Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts
wie lange
er, auf alle viere gestützt, in der Blase hockte, als
Sequus’ Stimme ihn wieder in die grausame Wirklichkeit
zurückrief.
»Dies war nur ein Beispiel, Hellmark! Ich bin der Herrscher
dieses Landes! Ich mache das Gesetz. Ich bin das Gesetz… nur was
Sequus will, wird geschehen!«
Björn schüttelte den Kopf. »Nicht du bist es in
Wirklichkeit, Sequus, der will, was hier geschieht«, sagte er
mit dumpfer Stimme. »Rha-Ta-N’my, die Göttin der
Dämonen ist es. Und du bist nur ein Spielzeug in ihren
Händen… ich glaube, ich weiß jetzt, was es wirklich
ist, das dich an Hestus’ Gärten interessiert. Du willst
hinter Rha-Ta-N’mys Geheimnis kommen.«
Einige Sekunden herrschte eine beinahe unheimliche Stille nach
Hellmarks Worten.
»Wie kannst du es wagen, so etwas zu behaupten?«
ertönte erneut die Stimme des Ursenkönigs. »Kh’or
Shan ist meine Welt…«
Da richtete Hellmark sich auf. »Du hast sie zu deiner
gemacht. Ursprünglich war es ein Eldorado, ein Paradies der
guten Kräfte. Die Tatsache, daß Hestus’ Gärten
sich noch jetzt hier befinden, daß du –
möglicherweise – darüber deine neue dämonische
Welt aufgebaut hast, ist nicht auszuschließen. Die Tatsache,
daß sich viel seit unserem ersten Zusammentreffen geändert
hat, beweist, daß du ursprünglich anderen Sinnes gewesen
bist. Auch du wolltest, anfangs zumindest, sicher nicht, daß
Rha-Ta-N’my ihren ganzen Einfluß hier geltend
macht.«
»Ich betone es noch mal, Hellmark: Nicht ihr Einfluß
ist es, sondern der meine! Das ist ein gewaltiger
Unterschied!«
»Ich laß’ mich nicht beirren, Sequus«,
widersprach Björn hartnäckig. »Du meinst, mächtig
zu sein – in Wirklichkeit bist du eine Marionette in ihren
Händen. Insgesamt gibt es von eurer Sorte sieben. Ich kann dir
die Namen aufzählen…«
»Damit sagst du mir nichts Neues. Aber das Geheimnis dieser
sieben kennst du nicht und wirst du nie kennenlernen, weil dein Leben
gar nicht lange genug dauert, um es herauszufinden. Sieben
Hauptdämonen an Rha-Ta-N’mys Seite stellen die sieben
Säulen dar, auf denen das gesamte Universum bis hinein in den
Mikrobereich sich stützt. Ist diese Welt nicht gigantisch? Ist
sie nicht – in deinen Augen – unendlich? Und nur sieben
– die gleichen Sinnes sind, wohlbemerkt – werden die Welten
beherrschen. Daran wirst auch du nichts ändern…«
Björn lachte rauh. Mit festem Blick beobachtete er seine
Umgebung. Die Halle zu beiden Seiten war flankiert von hunderten
fischgesichtiger Ursen, die wie Soldaten für ihren Herrscher
bereit standen, um ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
»Gleichen Sinnes?« fragte Björn gedehnt und
verhältnismäßig gelassen. »Glaubst du das
wirklich, Sequus? Seid ihr wirklich – gleichen Sinnes? Ist es
nicht so, daß einer dem anderen die Macht abspenstig machen
will, die ihm durch Rha-Ta-N’my zugesichert wurde?«
Björn wußte genau, was er riskierte. Doch er hatte
nichts zu verlieren. Nur noch zu gewinnen! Es kam ihm darauf an,
solche gewaltigen Dinge zu behaupten, um zweierlei in Gang zu
bringen: erstens, Sequus zu verunsichern und zweitens, Zeit zu
gewinnen…
Dabei war das letztere noch wichtiger als das erstere.
Sequus kam es auf einen schnellen Erfolg an. Gerade den konnte er,
Björn, aber nicht verkraften.
Er mußte Sequus daran hindern, seinen Triumph schnell zu
erreichen. Mit Halbwahrheiten und Vermutungen konnte er
möglicherweise eine gewisse Unruhe bewirken. Instinktiv
fühlte Björn jedoch, daß er mit seinem Verdacht gar
nicht mal so verkehrt lag.
Auch unter den Hauptdämonen gab es einen gewissen
Konkurrenzneid und wurden die Bücher nicht offen hingelegt. Die
lange Erfahrung, die Björn im Umgang mit jenen Kräften aus
der Finsternis gewonnen hatte, wies eindeutig darauf hin, daß
der Wunsch nach Macht in jedem so groß war, daß der
andere dabei übergangen und hintergangen wurde.
Erkannte Sequus das nicht – oder wollte er es nicht
erkennen?
Björn schlug weiter in diese Kerbe. »Und es werden sogar
andere kommen, die danach streben, eure Plätze einzunehmen. Ich
brauche in diesem Zusammenhang nur Molochost den
Dämonenfürsten, zu erwähnen…«
Wie einst Sequus, so lag auch hinter Molochos, dem Schwarzen
Priester aus Xantilon, eine natürliche Geburt und ein
natürliches Leben. Aus freien Stücken waren sie zu den
Dämonen gestoßen und hatten sich damit vollkommen in deren
Abhängigkeit begeben.
Sequus war zum Dämon geworden - Molochos ebenfalls. Er
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