Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts
schicken kannst. Dann brauchst du sie nur
abzuholen…«
»Das ist leider nicht so einfach. Der Eingang in die
Gärten ist für uns tabu. Keiner von uns – selbst mit
der stärksten Magie nicht – könnte diese Barriere
niederreißen. Du aber kannst die Grenze überwinden, ohne
daß dir ein Haar gekrümmt wird. Und darauf lege ich Wert.
Denn ich möchte es sein, der sie dir krümmt…«
»Und du glaubst, daß ich freiwillig dort hingehe, um
meine Freunde zu verraten?« fragte Hellmark kühl. Er zwang
sich zur Ruhe, obwohl in ihm ein Vulkan brodelte.
»Daß du es nicht freiwillig tun wirst, darüber
erübrigt sich jedes weitere Wort. Du würdest diese Freiheit
nur benutzen, um erneut die Flucht zu ergreifen und eine neue List
auszudenken, um mich doch noch klein zu kriegen. Nein! Du wirst
hingehen – mit einem genau umrissenen Auftrag von mir.«
Da lachte Hellmark leise. »Und wie soll das vonstatten
gehen?«
»Ich werde dich dazu zwingen. Mein Wille wird der deine sein.
Du wirst deinen Freunden einen ganz vernünftigen Vorschlag
unterbreiten, und sie werden dir gehorchen und dir nachfolgen. Meine
Helfer stehen dann schon bereit, um euch in Empfang zu nehmen. Damit
dann endet dein Auftrag. Du wirst hierher zurückkehren, und
alles wird seinen Fortgang nehmen, wie ich es mir ausgedacht
habe…«
Sequus hob mit den letzten Worten seinen rechten Arm. Seine Finger
spreizten sich, und deutlich waren die Schwimmhäute zu erkennen,
die von einem dichten Adergeflecht durchzogen waren.
»Ich werde dir eine kleine Kostprobe davon geben, was euch
erwartet. Es kann sein, daß ich mich bis zur Stunde der
Hinrichtung auch noch für eine andere Todesart für euch
entscheide. Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Bevor ihr jedoch
sterben werdet, dürft ihr sehen, wie die Zukunft der Erde sein
wird. Ein solches Angebot hat euch doch bestimmt noch niemand
gemacht, nicht wahr?«
Triumphierend blickte er sich in der Runde um. Der kalte, starre
Blick war unablässig auf Hellmark und seinen Begleiter
gerichtet. Die beiden Kugeln lagen dicht nebeneinander, und
Björn konnte Mahay, und Mahay Björn sehen. Doch keiner war
in der Lage, dem anderen irgendwie zu Hilfe zu kommen.
Hellmarks suchender Blick erfaßte das blinkende, kostbare
Schwert in unmittelbarer Nähe des Throns, auf einer schmalen
Bank liegend, die mit einem grünen, flauschigen Tuch abgedeckt
war.
Und auf diesem Tuch lag das Schwert des »Toten
Gottes!«
Es befand sich so nahe – und war doch in dieser Sekunde
unerreichbar für ihn.
Mit einem einzigen Handstreich hätte er es ohne
Schwierigkeiten an sich nehmen können, weil ein anderer nicht
dazu imstande war, ohne große Kraftanstrengung das Schwert auch
nur anzuheben.
Die Hülle, die sie umgab, schien so dünn und verletzbar
– und sie war doch so massiv.
In seiner Verzweiflung warf Björn Hellmark sich mit voller
Wucht gegen die dünne Haut. Er wurde wie von einem Trampolin
förmlich zurückgeschleudert, prallte gegen die Innenwand
gegenüber und von dort wieder zurück.
Es war ausgeschlossen, die Substanz zu durchbrechen.
Sequus lachte dröhnend. Das Schauspiel schien ihn
köstlich zu amüsieren.
»Es ist hoffnungslos, Hellmark! Von außen kann
jederzeit alles herein, was will. Doch wer sich mal im Innern
befindet, kann von dort aus nicht mehr durch eigene Initiative
zurückkehren. Dazu bedürfte es schon meines
Befehles…«
Er ließ nicht durchblicken, ob diese großen Blasen
magischer Herkunft waren, oder ob es sich um eine Art Tier handelte,
das seinen Befehlen unterstand.
Der König der Ursen machte wahr, was er angedroht hatte.
Er spreizte seine gewaltigen Flügel und streckte
beschwörend beide Arme aus. Dann murmelte er einige Worte, die
weder Hellmark noch Rani Mahay verstanden und die so schauerlich
klangen, daß es ihnen eiskalt über den Rücken
lief.
Björn sah, wie – noch während die dröhnenden
und unheimlichen Laute verhallten – sich die Kugel neben ihm in
Bewegung setzte.
Die Blase, die sich Rani Mahay einverleibt hatte, rollte quer
durch die Halle, und einen Moment schien es, als ob sie sich wieder
dem Wasser nähere, das sie hierher hochgetragen und
schließlich wie ein lästiges Etwas ausgespuckt hatte.
Dieses Wasser – es war ganz deutlich zu sehen – bewegte
sich nun nicht mehr rauschend und sprudelnd nach oben, sondern lief
den umgekehrten Weg nach unten. Sequus schien hier das
Unnatürliche wie das Natürliche voll im Griff zu haben.
Er konnte eingreifen in den
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