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Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen

Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen

Titel: Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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entstand, weil der alte Freesmann noch immer damit
beschäftigt war, Mörtel und lose Steine wegzukratzen.
    Die Kraft, über die der Untote verfügte, war so
groß, daß das Schloß mitsamt der Klinke aus der
Tür gerissen wurde und der Riegel sich verbog. Fietje Freesmann
schleuderte das Schloß kurzerhand hinter sich in die
Dunkelheit, wo es auf eine der Bahren fiel und liegenblieb.
    Er griff nun in die ausgefranste Öffnung, wo das Metall
scharfkantig wie die Zähne einer Säge hervorstach. Doch
Fietje Freesmann fühlte keinen Schmerz, als sich das
zerklüftete Metall in seine weiße, blutleere Haut
bohrte.
    Weit schwang die Tür auf, und vor ihm lag der unbeleuchtete,
mit Fliesen belegte Korridor, auf den von der Seite her eine weitere
Tür mündete. Das war das Büro. Doch um diese Zeit
hielt sich dort niemand mehr auf.
    Fietje Freesmann durchquerte den stillen Gang, ohne einen Blick in
die Leichenhalle zurückzuwerfen, aus der er kam. Auch ohne sich
darum zu kümmern, was wohl sein Vater, der verändert war
wie er, wohl tat.
    Paul Freesmann hatte die Fensteröffnung inzwischen so
erweitert, daß sie groß genug war, einem ausgewachsenen
Mann Durchschlupf zu bieten. Er zog sich mit beiden Händen an
der Fensterkante in die Höhe. Dies geschah mit einer
Leichtigkeit, als ob er über einen durchtrainierten und
jugendlichen Körper verfüge. Er faltete die Flügel
zusammen und schlüpfte durch den Durchlaß, ging in die
Hocke und sprang dann zweieinhalb Meter in die Tiefe. Vor der
Hauswand standen mehrere Rosenbüsche, in denen er sich verfing.
Freesmann bekam überhaupt nicht mit, daß Fetzen des langen
Hemdes, das er trug, an den Dornen hängen blieben.
    Mit der Kraft einer Maschine teilte der Untote das Gebüsch
und gelangte auf einen mit Platten belegten Pfad, der um das Haus
führte.
    Das Anwesen war von einer etwa drei Meter hohen Mauer umgeben. An
ihr entlang wuchsen Büsche und Bäume, so daß dieses
Anwesen von der Straße den Eindruck vermittelte, als läge
dahinter ein kleiner Park.
    Etwa dreißig Meter weiter trafen Vater und Sohn Freesmann
wieder zusammen.
    Fietje Freesmann kam auf direktem Weg durch die Tür. Die
bestand aus Holz und hatte oben einen Streifen aus gebräuntem
Riffelglas. Ein Scheppern und Bersten hallte durch die Stille der
Nacht, als Fietje Freesmann mit beiden Händen von innen gegen
die Tür drückte und sie aus den Angeln riß. Mit
beiden Händen hielt er die Tür umfaßt und schleuderte
sie in einen Rhododendrenbusch.
    Wie auf ein stilles, geheimnisvolles Kommando, das nur ihnen
bewußt wurde, bewegten die beiden Untoten plötzlich ihre
Flügel.
    Kraftvoll hoben sie ab wie zwei seltene, fremdartige Vögel,
die in einer anderen Welt zu Hause waren.
    Mit mächtigen Flügelschlägen peitschten sie die
Luft und stiegen höher.
    Die Dunkelheit und das Wolkenmeer, das tief über der kleinen
Stadt lag, nahm die fliegenden Untoten auf. Sie streiften über
die Dächer der Häuser, über schmale, verlassene
Straßen und Gassen, passierten die Spitze eines Kirchturms und
flogen dann schnell mit kraftvollen Flügelschlägen
über das weite, flache Land, das sich unter ihnen ausdehnte.
    Die Freesmanns kannten ihr Ziel.
    Beide waren sie nichts anderes als Puppen in den Händen eines
grausamen Dämons, der sich ihrer bediente. Durch unsichtbare
Ketten waren sie vereint mit Ustur, dem Unheimlichen, dem Gespenst
aus einer anderem Welt. Und die Kraft dieser anderen Welt
erfüllte sie, denn Ustur war in diesen Sekunden mit ihnen und in
ihnen…
     
    *
     
    Macabros sah die Geflügelten in der Luft über sich, wie
sie das kleine, abseits stehende Haus umkreisten, und im ersten
Moment entging ihnen die lautlose Erscheinung, mit der sie
offensichtlich nicht gerechnet hatten.
    Doch dann sahen sie ihn. Mit schrillen Pfiffen warfen sie ihre
Körper herum und rissen die Flügel empor, daß die
Luft fauchend an ihnen vorbeistrich. Sie kamen im Sturzflug auf
Macabros herunter und glaubten, leichtes Spiel zu haben.
    Denn in ihren Augen war der Mann dort vor dem Haus ein Mensch aus
Fleisch und Blut, den sie zu ihrem Opfer machen wollten.
    Macabros wich drei, vier Schritte zurück, er sah die beiden
Geflügelten auf sich zustürzen.
    Im nächsten Moment ging es drunter und drüber.
    Macabros wurde von kräftigen Händen gepackt und zu Boden
geworfen. Die beiden unheimlichen Geflügelten aus der Luft
machten sich über ihn her. Der eine riß ihn herum,
während der andere sein gefletschtes Vampirgebiß in

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