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Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen

Titel: Macabros 074: Krypta der Regenbogen-Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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ein
steinerner Thron, dessen Seitenteile mit einem dämonenfratzigen,
eingemeißelten Gesicht versehen waren.
    Auf dem Thron saß eine hellhäutige Frau mit langem,
blondem Haar, vollkommen reglos, als würde sie den Atem
anhalten.
    Sie trug etwas auf dem Leib, obwohl man das wohl kaum als
Kleidungsstück bezeichnen konnte. Es war ein hauchdünnes,
spinnwebartiges Gewebe, das ebenso gut nicht vorhanden zu sein
brauchte.
    Kühl, gelassen lächelnd, blickte die schöne
Unbekannte auf die Lichtung herunter, wo die Wilden ihren Tanz
begannen. Mitten auf der Lichtung lag auch die gefesselte Monique
Duval.
    Als alle Schleier, die das Bild noch verschwommen erscheinen
ließen, vergangen waren und es in voller Klarheit erstrahlte,
waren die Wilden nicht mehr braun und mit grellen Farben bemalt,
sondern von Kopf bis Fuß regenbogenfarbig gestreift, als
hätten sie sich wie eine Schlange einer unsichtbaren Haut
entledigt.
    Die Toten wurden in dem großen Feuer verbrannt, die
Lebenden, die verletzt und ohnmächtig waren, an den Rand der
Lichtung in unmittelbarer Nähe des steinernen Throns mit der
unbekannten, reglosen Schönen gelegt.
    Die Regenbogenfarbenen erwiesen durch ihre Bewegungen und ihre
Gestik die Ehrfurcht vor dieser Person, die dort saß.
    Sie war – ihre Göttin! Mit ihr sprachen sie. Sie beteten
sie an, von ihr erflehten sie etwas.
    Sie wagten nicht, sich dem Thron mit der geheimnisvollen
Schönen mehr als bis auf zwei Schritte zu nähern.
    So bald sie dort erschienen, beugten sie immer wieder ihre
Oberkörper tief herab, murmelten geheimnisvolle Worte und rissen
dann ruckartig die Arme empor, gutturale Schreie von sich gebend.
    Dann kehrten die regenbogengestreiften Wilden an das Feuer
zurück, das mit ihnen auf geheimnisvolle Weise den Weg durch die
Dimensionen gemacht hatte. Doch dieser Eindruck täuschte. Raum
und Zeit hatten sich verändert, nicht die Wesen und Dinge hatten
eine andere Stellung eingenommen. Es schien, als wäre eine
andere Welt die ganze Zeit über in der rätselhaften
Erdhöhle inmitten der grünen Hölle des Amazonas
vorhanden, aber nicht sichtbar gewesen. Nun war sie durch nicht
minder rätselhafte Kräfte sichtbar geworden.
    Ob die magischen Beschwörungsformeln dieser Eingeborenen, die
sie mal als menschliche Wilden zeigten, mal als Wilde einer anderen
Welt, damit in Verbindung standen?
    Unter denen, die noch lebend angekommen waren, befand sich Jack
Slaton. Er war derjenige, der zuerst aus der Betäubung erwachte
und im Liegen noch erste Rekonstruktionen begann. Er beobachtete die
seltsamen Geschöpfe, die ihnen so unfreundlich gesonnen waren,
und von denen sie alles andere als Gnade und Barmherzigkeit erwarten
konnten.
    Aus halbgeöffneten Augen verfolgte er die rituellen
Tänze der Eingeborenen, deren regenbogenfarbige Haut unter der
Hitze und dem Widerschein des Feuers förmlich glühte, als
wäre sie von innen heraus beleuchtet.
    Slaton entging auch nicht, unweit von sich entfernt, der uralte
steinerne Thron mit den okkulten Symbolen, in denen man bei einiger
Phantasie ein vogelartiges Antlitz erkennen konnte.
    Das Antlitz des Vogels – in jeder nur erdenklichen Form
– aber war das Zeichen der Dämonengöttin
Rha-Ta-N’my…
    Doch davon ahnte und wußte Jack Slaton nichts.
    Für ihn stand nur eines offensichtlich fest: Die Wilden
hatten sie überwunden und an einen unbestimmbaren Ort mitten im
Dschungel geschleppt. Vom Übergang in eine andere Dimension
hatte er in seiner Bewußtlosigkeit nichts mitbekommen. Doch
ganz tief in seinem Bewußtsein meldete sich ein Zweifel, den er
nicht unterdrücken konnte. Er erinnerte sich an die unglaubliche
Szene, als sich vor seinen Augen die Körper der grellbemalten
Wilden veränderten. Er mußte dabei an seinen Verdacht
denken, daß es sich möglicherweise gar nicht um Menschen
handelte. Oder diese ›Desconocidos‹, wie sie bisher den
unbekannten Stamm, der hier am Oberlauf des Urubú vermutet
wurde, nannten, stellten nicht nur die Anthropologen und Biologen vor
ein Rätsel, sondern würden auch die Okkultforscher und
Fachleute auf dem Gebiet der Grenzwissenschaften auf den Plan rufen.
Alles, was er bisher an Merkwürdigem gesehen hatte, konnte nur
eine einzige Erklärung nach sich ziehen, nämlich die,
daß jene unbekannten Wilden über Fähigkeiten und
Kräfte verfügten, die nur auf eine hohe parapsychische
Aktivität zurückzuführen war.
    Doch sich darüber Gedanken zu machen, dazu war der Augenblick
sicher nicht geeignet.
    Er

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