Macabros 062: Shimba-Loo schickt den Rachedämon
es ihm vor – pulsierte
es, als ob dort ein unsichtbarer Beobachter atme…
*
In der Wohnung der alten Leute wurde er gastlich bewirtet, nachdem
Poul seiner Frau mit wenigen Worten berichtet hatte, in welche
Situation Frank Morell geraten war.
Der brauchte selbst nicht viel zu tun, um das Gespräch in
Gang zu bringen. Seine Gastgeber erwiesen sich als gesprächig
und mitteilsam, was jenen geheimnisvollen Ort anbetraf, wo er ein
seltsames Abenteuer erlebt hatte.
Er erfuhr, daß dort vor zweihundert Jahren in der Tat jenes
Haus gestanden hatte, das er in allen Einzelheiten beschreiben
konnte.
Mit ihm hatte es seine besondere Bewandtnis… vor zweihundert
Jahren lebte darin eine Frau, der man nachsagte, daß sie sich
mit Hexerei und Magie beschäftigte. Abgekapselt und einsam
hauste sie und ließ niemand ein. Spaziergänger, die in die
Nähe der Wohnstätte kamen, behaupteten geheimnisvolle
Geräusche und Schatten zu sehen, die wie Vögel um das Haus
schwirrten… Über dem Dach des Hauses – so wußte
besonders Pouls Frau zu erzählen – wäre der Himmel
immer dunkler als an jeder anderen Stelle.
Alles, was die beiden Leute zu berichten wußten, beruhte auf
mündlicher Überlieferung.
Das Haus der legendären Hexe war in einer Gewitternacht wie
schemenhaft verschwunden. – Hatte man zu Lebzeiten der
geheimnisvollen Frau schon die Nähe des Hauses gemieden, so
wagten sich einige besonders Ängstliche aus Hampton nun nicht
mal mehr in die Nähe des Feldweges, der ins Moor führte.
Gerüchte verdichteten sich, daß dort in manchen
Nächten, zur Zeit des Vollmonds, das Haus wieder auftauchte,
daß man dort die Schatten sehen und die geheimnisvollen Stimmen
hören könne…
Was Wirklichkeit und was Dichtung war, ließ sich nach der
langen Zeit nicht mehr feststellen.
Frank Morell war überzeugt davon, daß es an jenem Ort
nicht ganz geheuer war. Sein eigenes Erlebnis sprach Bände…
und wie ein roter Faden zogen die geheimnisvollen Kugeln durch seine
jüngste Vergangenheit. Sie hatten sich selbst als so etwas wie
ein Silberstreifen am Horizont bezeichnet. Aber bei Frank meldeten
sich die ersten Zweifel… Er sah in ihnen nun eher eine Gefahr,
denn eine Hoffnung. Sollte er absichtlich getäuscht werden?
Tim Johnson, der der letzte lebende Zeuge einer Entführung
durch die seltsamen, pulsierenden Nebelkugeln geworden war,
interessierte ihn sehr. »Ist es möglich ein paar Worte mit
ihm zu sprechen?« fragte er.
Es war ihm aufgefallen, daß seine freundlichen Gastgeber
zwar auf alles Mögliche eingegangen waren und auch den Namen
Johnson erwähnt hatten – daß sie aber dann weitere
Erklärungen nicht gaben.
Poul kratzte sich im Nacken. »Es wird sich sicher mit Ihnen
unterhalten… vielleicht nicht gern… aber in Anbetracht der
besonderen Umstände wird er wohl Verständnis dafür
haben…«
Poul erklärte sich bereit, Frank Morell zu dem Bäcker
Tim Johnson zu begleiten. Der Weg nach dort war nicht weit. Johnson
wohnte in einer schmalen Gasse, etwa achthundert Meter von Pouls Haus
entfernt.
Auf dem Weg nach dort versuchte Morell seinem Begleiter noch
einige Einzelheiten betreffs des »Hexenhauses« – wie
es hier in Hampton allgemein genannt wurde – zu entlocken.
»Ja – da ist noch so eine Merkwürdigkeit, die zu
all den anderen Merkwürdigkeiten paßt, Ms. Morell. Dies
dürfte für Ihren Zeitungsbericht sicher interessant sein:
ich weiß zwar nicht, wie es zustande gekommen sein soll –
aber stellen Sie sich vor: Man sagt, daß in dem
›Hexenhaus‹ vor langer Zeit mal ein Riese gehaust
hat!«
Als Frank diese Worte hörte, hatte er das Gefühl, als ob
jemand ihm eine Rasierklinge über den Schädel ziehe…
seine Kopfhaut zog sich eiskalt zusammen…
*
Ein Riese?!
Szenen aus einer Sage schienen Wirklichkeit zu werden… Darin
wurde behauptet, daß es einst eine Zeit gab, in der Riesen auf
der Erde wandelten…
Riesen… die gehörten wie Dämonen und Geister in ein
unwirkliches Land. Dämonen und Geister lebten lange Zeit im
Reich der menschlichen Phantasie… doch seine eigenen Erlebnisse,
die Erlebnisse eines Björn Hellmark, Rani Mahay, Carminia Brado
und vieler Ungenannter, die es nicht wagten, über ihre
Wahrnehmungen zu berichten, bewiesen in der Zwischenzeit eine andere
Wirklichkeit. Es gab Dämonen und Geister! Warum sollte es keine
Riesen geben? Das gigantische Skelett unterhalb der alten Turmruine,
einige Meilen weiter östlich, Richtung London,
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