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Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Titel: Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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bei
dem jungen, breitschultrigen Mann mit dem karierten Hemd und der
Cordhose um den Gärtner.
    Wo aber waren die anderen? Madame und Monsieur Belmond?
    Das Spiel, das hier über die Bühne ging, war zu
undurchsichtig, als daß er es hätte durchschauen
können.
    Der smarte Privatdetektiv spielte einen Moment mit dem Gedanken,
ebenfalls in den düsteren Korridor zu huschen und sich den
beiden Gestalten an die Fersen zu heften.
    Er verwarf diese Idee ebenso schnell wieder, wie sie ihm gekommen
war.
    Schwere, dumpfe Schritte kamen aus der Dunkelheit auf ihn zu.
    »Die Dinger sind schwer. Aber wir schaffen das schon«,
sagte die Stimme des Mannes aus dem Innern des Hauses.
    Leclerque versteckte sich hinter dem Gebüsch und sah von dort
aus, wie der erste Sarg aus dem Haus geschleppt wurde.
    Der kräftige Mann trug ihn praktisch allein auf den
Schultern.
    Er mußte ungeheure Kräfte besitzen.
    Die Frau hinter ihm spielte nur eine Statistenrolle. Wie ein
Schatten lief sie hinter ihm her und hatte die Hände nach oben
und gegen die ihr zugewandte Schmalseite des schwarzen Sarges gelegt,
als bemühe sie sich, ihn vor dem Überkippen zu
bewahren.
    Der Sargträger wuchtete seine Last auf den Boden der
Abstellfläche des Lkw, schob sie dann, so weit es ging, nach
innen und sprang in den Laderaum. An dem Rumpeln und Poltern erkannte
Leclerque, daß der Sarg in die hinterste Ecke gezogen
wurde.
    Gleich darauf tauchte der Mann wieder an der breiten
Hintertür auf, sprang hinaus und betrat zum zweiten Mal das
Haus. Offensichtlich um einen weiteren Sarg zu holen.
    Da witterte der Beobachter seine Chance.
    Kaum daß die Frau und der Mann wieder außerhalb seines
Blickfeldes geraten waren, lief Leclerque auf den unbeleuchteten Lkw
zu und kroch in den Laderaum.
    Hier war es stockfinster.
    Der Sarg stand wie vermutet in der hintersten Ecke. Der Franzose
wußte, daß in dem Spiel, das er bereit war zu spielen,
ein unkalkulierbares Risiko entstanden war.
    Doch nur wenn er am Ball blieb, war es möglich, dem makabren
Geheimnis auf die Spur zu kommen, das die Menschen auf Gut Saint
Martin in Bann gezogen hatte, um das Jacques Belmond instinktiv eine
Gefahr spürte.
    An den jungen Mann in Paris, der sehnlichst hoffte, hier
Aufklärung über die Ereignisse zu erhalten, mußte
Leclerque plötzlich und unwillkürlich denken.
    Hatte der Kunststudent wirklich keine Ahnung, von dem, was
geschehen war? Manchmal schien es Leclerque so, als hätte er ihn
in eine Falle gelockt, aus der es über kurz oder lang kein
Entrinnen mehr gab. Seltsam, daß ihn ein solcher Gedanke
bewegte! Doch noch nie in seinem Leben hatte er so eigenartige Dinge
beobachtet und in sein Kalkül einbeziehen müssen.
    Außer dem Gärtner und einer Hausdienerin – so
hatte Jacques Belmond ihn wissen lassen – lebten seine Eltern
und eine Schwester seiner Mutter auf Gut Saint Martin. Weitere
Arbeiter und Angestellte gab es zwar, aber sie wohnten in Minerve
oder im weiter entfernt liegenden Narbonne oder hier im Gebiet von
Minervois.
    Der Privatdetektiv stieg über den Sarg, legte sich flach auf
den Boden und preßte sich zwischen die Rückwand des
Laderaumes und die Seitenwand des Sarges, so daß die Dunkelheit
ihn ganz einnahm.
    Keine halbe Minute später tauchte der Gärtner erneut
auf. Diesmal schleppte er den zweiten Sarg, der ebenfalls – wie
Leclerque es vermutet hatte – zum Abtransport in den Lkw
gebracht wurde.
    Ein dumpfer Schlag war zu hören, als die beiden Särge
aneinandergeschoben wurden.
    »So. Gleich hätten wir es. Jetzt der dritte und letzte.
Dann kann die Reise losgehen…« Es war die Stimme des
Mannes.
    Drei Minuten später war die Fracht komplett.
    Lauernd und atemlos lag Leclerque auf dem Boden des Frachtraumes
und wagte nicht, auch nur einen Finger zu rühren, um nicht auf
sich aufmerksam zu machen.
    Sein Glück war es, daß sich alles in der Dunkelheit
abspielte und weder die Hausdienerin noch der Gärtner auf die
Idee kamen, eine künstliche Lichtquelle einzuschalten. Im
Umkreis von mehreren Kilometern hielt sich außer ihm kein
Mensch auf, der Zeuge dieses seltsamen Schauspiels geworden war.
    Hart wurde die Metalltür ins Schloß gedrückt. Von
außen wurde abgeschlossen. Deutlich war zu hören, wie der
Riegel einschnappte.
    Marcel Leclerque war allein mit drei Särgen, von denen er
nicht wußte, was sie bargen.
    Doch er hatte einen Verdacht.
    Leclerque rührte sich noch immer nicht.
    Zäh vergingen Minuten. Sie kamen ihm vor wie Ewigkeiten.
    Dann

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