Macabros 066: Die Monsterstürme von Kh'or Shan
der Rhythmus – meines Herzens!«
*
Die Aufzugstür glitt langsam auseinander.
Draußen standen sie davor. In einem dichten Halbkreis: Dr.
Karen Saver, Tom Burkel, Frank Sommers und – Mister Brown.
Da war an ein Durchkommen nicht zu denken. Ted Morton gab es auf,
einen erneuten Ausfallversuch zu unternehmen. Die Mündungen
zweier Pistolen waren auf ihn gerichtet.
Hart und kalt blickten Sommers und Mr. Brown ihn an.
»Sie machen schon merkwürdige Geschichten, Mister
Morton«, sagte der Mann vom militärischen Abschirmdienst
mit rauher Stimme. »Ich hätte Sie eigentlich für
klüger gehalten…«
Der Reporter blieb gelassen. »Ich bin sehr gesund, Mister
Brown. Da fühlt man sich in einem Hospital einfach nicht wohl.
Ich hatte Sehnsucht nach frischer Luft und Freiheit…«
»Und diese Sehnsucht leiten Sie damit ein, daß Sie
einen Arzt und eine Schwester dieses Krankenhauses kurzerhand
niederschlagen und sich wie ein Rowdy benehmen.«
Man hatte die beiden Bewußtlosen inzwischen entdeckt. Der
Ausfall der Fernsehübermittlung wurde nicht so einfach
hingenommen. Als jemand kam, um nachzusehen, entdeckte derjenige, was
wirklich in Ted Mortons Krankenzimmer geschehen war.
»Durch Ihr Verhalten sind Sie imstande, mehr zu vernichten,
als Sie ahnen«, schaltete Frank Sommers sich ein. Der Mann
wirkte blaß und nervös. Morton riß sich zusammen.
Ihm lagen ganz andere Erwiderungen auf der Zunge, doch die
unterließ er. Es war nicht gut, hier etwas zu provozieren. Er
hatte durch sein Verhalten eine äußerst wichtige Situation
vermasselt. Der erste Kontakt mit einem Wesen aus einer anderen Welt
war durch sein Auftauchen möglicherweise gescheitert. Die Folgen
waren noch nicht abzusehen…
»Gehen Sie durch den Korridor in das Zimmer, in dem Sie sich
vorhin versteckt hielten«, wurde er von Sommers aufgefordert.
»Da ist jemand, dem sie nach Möglichkeit mit den richtigen
Worten erklären sollten, daß wir von Ihrer Tätigkeit
als Lauscher nicht die geringste Ahnung hatten…«
Morton biß sich auf die Unterlippe und nickte kaum merklich.
Er setzte sich in die angegebene Richtung in Bewegung, und die
anderen kamen hinter ihm her.
In der kleinen Wohnung, die man dem Ursen zur Verfügung
gestellt hatte, stand Vulosh wie zur Salzsäule erstarrt. Er
blickte den Ankömmlingen entgegen. In seinem Gesicht regte sich
kein Muskel.
Morton versuchte, die Situation zu erklären. Vulosh
hörte zu.
Sein Blick ging in die Runde. Man sah ihm nicht an, ob er das, was
der Reporter da von sich gab, glaubte oder nicht. »Ich selbst
bin in eine Situation geraten, die ich so nicht haben wollte«,
bemerkte Morton. »Ich kann Ihnen bestätigten, daß
keine der hier anwesenden Personen von meiner Anwesenheit in diesem
Zimmer wußte.«
Detailliert schilderte er seine Flucht und Ankunft hier unten und
seine Absicht, aus diesem Haus zu verschwinden. Er verschwieg auch
nicht, auf welche Weise er in diese Lage geraten war.
Er kam auf das Ereignis auf der DISCOVERY zu sprechen und auf die
Monstertürme, die laut Vuloshs Aussagen eine reale Gefahr
darstellten.
Das Gespräch kam nur stockend wieder in Gang.
Dr. Karen Saver brachte es mit Geschick fertig, daß Vulosh
schließlich dort wieder anknüpfte, wo er unterbrochen
hatte.
Morton und Dr. Saver blickten sich an.
»Wieso eigentlich Biologin?« murmelte der Reporter. Er
mußte an seine erste Begegnung mit dieser Frau denken.
»Irgendeinen Namen muß das Kind schließlich
haben«, erwiderte sie ernst. »Welchen Sonderstatus ich
wirklich hatte – wußten nur Eingeweihte. Sie sind zum
Eingeweihten geworden, ohne daß jemand es wollte.«
Vuloshs Sprache war nicht mehr so flüssig wie vorhin. Er
erkundigte sich nach dem Mann, der ihm unter Einsatz des eigenen
Lebens sein Leben gerettet hatte. Das war Rani Mahay. Aber der Inder
war nicht hier. Ihm wollte Vulosh sich vollkommen anvertrauen.
»Für ihn ist es wichtig, einige Hinweise zu erhalten,
mit denen niemand hier etwas anfangen kann«, war seine
Meinung.
»Vielleicht kann Mr. Franklin oder General Houseman hier
etwas tun«, warf Frank Sommers ein. »Sie waren zuletzt mit
ihm zusammen. Ich bin gern bereit, vermittelnd einzugreifen, wenn Sie
das wünschen…«
Mortons Auftreten war so überzeugend gewesen, daß
Vulosh ganz offensichtlich von den Darlegungen des Reporters
überzeugt war. Danach war es nicht mehr notwendig, daß
Morton sich länger aufhielt. Er sollte nicht weiter Zeuge dessen
werden, was hier noch besprochen
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