Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts
Ablauf der Natur. Seinem Willen
unterstanden Wind und Wetter, er konnte die Sonne scheinen lassen,
die Erde erbeben, Orkane entstehen lassen…
Doch nach all diesen Möglichkeiten, die ihm Kh’or Shan
boten, stand ihm jetzt nicht der Sinn. Er wollte Hellmark ein
Schauspiel bieten, das diesen mit Grauen erfüllte.
Und Björn begriff, daß es für Sequus eine Art
Demütigung sein mußte, zu wissen, daß es hier in
dieser Welt eine Stelle gab, die nicht seiner Kontrolle und seinem
Willen unterstand.
Die unterirdischen Gärten des Hestus’, in denen Carminia
und Pepe sich in Sicherheit wiegten, mußten ihm ein wahrer Dorn
im Auge sein.
Vor langer Zeit war es Loanas Vater gelungen, einen Teil der
Geheimnisse dämonischen Lebens zu ergründen und
gewissermaßen wie in einem Spiegel festzuhalten.
Carminia, die sich nach und nach der Vorgänge in und um diese
Gärten zu erinnern und zu erforschen begann, stellte für
Sequus offensichtlich einen Risikofaktor dar, über den Hellmark
nachzudenken noch keine Gelegenheit hatte.
Und nun nahmen die Dinge um seinen Freund Rani seine ganze
Aufmerksamkeit in Anspruch.
Die Kugel mit dem Inder rollte quer durch die Halle, erreichte das
Tempelende und damit die felsige Bucht, gegen die die Wellen des
Ozenas spülten.
»Was hast du vor mit ihm, Sequus?« brüllte
Hellmark.
»Kannst du es denn gar nicht erwarten, bis du’s zu sehen
bekommst?« höhnte die Stimme des Ursenkönigs.
Noch während er sprach, setzte sich auch die Kugel, in der
Björn eingeschlossen war, in Bewegung.
Diese Kugel blieb ungefähr knappe fünf Meter hinter der
Mahays. Und sie bewegte sich überhaupt nicht mehr weiter, als
sie das Ende des steinernen Uferrandes erreicht hatte.
Wie von unsichtbaren Händen festgehalten, klebte sie auf der
Stelle und vibrierte nur leise, als würden lebendige Kräfte
diese dichte, glasklare Hülle erfüllen.
Mahays Kugel wurde von den Wellenausläufern mitgerissen,
hüpfte auf den Schaumkronen und verschwand weiter nach
draußen in der Bucht, wurde plötzlich schwer wie eine
Bleikugel, und Björn hielt den Atem an, als er sah, was sich da
ereignete, welche Teufelei der unheimliche Sequus im Schild
führte.
Zwischen den bizarren Felsen, die wie riesenhafte Gestalten
undeutlich geformter Dämonenstatuen wirkten, lief ein grausames
Schauspiel ab.
Die Kugel wurde schwerer. Von unten her füllte sie sich
rasend schnell mit Wasser, das Mahay im nächsten Moment an den
Knien, bis zur Hüfte, schließlich an der Brust stand und
kurz darauf bis ans Kinn reichte.
Da blieb dem tapferen Inder nichts weiter übrig als zu
schwimmen, um in dem weiter ansteigenden Wasser nicht zu
ertrinken.
Die Wände der glasklaren Kugel waren durchlässig, wenn
Sequus es wollte.
Das Wasser stieg weiter an. Rasend schnell.
Dann sank die Kugel infolge ihres Gewichtes ein zwischen die
Wellen, und Hellmark konnte den Freund nicht mehr sehen…
*
Fassungslos starrte er über das Meer, und seine Augen
brannten.
Er trommelte verzweifelt gegen die Innenwände der Kugel, die
ihn einschloß, warf sich mehrere Male dagegen, in der Hoffnung,
möglicherweise doch etwas zu erreichen, was ihm vorhin
mißlang.
Er agierte bis zur Erschöpfung. Sein Atem flog, sein Herz
schlug wie rasend, und er spürte es bis zum Hals klopfen.
Schweiß bedeckte seinen Körper, so daß seine
Wäsche klebte.
Björn sackte in die Knie, atmete schnell und flach, und das
Blut rauschte in seinen Ohren.
Er wußte nicht, wie lange er so gehandelt hatte, wie lange
er da kniete, den Kopf gesenkt, auf allen vieren abgestützt wie
ein Tier, das auf seinen Tod wartete.
Trotz aller Erschöpfung arbeitete sein Verstand klar wie
gewöhnlich.
Auch Sequus war zu besiegen. Man mußte nur den rechten Weg
kennen. Und gerade den – kannte er eben nicht…
Die Tatsache, daß der rätselhafte, unheimliche
Ursenkönig ihm seine Macht demonstrierte, bewies ihm eindeutig,
daß auch Sequus etwas befürchtete.
Es mußte mit Hestus’ magischen Gärten in
Verbindung stehen.
Nicht umsonst kam es ihm auch darauf an, Carminia und Pepe von
dort wegzulocken, um jene Gefahr, die Hellmark dumpf ahnte, zu
beseitigen.
Mehr als einmal hatte Sequus durch seine Untertanen im Lauf der
Jahrtausende, während er sie hierher in die Welt der dritten
Dimension schleuste, versucht, in die magischen Gärten
einzudringen. Doch die hatten sich für die fischgesichtigen
Ursen als eine wahre Todesfalle erwiesen.
Björn wußte später nicht mehr zu sagen,
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