Macabros 064: Es erwacht der Ursen-Wahn
Säure, die
inzwischen das ganze Becken mehrere Zentimeter hoch ausfüllte,
wurde die Kuppelstadt einer fremden Rasse fortgetrieben – immer
weiter weg von dem Beckenrand, den er erklimmen mußte, um sich
zu retten!
Seine Lage war fast hoffnungslos. Doch er gab nicht auf. Die
Kuppel war zu weit weg von der Beckenwand, als daß er sie jetzt
noch greifen konnte. Da setzte Mahay alles auf eine Karte.
Er konzentrierte sich aufs Äußerste. All seine Muskeln
und Sehnen spannten sich. Dann ging es wie ein Ruck durch seinen
Körper. Der Abstand zwischen der Kuppel und dem Beckenrand
betrug inzwischen fast zwei Meter… und erweiterte sich
ständig…
Jede Verzögerung machte den Versuch unmöglicher.
Capitano Montez und Conchita Funchal, oben in Sicherheit,
begriffen, was dieser Mann riskieren wollte. Und sie stellten sich
darauf ein. Conchita warf sich auf die Beine des Capitano und
umklammerte sie mit allen ihr zur Verfugung stehenden
Kräften.
Dann sprang Mahay. Er wußte, daß er nur diesen einen
Versuch hatte. Wenn der mißlang, war alles aus…
Wie der Pfeil von der Sehne schnellte der Inder durch die Luft.
Weit hielt er die Arme ausgestreckt und Montez die seinen – so
weit es ging – dem Inder entgegen…
Was Mahay hier tat, war reif für einen Trapezakt im Zirkus.
Ohne das schützende Netz unter ihm, wenn er
mißlang…
Mahays und Monetez’ Hände berührten sich. Mit
harter Hand packte Rani zu. Ein Ruck ging durch den Körper des
Spaniers. Einen Moment lang schien es, als ob durch die Wucht von
Mahays Aufprall, der plötzlich mit seinem ganzen Gewicht an
Montez Armen hing, der Capitano selbst in die Tiefe gezogen
würde.
Conchita brach der Schweiß aus. Sie machte ihren Körper
so schwer es ging, um den Sturz Montez mitsamt Mahay zu
verhindern.
Rani selbst, der die Gefahr erkannte, tat sein Möglichstes,
die Situation seiner beiden Helfer zu erleichtern.
Er stemmte sich mit den Beinen gegen die Wand. Die Rutschbewegung
hörte sofort auf. Montez Gesicht war
schweißüberströmt und verzerrt. Seine Muskeln
begannen zu zittern. Zentimeterweise war er dem Inder behilflich, in
die Höhe zu kommen. Mahay hatte Mühe, an der glatten Wand
mitzuhelfen. Doch er schaffte es. Drei Minuten später lagen sie
erschöpft auf der untersten der terrassenförmigen Stufen
und atmeten schwer.
Ein Blick in das Becken genügte. Von der Kuppel war nicht
mehr das geringste zu sehen. Sie war ein Teil der fressenden
Säure geworden…
Rani Mahay schloß die Augen. Keine Sekunde später
hätte er dieses Wagnis riskieren können…
Dem Becken waren sie entkommen. Was würde ihrer nun
harren?
Der Inder richtete sich auf. Wortlos nickte er Conchita und
Capitano Montez zu. Sein Nicken drückte den Dank aus, den er
empfand für die Hilfe, die ihm von diesen beiden Personen zuteil
geworden war.
Er ließ den Blick in die Runde schweifen. Weit und breit war
kein Urse zu sehen. Alles, was sich hier in diesem Becken abspielte,
schien automatisch zu geschehen. Das war gut so.
Darauf baute der Inder seine weiteren Pläne auf.
Er ging Conchita Funchal und dem Capitano voraus. Die breiten,
terrassenförmigen Stufen waren wie Treppen, und das Becken unter
ihnen wirkte wie das Oval einer Arena, das von allen Seiten her gut
einzusehen war.
Aus den Abfallschächten rutschten hin und wieder einige
Dinge, die in die dickflüssige Säurebrühe klatschten
und dort vergingen.
»Irgendwo muß es ja auch einen Zugang geben«,
murmelte der Inder.
Er täuschte sich nicht. Es gab deren sogar mehrere. Schmale
Durchlässe zwischen den einzelnen Abfallschächten
führten auf den Korridor dieses weiträumigen Schiffes, in
dem ein monotones Summen ständig in der Luft lag und davon
kündete, daß alle Apparaturen sich in Arbeit befanden und
das geheimnisvolle Unterseeboot der Ursen offenbar noch immer tiefer
tauchte…
»Wir sollten dicht zusammenbleiben. Was uns hier erwartet,
wissen wir alle nicht. Aber wir sollten aus der Situation, wie sie
sich uns im Moment darstellt, das Beste zu machen versuchen. Eins
scheint ziemlich sicher zu sein. Der Sog in dieses Abfallbecken wurde
offensichtlich vollautomatisch ausgelöst. Wir sind mit dem Unrat
und den verräterischen Spuren, die der Angriff der Ursen
hinterlassen hat, hier hereingetragen worden. Offensichtlich
weiß noch keiner unserer Gegner, daß wir uns an Bord
befinden und am Leben sind. Das kann unsere Chance sein. Wir
müssen mehr erfahren über dieses Schiff, über seine
Besatzung, über die
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