Macabros 066: Die Monsterstürme von Kh'or Shan
Pranken mit den massigen
Fingern suchten verzweifelt nach einem Halt.
Das Ungetüm stemmte sich gegen den Schrank, und es schien,
als wolle es sich von dort aus abstoßen, um aus der
unmittelbaren Gefahrenzone herauszukommen.
Ein dicker, weißer Brei löste sich unter den gewaltigen
Fingerkuppen. Das Monster schuf sich eine Gleitschicht für seine
Hand, die langsam und schwerfällig nach unten glitt.
Der Schrank wurde völlig zusammengedrückt, als das ganze
Gewicht des Ungetüms gegen die Wand zu liegen kam. Es
ächzte und knirschte bedrohlich im Mauerwerk.
Risse zeigten sich im Gemäuer, unter der Decke, Verputz
bröckelte ab und rieselte herab.
Handgroße Stücke lösten sich, und weißer
Staub verteilte sich auf dem glitschigen, schmierigen Körper und
den reglos liegenden Menschen.
Die Tentakel zuckten und schnurrten dann nach innen, als
würden sie wie Fühler eingezogen.
Die Glieder erschlafften. Die Pendelbewegung des zerschossenen
Teleskopauges wurde schwächer und hörte schließlich
ganz auf.
Ein ungeheures, lederartiges Knacken ging durch den Koloß,
der in sich zusammensackte. Er verlor im wahrsten Sinn des Wortes den
inneren Halt.
Der unheimliche Koloß lag wie ein gewachsener Berg inmitten
der Wohnung, die völlig unbenutzbar geworden war.
Dr. Karen Saver atmete schnell, ihr Herz pochte.
Sie war unfähig zu schreien und hockt eine Minute da, ohne zu
begreifen, was sich abgespielt hatte und wie dies eigentlich zustande
gekommen war.
Automatisch kroch sie dann nach vom und erhob sich, als ob
unsichtbare Fäden sie emporziehen würden. Sie mußte
sich am Türpfosten festhalten, weil Schwäche sie
überfiel.
Die junge Frau starrte auf das Ungetüm und ihre Freunde und
wünschte, daß alles nur ein böser Traum sei.
Dann taumelte sie mit weichen Knien auf den vorderen, halb
zusammengezogenen Schwanz des grünen Kolosses zu, ging abermals
zu Boden und versuchte, mit schwacher Hand den plumpen Auswuchs zur
Seite zu drücken.
Halb von ihm verdeckt, lag Ted Morton vor ihren
Füßen.
Der Reporter röchelte.
Seine Augen waren halb geschlossen, durch das unheimliche Gewicht
des Ungeheuers waren die Eingeweide und die Rippen zerquetscht
worden.
In den Fingern des Mannes zuckte es, als er die Nähe der
Wissenschaftlerin spürte.
»Mister Morton… hallo, Mister Morton… können
Sie mich hören?« Karen Savers Stimme klang sehr
schwach.
Um Mortons Lippen zuckte es.
»Hallo… große Forscherin…«, entgegnete
er mit ebenfalls schwacher Stimme. Seine Worte klangen wie ein Hauch.
Um seine Lippen bildete sich ein qualvolles Lächeln. »Wer
hätte… gedacht… daß wir… uns… so…
wiedersehen… Ich hätte mich… gern noch…
über… einiges… mit Ihnen…
unterhalten…«
Karen Saver bemühte sich verzweifelt, das plumpe
Schwanzstück auf die Seite zu drücken. Ebenso hätte
sie versuchen können, einen ganzen Berg wegzuschieben. Es war
aussichtslos.
»Lassen Sie’s…«, preßte Morton mit
ersterbender Stimme hervor. »Es hätte sowieso… keinen
Sinn… mehr… Mir… kann niemand… mehr helfen…
Sagen Sie… mir nur noch… eines…«
Sie nickte. Tränen schimmerten in ihren Augen. »Und was
möchten Sie gern wissen, Morton?«
»Wieviel wußten Sie… wirklich… von…
alledem?«
»Kaum etwas wußte ich davon. Ich habe Stück
für Stück erfahren – und dazugelernt.«
Mortons Lider zuckten. Sie waren durchscheinend wie
Schmetterlingsflügel. »Sie wußten… auch
nichts… über… diese…«
Seine Stimme war schon so schwach, daß er die anderen Worte
nicht mehr aussprechen konnte.
Aber Karen Saver spürte, was er zu sagen beabsichtigte.
»Nein – auch von diesem Koloß hatte ich keine Ahnung.
Es ist kein Wesen aus Fleisch und Blut. Es ist ein – Roboter.
Jemand hat ihn gebaut. Wir müssen anfangen, umzudenken. Es gibt
eine ganze Menge mehr Dinge, als man eigentlich ahnen kann. Wir
Menschen sind nicht allein. Von irgendwoher kamen einst Fremde. Und
ich hoffe, noch viel über sie zu erfahren. Vulosh kann unser
Mittler werden. Der Anfang ist gemacht…«
Morton hob die Lider. Seine Augen wirkten seltsam müde und
matt. »Eine Maschine… ein Roboter… wie kann der…
wachsen… und so… klein werden… Wie hängt das
bloß alles… zusammen…? So etwas… ist doch
überhaupt… nicht möglich…«
Die letzten Worte waren kaum mehr zu verstehen.
Karen Saver mußte ihr Ohr dicht an Mortons Lippen halten, um
überhaupt noch etwas mitzubekommen.
Er flüsterte ihr noch
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