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Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Titel: Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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also war das Gut Saint Martin, auf dem die Belmonds wie
Könige lebten.
    Unmittelbar hinter einer Kurve existierte eine
verhältnismäßig ebene, aber steinige Fläche, ein
Platz, auf dem bequem ein Auto ausweichen konnte, sollten sich an
dieser Stelle zufällig zwei begegnen.
    Leclerques Ziel war jedoch nicht direkt der Platz, sondern die
dunkle Stelle zwischen zwei aneinanderstoßenden,
zerklüfteten Felsblöcken, aus dem sogar ein Baum wuchs, der
das Gestein beachtlich auseinander getrieben hatte.
    Der Fahrer manövrierte den Citroen, so gut es ging, in die
äußerste dunkle Ecke, schaltete dann die Scheinwerfer aus
und verließ das Auto, um aus etwa zwanzig Meter Entfernung vom
Rand der Straße aus einen Blick auf sein Versteck zu
werfen.
    Marcel Leclerque war zufrieden.
    Wenn jemand hier vorbeikam, würde er das abgestellte Fahrzeug
in der Dunkelheit zwischen den Felsen nicht sehen.
    Der Franzose lief den steilen Weg nach oben und war froh über
die zunehmende Dunkelheit, die ihm sein Vorgehen erleichterte.
    Schon bei der Annäherung an das große Tor blickte er
sich aufmerksam in der Runde um und achtete auf jedes Geräusch
hinter der hohen Mauer, um sich rechtzeitig zu verbergen, wenn es
notwendig werden sollte.
    Doch nichts dergleichen trat ein.
    Er mußte immer an die Worte denken, die Jacques Belmond zu
ihm gesprochen hatte. Der junge Mann, der in dieser Abgeschiedenheit
groß geworden war, hatte eine Ahnung. Doch vorerst gab es
nichts, was seinen Verdacht in irgendeiner Form gerechtfertigt
hätte.
    Marcel Leclerque streifte fast die Wand, als er an ihr entlang
ging, um sich über die Ausdehnung des Anwesens ein Bild zu
machen.
    An mehreren Stellen warf er hin und wieder einen Stein über
die hohe Mauer, um auf diese Weise herauszufinden, ob sich dahinter
Hunde frei aufhielten.
    Er vernahm kein Bellen oder sonst irgendwelche Geräusche, die
einen solchen Schluß zuließen.
    Das Anwesen der Belmonds war entweder auf andere Weise abgesichert
oder der Hausherr fürchtete keinen unliebsamen Besucher.
    Auf der Südseite des Gemäuers existierte ein zweites
Tor. Es hatte die Größe einer normalen Tür. Das
schmiedeeiserne Gitterwerk war verschnörkelt und rostig. Ein
schmaler Weg – von faulem Laub bedeckt – führte
kerzengerade zwischen einer Allee von hohen Bäumen auf ein
Seitengebäude zu, dessen Fenster mit dunkelgrünen,
verwitterten Läden geschlossen waren.
    Der kühle Wind säuselte in den Blättern, und durch
die nahen Berge war ständig ein leises Heulen und Pfeifen in der
Luft, wenn er durch die Ritzen und Spalten im Gestein fuhr.
    Leclerque drückte vorsichtig die Klinke herab, um zu
prüfen ob die Tür abgeschlossen war. Wie nicht anders
erwartet, war sie es.
    Doch das hielt ihn nicht davon ab, einen anderen Versuch zu
unternehmen. Er mußte auf die andere Seite der Tür, anders
ging es nicht. Eine offizielle Einladung besaß er nicht, doch
Jacques Belmond hatte ihn selbst inständig gebeten, den ersten
Besuch auf dem Anwesen in aller Heimlichkeit zu vollziehen.
    So gesehen hatte er vom Sohn des Besitzers die Erlaubnis, das
Grundstück zu betreten.
    Das ebenfalls vier Meter hohe Tor war oben mit messerscharfen,
speerähnlichen Spitzen versehen, die ein Überklettern
verhindern sollten.
    Marcel Leclerque war ein sportlicher, gewandter Typ, der solche
Schwierigkeiten stets beseitigte.
    Mit äußerster Vorsicht stieg er am Gestänge in die
Höhe, erreichte das obere Ende und überkletterte aufmerksam
die Spitzen, um sich nicht aufzuspießen.
    Trotz aller Vorsicht kam er nicht ganz ungeschoren davon.
    An dem scharfkantigen Metall schlitzte er sich das linke Hosenbein
auf. Es ratschte. Ein Stoffetzen blieb an dem rostigen Metall
hängen.
    Beim Herabklettern löste es Leclerque mit ruhiger Hand, und
steckte das sonst zum verräterischen Signal werdende Corpus
delicti in seine Hosentasche.
    Aus zwei Metern Höhe sprang der Mann in die Tiefe. Federnd
kam er auf dem dickbelaubten Boden auf.
    Es mußte schon einige Jahre her sein, daß dieser Weg
benutzt wurde, sonst hätte jemand das faulende Laub
weggeräumt.
    Leclerque lief auf Zehenspitzen und geduckt durch die
Dämmerung.
    Er erreichte das blatternarbige Gebäude, eine Art Dependance,
die ebenerdig lag. Das Dach bestand aus roten Schindeln, die
hölzerne Tür war so grün wie die Läden links und
rechts daneben.
    Ein Gerätehaus? Ein Schuppen?
    Leclerque legte lauschend das Ohr an die Tür.
    Tiefe Stille…
    Die Tür zum abseits Stehenden kleinen

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