Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer
zerstören.«
Nachdenklich musterte er die Metallblöcke. Einer von ihnen
mußte der Fesselfeldprojektor sein, doch welcher?
»Wir wissen es nicht«, beantwortete der Djan seine
stumme Frage. »Diese Maschinen wurden zwar von unseren Vorfahren
erbaut, aber wir verfügen nicht mehr über ihre
Kenntnisse.«
»Habt ihr nicht bemerkt, wo die Blitze ihren Ursprung
haben?« Mirakel breitete hilflos die Arme aus. »Es ist
wichtig. Nach der Zerstörung des Käfigs wird mir nicht mehr
viel Zeit bleiben. Alles muß sehr schnell gehen, sonst sind wir
wirklich verloren. Denkt nach! Konzentriert euch…«
»Ich glaube…« begann eine helle Stimme unsicher,
schwieg dann aber wieder.
»Wer bist du?« fragte Mirakel hastig.
»Venamy, Mirakel. Drehe den Kopf nach rechts… Etwas
weiter… Ja, der junge Djan mit den schwarzen
Haaren…«
»Warum sprichst du nicht weiter, Venamy? Was hast du
bemerkt?«
»Ich bin mir nicht schlüssig.« Venamy biß
sich auf die Unterlippe. »Möglicherweise habe ich mich auch
getäuscht… Siehst du dort hinten diese hohe
Metallsäule, Mirakel?«
Der Dykte blickte in die bezeichnete Richtung. Prickelnde Erregung
ergriff ihn.
Die Säule ragte etwa zwanzig Meter in die Höhe und war
so dick, daß sechs Männer sie gerade noch umfassen
konnten. Glatt und platinfarben stand sie da und vibrierte wie alle
anderen der rätselhaften Maschinen.
»Bei deinem Eintreffen hatte ich den Eindruck«, fuhr der
junge Djan fort, »daß sie violett leuchtete.
Natürlich kann ich mich auch irren… Ich war noch
betäubt von dem todbringenden Schlaf, aber wenn ich mich richtig
besinne, dann gewann das Licht an Intensität und erlosch erst,
als dich das Fesselfeld in deinem Traumgefängnis abgesetzt
hatte.«
»Es stimmt!« schrie eine andere Stimme. »Ich habe
es auch beobachtet. Die Säule ist der
Fesselfeldprojektor.«
Mirakels Augen bildeten zwei schmale Striche.
Gab es noch mehr Säulen dieser Art? Nach einem raschen
Rundblick verneinte er die Frage.
Damit wuchsen seine Chancen, in einem entschlossenen Handstreich
die Bedrohung durch das Fesselfeld auszuschalten.
»Hört zu«, sagte der Dyktenmann laut, um seine
Gedanken zu verstärken. »Ich werde jetzt meinen Käfig
zerstören und die Säule angreifen. Ihr müßt auf
jeden Fall gegen den Schlaf ankämpfen. Erst wenn alle
Traumstationen vernichtet sind, könnt ihr ruhen.
Ihr dürft nicht noch mal eure Alpträume Wirklichkeit
werden lassen!«
Asheya nickte ihm ernst zu. Seine Gestalt straffte sich. »Wir
werden alles tun, was in unserer Macht steht. Aber sieh uns an, sieh
unsere eingefallenen Gesichter und die Blässe unserer Haut! Wir
sind dem Tod näher als dem Leben. Die Traummaschinen strahlen
dämonische Schwingungen ab, die uns schläfrig
machen…«
»Ich werde mich beeilen«, versprach Mirakel. Er
konzentrierte sich.
»Der Angriff beginnt – jetzt!«
Der Dykte hob beide Arme und schmetterte seine Fäuste mit
hellem Schrei gegen die gläserne Wand des Käfigs.
Ein Ächzen durchlief das transparente Material.
Quälend langsam für die geschärften Sinne des
Dyktenmannes, doch in Wirklichkeit mit rasender Eile, entstand in der
massiven Wand ein brüchiger Punkt. Myriaden feiner Risse krochen
nach allen Seiten, überzogen das Glas mit einem Netz dunkler
Striche.
Das Ächzen wurde lauter.
Mirakel schlug erneut zu.
Krachend zerbarst das Glas in einer Fontäne funkelnder
Splitter.
Er war frei!
Mirakels Blicke hefteten sich an die Metallsäule.
Wie schnell würde der Mechanismus des Fesselfeldprojektors
auf das ungewohnte Ereignis reagieren?
Da!
Der Dykte verbiß einen Fluch. Auf dem flachen Oberteil der
Maschine gloste es plötzlich auf.
Im stillen bewunderte Mirakel die technischen Qualitäten der
alten Djans. Selbst sein nun fast tausendfach beschleunigter
Zeitablauf wirkte neben der Schnelligkeit des Projektors träge
und langsam.
Das flackernde Feuer fraß sich unaufhaltsam weiter.
Sobald die flammende Helligkeit den Boden erreicht hatte, war das
Fesselfeld einsatzbereit.
Mirakel schoß durch die unregelmäßig gezackte
Öffnung und huschte einem Lichtstrahl gleich auf die Säule
zu.
Sein Herz verkrampfte sich. Nur noch wenige Zentimeter trennten
Feuer und Boden voneinander.
Und dann erreichte der Dykte die Säule. Er prallte gegen das
stählerne Material.
Die Welt schien unterzugehen.
Es gab einen ohrenbetäubenden Krach, gefolgt von einer
Feuerwand, die bis hoch in den Baldachin aus Licht schoß und
dort aufgesogen wurde.
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