Macabros 062: Shimba-Loo schickt den Rachedämon
faßt. Das imponiert mir. Es ist schade,
daß wir nicht gemeinsam für dasselbe Blatt arbeiten. Es
wäre bestimmt ein Vergnügen. Aber allen Ernstes: Machen
wir’s wie abgesprochen? Wir sparen Zeit und haben darüber
hinaus den Vorteil, mehr Material zusammenzutragen, als ein Einzelner
das im Augenblick kann. Vorausgesetzt natürlich, daß sich
das alles lohnt. Das aber weiß man ja nie, wenn man eine Sache
anpackt…«
Dies war das erste Zusammentreffen zwischen Frank Morell und
Shimba-Loos Rachedämon, eine ganz zufällige Begegnung
zweier Menschen…
*
Als sie das Office verließ, begleitete er sie bis zum
Parkplatz des Hospitals. Zu einer Frau wie ihr paßte ein
silbergrauer Bentley.
Frank Morell nickte anerkennend. »Sie haben entweder reiche
Eltern – oder aber einen großzügigen
Verleger.«
Lorette Mallory lachte. Von Anfang an wirkte sie auf ihn frisch,
sorglos und unbeschwert. »Vielleicht stimmt das eine wie das
andere. Reiche Eltern – und ein Job, mit dem sich viel Geld
verdienen läßt. Das zweite ist dabei nicht ’mal so
wichtig, wenn das erste stimmt. Dann wiederum ist nur die Hauptsache,
daß man viel Freude bei der Arbeit hat. Und die hab’ ich.
Als Reporterin, die versucht, besonders interessante Stoffe ausfindig
zu machen, bin ich voll ausgelastet. Für mich ist das alles ein
Hobby. Mehr nicht. Wenn es mir eines Tages nicht mehr paßt,
hänge ich die ganze Sache an den Nagel. Damit hat
sich’s.«
Sie glitt wie eine Offenbarung hinter das Steuer. »Ich
würde Sie gern mitnehmen, aber das läßt sich im
Moment schlecht realisieren. Ich habe noch eine Besprechung in
Exeter. Erst dann kann ich Mr. Whitter ein bißchen auf den Zahn
fühlen. Hoffentlich treffe ich ihn später auch noch
an…«
Sie nickte ihm noch mal freundlich zu und startete.
Frank Morell blickte dem Bentley nach, bis er um die
Straßenecke verschwunden war. Eine Episode war zu Ende –
eine andere begann…
Im Gegensatz zu Lorette Mallory hatte er es sehr eilig, sofort
Informationen aus erster Hand zu bekommen. Die Sache mit den
»sprechenden Kugeln« beschäftigte ihn
unablässig.
Der Weg nach Hampton – am Rande des Dart-Moors – war
für ihn so kurz wie der nächste Gedanke.
Hinter einem Mauervorsprung vollzog er die Verwandlung in Mirakel
und schnellte schwerelos in die Luft.
Außerhalb der winzigen Ortschaft, in der nur einige kleine
Häuser standen, setzte er seinen Fuß auf den Boden. Eine
schlangengleich gewundene Straße führte ins Dorf. Dahinter
begann die Weite des Moores. In dem Dorf schienen hauptsächlich
alte Leute zu leben. Morell hielt vergebens Ausschau nach jungen
Menschen.
Er gab seine Dyktengestalt auf und näherte sich –
unauffällig wie ein normaler Spaziergänger – dem
Ortseingang.
Dort stieß er auf einen alten Mann, der die Straße
kehrte. Morell sprach ihn an und erkundigte sich nach der
Firthstreet.
»Firthstreet?« krächzte der Alte und sah den Frager
an, als sei der nicht ganz richtig im Kopf. »Was wollen Sie denn
da?«
»Jemand besuchen«, erwiderte Frank.
Das knittrige Gesicht des Alten schien in diesem Augenblick noch
mehr Falten anzunehmen. »Besuchen… hmm, nun ja… es
kommt eben immer darauf an, wen oder was man besuchen will.«
Mehr sagte er dazu nicht. Er deutete die Hauptstraße entlang
und gab Morell an, am Ende der Straße einfach links den ersten
Feldweg zu benutzen. »Dann stoßen Sie genau auf das Haus,
das Sie suchen.« Es war etwas in seiner Stimme, das Frank nicht
gefiel.
Der Deutsche folgte dem Weg wie angegeben. Er erreichte das Ende
der Straße und bog links ab. Er hatte das Gefühl, direkt
in das Moorgelände zu laufen. Links und rechts vom Weg wuchs
dichtes Buschwerk. Niedrige Sträucher, dorniges Gestrüpp
und einzelne Bäume. Vögel zwitscherten. Hinter
Sträuchern und Bäumen zeigte sich ein altes, spitzgiebliges
Haus, das düster und verloren in dieser Einsamkeit des Sumpfes
wirkte.
Morell ging darauf zu.
Das Tor hing windschief in den Angeln und war weit geöffnet.
Der Weg zum Haus war mit großen, klobigen Steinen gepflastert,
zwischen denen meterhoch das Unkraut wuchs. Neben dem Haus stand ein
baufälliger Schuppen mit eingedrücktem Ziegeldach. Dieser
Schuppen stand dem Aussehen des Hauses in nichts nach. Dort gab es
kein heiles Fenster mehr, und durch die riesigen Löcher im Dach
fuhr der Wind. Der Regen hatte freien Eingang in die Räume.
Morell warf einen irritierten Blick auf das Papier, das ihm die
Krankenhausangestellte
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