Mallory.
»Sie sind beide für mich wichtig…«
Sie sagte das mit so merkwürdigem Tonfall, daß Steven
Whitters Augen sich verengten.
Ehe er etwas sagen konnte, sprach sie schon weiter. »Sie
wissen auch nicht, in welche Richtung sie den Spaziergang machen
wollte?«
»Nein. Allzuweit aber kann sie nicht gegangen sein.«
»Nun, das werde ich noch feststellen. Jetzt erst zu
Ihnen.« Ihre Stimme klang kühl und abweisend. Steven
Whitter hatte plötzlich das Gefühl einer drohenden
Gefahr.
»Was ist mit Ihnen? Warum reden Sie so
merkwürdig?«
Ihre Blicke vermählten sich mit den seinen, und er war nicht
mehr imstande, seinen Kopf zu drehen. Seine Augen waren auf sie
gerichtet, und er mußte mit ansehen, welch unheimliche und
unheilvolle Verwandlung sich mit Lorette Mallory vollzog.
Wie hinter wogendem Nebel verwischten ihre Formen. Gesicht und
Hände wurden plötzlich graugrün und der schöne
Kopf kantig. Er begann zu wachsen und zu wuchern wie ein brandiges
Geschwür.
Whitters Augen weiteten sich.
Bei vollem Bewußtsein bekam er das Geschehen mit, ohne
daß er die geringste Erklärung dafür hatte. Ein
Mensch entwickelte sich zu einem echsenhaften Monster!
Riesig und unheilvoll glühten wie Höllenfeuer die
schrecklichen Augen in dem kantigen, schuppigen Schädel, der mit
mehreren Hörnern besetzt war. Der Sessel, auf dem Lorette
Mallory eben noch gesessen hatte – und auf dem nun dieses Untier
hockte, brach unter dem Gewicht zusammen.
Mrs. Borman, die Geschäftsfrau und Wohnungsinhaberin,
verließ in der gleichen Sekunde das Ladenlokal, passierte die
Verbindungstür zu dem handtuchschmalen Korridor und vernahm das
laute, krachende Geräusch aus der oberen Etage. Die Frau
verhielt drei Sekunden lang im Schritt und blickte überrascht
Richtung Wohnzimmer.
Steven Whitter wollte schreien.
Zitternd lösten sich seine wie aneinander klebende Lippen.
Doch seine Kehle war wie zugeschnürt. Er brachte keinen Ton
heraus.
Er verstand die Welt nicht mehr. Was er aber erlebte, gehörte
in einen schrecklichen Alptraum – aber nicht in die
Wirklichkeit. Und doch war es die Wirklichkeit!
Innerhalb weniger Sekunden füllte die riesige Echse das
Blickfeld vor ihm aus. Die gewaltige Pranke kam in die Höhe, und
wie ein Dampfhammer sauste sie auf den erstarrten Menschen herab.
Der ahnungslose, panikerfüllte Mann brach ohne einen Laut von
sich zu geben zusammen. Mit einem einzigen Prankenschlag hatte das
Ungetüm ihn getötet.
Der niedrige Tisch in unmittelbarer Nähe des Opfers wurde von
der gewaltigen Echsenpranke noch in Mitleidenschaft gezogen. Die
Glasplatte darauf zersprang und die vier Beine knickten weg wie
Streichhölzer.
Mrs. Borman, die inzwischen bleich und erschreckt zum Ende der
Wendeltreppe gelaufen war, entging dieses Geräusch nicht.
Was ging dort oben im Zimmer vor?
»Mr. Whitter?!« rief sie mit schwacher
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