Macabros 062: Shimba-Loo schickt den Rachedämon
Journalistin hatte ihn interviewen wollen.
Wegen des Kometeneinschlags.
Ob das Abenteuer der vergangenen Nacht in irgendeiner Beziehung zu
den Dingen stand, die sie hier feststellten? Womit die beiden
ahnungslosen Männer konfrontiert wurden, das sprengte ihre
Vorstellungskraft.
Der zum Gästezimmer umfunktionierte Arbeitsraum bot ein Bild
des Grauens. Er sah aus, als ob eine Horde Rocker in sinnloser
Zerstörungswut die Einrichtung demoliert hätte. Da war kein
Stuhl mehr ganz, kein Schrank, kein Tisch. Die Sessel waren
aufgeschlitzt wie mit Dolchen. Inmitten des Durcheinanders lag Steven
Whitter. Mit zertrümmertem Schädel.
Minuten später trafen die anderen, von den beiden
eingedrungenen Beamten alarmierten Polizeifahrzeuge ein. Auch ein
Krankenwagen kam.
Für Steven Whitter kam jede Hilfe zu spät. Für Mrs.
Bormann konnte man noch etwas tun. Die unter einem Schock stehende
Frau, die zu einer Aussage unfähig war, wurde sofort ins
nächste Hospital gebracht.
Lorette Mallory hielt sich in dem Horrorhaus nur noch so lange auf
wie unbedingt notwendig. Ihre Aussagen wurden zu Protokoll genommen,
ihre Adresse in London notiert. Ein Inspektor der Mordkommission bat
sie sich zur Verfügung zu halten, für den Fall, daß
man noch Fragen im Zusammenhang mit den merkwürdigen
Vorfällen hatte.
Als die schöne Journalistin den Ort des Grauens
verließ, wirkte sie bleich und ernst. In ihrem Innern aber
triumphierte sie. Sie hatte einen weiteren Mosaikstein
gelegt…
*
Mord – oder natürlicher Tod? Diese Frage stellte sich
Frank Morell in erster Linie.
Tim Johnson war ein alter Mann, und ein Herzversagen, am Fenster
während des Lesens, lag im Bereich der Möglichkeit.
Dennoch bezog Frank eigenartigerweise diese Wahrscheinlichkeit
nicht in seine Überlegungen ein.
Der Tote war noch warm. Kurz vor ihrer Ankunft war Tim Johnson
gestorben.
Zufall oder Bestimmung?
Unwillkürlich schweifte Franks Blick aus dem Fenster
über das Moor zu der Stelle, wo er selbst von Poul
ohnmächtig nach dem Zusammenstoß mit den Geistern gefunden
wurde.
»Was denken Sie?« meldete sich sein Begleiter mit
brüchiger Stimme.
»Ob er vielleicht wieder mal in seinem Leben – und
diesmal zum letzten Mal -Zeuge von Dingen geworden ist, die er besser
nicht gesehen hätte?« murmelte Morell dumpf.
»Sie meinen… daß der Spuk im
›Hexenhaus‹… mit dem Sie, Mr. Morell, konfrontiert
wurden… sein Leben gefordert hat?«
Frank nickte ernst. »Es ist nur eine Vermutung. Aber hinter
Vermutungen stecken oft große Wahrheiten. Wir können es
nicht beweisen – Sie nicht und ich nicht. Aber ich werde alles
daransetzen, um das Geheimnis dieses unter einem Fluch stehenden
Ortes zu lösen.«
Poul schüttelte den Kopf. »Tun Sie es nicht! Fahren Sie
nach Hause, vergessen Sie, was Sie hier erlebt haben, reden Sie nicht
darüber und schreiben Sie niemals darüber! Tim war Ihnen
auf eine erschreckende Weise ähnlich. Ich muß Ihnen noch
etwas eingestehen: Auch sein Ziel war es gewesen, hinter das
Geheimnis des Spukhauses zu kommen. Es gibt bei uns in Hampton ein
Sprichwort, das lautet: ›Wenn einer hier stirbt, und man
weiß nicht warum – dann hat er etwas gesehen, was er
besser nicht hätte sehen sollen. ‹ Tim Johnson scheint
tatsächlich sein Lebensziel erreicht zu haben. Aber
schließlich und endlich hat er es mit dem Tod bezahlt. Wenn er
wirklich hinter das Geheimnis gekommen ist, dann hat man ihm
wenigstens die Möglichkeit genommen darüber zu sprechen.
Lassen Sie sich das, was heute in Hampton geschehen ist, Mr.
Morell, eine Warnung sein!«
Poul meinte es gut mit ihm.
Frank Morell nickte. »Ich werde schon aufpassen.«
Das Versprechen, die Dinge einfach auf sich beruhen zu lassen,
konnte er nicht geben. Die Geheimnisse in und um Hampton schienen in
irgendeiner Beziehung zu Geheimnissen zu stehen, die ihn direkt
angingen und die unschuldige Menschen in Gefahr brachten, die die
Welt – und ihn bedrohten.
Er verließ das Haus, als der Arzt kam, um den Toten zu
untersuchen.
Wenige Sekunden später schon tauchte der gleiche Mann, der
sich eben noch in Hampton aufhielt, in Devon auf.
Abermals hatte Morell sich seiner Dyktenkräfte bedient, um so
wenig Zeit wie möglich zu brauchen. Sein Ziel war das Hospital,
in dem Beverley Summer und Steven Whitter einige Stunden lang gelegen
hatten.
Er ging in das Anmeldebüro.
Die kleine, ältliche Frau war erstaunt, als sie den Besucher
erkannte.
»Nanu?« fragte sie überrascht.
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