Macabros 066: Die Monsterstürme von Kh'or Shan
etwas zu. »Machen Sie…
weiter…«, glaubte sie zu verstehen. »Das
Rätsel… muß… gelöst werden…«
Dann langes, tiefes Ausatmen…
Seine Augen brachen.
Ted Morton war tot.
*
Er war nicht das einzige Opfer.
Da lagen Tom Burkel, Frank Sommers, Mr. Brown und Vulosh.
Auch für Burkel kam jede Hilfe zu spät.
Durch einen Schlag mit dem gewaltigen Schwanz des Monsters war der
Gesprächspartner wie eine Fliege an der Wand zerschmettert
worden.
Schwerverletzt waren Sommers und Brown.
Karen Saver war wie durch ein Wunder ohne den geringsten Kratzer
davongekommen.
Wie in hohem Gras stieg sie über die verwüsteten
Möbel und den abgebröckelten Verputz und passierte die
Schwelle zum Korridor, wo die Tür noch windschief in den Angeln
hing.
Das Telefon hier unten war nicht mehr zu benutzen. Unter der Wucht
des Angriffs war das Kabel aus der Wand gerissen und der Apparat mit
wirbelnden Tentakeln gegen die Mauer geschleudert worden.
Die Ummantelung des Apparates war aufgeplatzt, das Innenleben
quoll heraus, daß es beinahe einem abgesplitterten Teil des
mechanischen Monsterturms glich, der mit seiner ungeheuren Kraft hier
eingebrochen war.
Selbst der Dielenboden in diesem Zimmer war zur Gefahr
geworden.
Er war an mehreren Stellen gespalten, und ein Teil des plumpen,
massigen Körpers war von den Dielen eingezwängt worden.
Der Krach hier unten blieb nicht unbemerkt.
Schon nach drei Minuten tauchte der erste Helfer auf.
Ein Arzt bog um die Gangecke und ging direkt auf Karen Saver
zu.
»Um Himmels willen! Was ist denn geschehen?« wurde sie
gefragt.
»Bitte holen Sie Hilfe, Doktor. Viele Hände müssen
hier anfassen… einer allein schafft das nicht…«
Wenige Augenblicke später trafen weitere Helfer ein.
Sie hatten im wahrsten Sinn des Wortes alle Hände voll zu
tun.
Zuerst galt es, die Toten und Verletzten zu bergen und denen zu
helfen, die noch eine Überlebenschance hatten.
Dazu gehörte auch Vulosh.
Abermals wurde er in eine besondere Krankenabteilung gebracht, die
von den anderen isoliert war.
Vulosh war nicht bei Bewußtsein. Er bekam nicht mit, was um
ihn herum vorging.
Dr. Karen Saver stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt und
beobachtete die Ereignisse.
Mehr als einmal wurde sie aufgefordert, sich hinzulegen und Ruhe
zu bewahren.
Doch davon wollte sie nichts wissen.
Sie war sogar dabei, als Militär-Spezialisten damit begannen,
Stück für Stück des Roboters mit dem Schneidbrenner
abzulösen, um den gewaltigen Leib zu zerlegen.
Auf eine andere Weise wäre es unmöglich gewesen, den
Koloß aus dem Raum herauszubringen.
Jeder einzelne Teil wurde fotografiert, mit einem Zettel beklebt
und verpackt.
An einem anderen Ort sollte der Monsterturm wieder in normaler
Größe zusammengebaut werden, nachdem man sein Innenleben
eingehend erforscht hatte.
Karen Saver wußte nicht, wie lange sie stand und mit
müden, brennenden Augen den Dingen zusah.
»So kommen Sie doch, Doktor«, hörte sie eine
ruhige, besorgte Stimme neben sich.
Ein Arzt nahm die junge Frau vorsichtig am Arm und wollte sie mit
sich führen.
Doch Karen Saver blieb starrsinnig. »Ich werde hier bleiben,
bis alles geregelt ist«, sagte sie mit müder Stimme.
»Kommen Sie, Doktor! Machen Sie keinen Unsinn«, forderte
der Mediziner sie freundlich auf. »Niemand von uns kann etwas an
dem ändern, was geschehen ist. Damit müssen wir alle fertig
werden. Und hier – gibt’s nichts mehr zu sehen. So kommen
Sie doch… bitte!«
Karen Saver blieb hartnäckig und wartete, bis der letzte Teil
des Monsterturms weggeschafft war.
Dann nickte sie kaum merklich. »Okay, Doktor… nun
können wir. Ich mußte es einfach sehen – verstehen
Sie? Ich muß darüber nachdenken… vielleicht kann ich
auf diese Weise lösen…«
Weiter kam sie nicht mehr.
Nun forderte ihr überstrapazierter Organismus sein Recht. Sie
brach wie ein vom Blitz gefällter Baum zusammen.
Der junge Arzt an ihrer Seite schien es erwartet zu haben.
Geistesgegenwärtig griff er zu. Er fing Karen Saver auf, bevor
sie den Boden berührte.
Dann trug er die bewußtlose Wissenschaftlerin auf den Armen
durch den Korridor zum nächsten Krankenzimmer.
*
Kein Zweifel herrschte darüber, es war wirklich der Rhythmus
des Herzschlages seines Freundes Rani.
Das Pochen schien tausendfach verstärkt aus den Platten
wiederzukehren, und erfüllte die Luft. Man konnte vermuten,
daß sich winzig kleine Wesen inmitten eines gewaltigen
Organismus
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