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Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Titel: Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Gesprächspartner blieben
unverändert – ernst.
    Ak Nafuur trat wortlos auf die Seite und deutete in den
angrenzenden kleineren Raum, in dem ebenfalls eine einfache Liege
stand.
    Rani wollte etwas sagen. Er fuhr zusammen, als er sah, daß
dort jemand lag, sich erhob und erstaunt in die Runde blickte.
    »Wo – bin ich?« fragte der Fremde auf
französisch.
    »Unter Freunden«, antwortete Ak Nafuur schnell, und ein
Lächeln huschte über seine Lippen. »Sie können
ganz beruhigt sein…«
    Der andere, ein großer, dunkelhaariger Mann, erhob sich. Er
stand einige Sekunden noch recht wackelig auf den Beinen, ehe er
näherkam.
    »Ich träume wohl noch immer«, murmelte er.
»Alles fremde Gesichter… wir haben uns nicht vorher
gesehen… Der Sarg? Wo ist er?«
    Er berichtete in ähnlicher Form von Traumerlebnissen wie Rani
Mahay. Einige Dinge in seinen »Träumen« waren noch
stärker ausgeprägt. Es schien, als müsse er einfach
darüber sprechen, wie unter innerem Zwang. Er wollte diese
düsteren Bilder aus seinem Bewußtsein vertreiben und das
Unwirkliche, das doch wirklich gewesen war, endlich los werden.
    Er ging nach draußen.
    Sonnenschein! Die Atmosphäre einer traumhaften Insel umgab
ihn, und der Gerettete, der aus Paris stammte, war noch immer der
Überzeugung, daß sein Alptraum endlich in andere Gefilde
wechselte, in denen man sich als Träumer wohlfühlen
konnte.
    Ak Nafuur gab hinter dem Rücken des Mannes Tina Morena einen
Wink.
    Die charmante, gutaussehende Schauspielerin, die zusammen mit Anka
Sörgensen-Belman ein Doppelmedium abgab, erhob sich.
    Dem Mann fielen fast die Augen aus dem Kopf.
    »Aber – das ist doch… das ist doch… Tina
Morena!« sagte er in ungläubigem Erstaunen.
    Er kniff sich in den Arm und spürte den Schmerz. Und doch
blieb das Bild.
    Er sah sie berühmte Schauspielerin, die er nur von der
Mattscheibe und der Kinoleinwand kannte, in Fleisch und Blut vor sich
stehen! Er konnte es nicht fassen.
    Ak Nafuur ging an Tina vorüber. »Kümmere dich um
den Mann, bringe ihn nach Paris zurück«, raunte er ihr zu.
»Er weiß nichts von allem was passiert ist. Das ist
vielleicht ganz gut so…«
    Tina nickte kaum merklich. Die Schauspielerin, die mit ihrem
vollen Namen Marino-Morena hieß, zog den Fremden auf die Seite
und ging mit ihm am Strand entlang.
    Plötzlich waren sie beide verschwunden.
    Tina hatte sich mit ihrem Begleiter nach Paris versetzt. Jeder,
der längere Zeit auf Marlos weilte, gewann eine erstaunliche
Fähigkeit. Er war imstande, die Insel durch reine Gedankenkraft
zu verlassen und jeden Ort der Erde aufzusuchen. Alle
Gegenstände und andere Personen konnten auf diese Weise
»mitgenommen« werden.
    Marlos war ein großes, parapsychologisches Wunder. Die
Kräfte der Insel weckten Kräfte in den Menschen.
    »Schenkt mir reinen Wein ein. Mit mir könnt ihr weniger
rücksichtsvoll umgehen«, verlangte Rani Mahay mit schwerer
Zunge. »Ich will genau wissen, was los war…«
    Sie erzählten es ihm. Sie wußten es alle. Er hörte
nur wortlos zu und stellte nicht eine einzige Zwischenfrage.
    Dann atmete er tief durch, senkte das Haupt und bedeckte beide
Augen mit den Händen. Die Wirklichkeit und sein vermeintlicher
Traum waren eins gewesen!
    Er wurde von der ganzen Wucht der Gewißheit getroffen und
mußte damit fertig werden.
    »Am Vergangenen ist nichts mehr zu ändern«, sagte
er dann, sich zur vollen Größe aufrichtend. »Tun wir
alles, daß kein weiteres Unheil passiert. Suchen wir Carminia,
Björn und Arson – kämpfen wir uns den Weg frei, den
Nh’or Thruu oder wer auch immer versperrt. Es muß doch
eine Möglichkeit geben, zu den Eingeschlossenen vorzudringen,
einen zweiten Weg zu öffnen…«
    Er fühlte sich voller Kraft und Unternehmungslust und schien
die Angst zu verdrängen, die in seinen Augen gestanden
hatte.
    Der Gedanke, daß er den Todeskeim der Nachtseelen, den Trieb
zur Selbstvernichtung in sich getragen hatte, war ihm
unbehaglich.
    Durch übermäßige Aktivität wollte er davon
loskommen.
    Während seines vermeintlichen »Traumes« war soviel
geschehen wie selten zuvor. Der Gedanke, daß die besten Freunde
verschollen, möglicherweise in Abenteuer geraten waren, die
tödliche Gefahr heraufbeschworen, war ihm unerträglich.
    Warum konnte er nicht dabei sein und ihnen helfen?
    So ganz unschuldig fühlte er sich nicht an den Ereignissen.
Wie ein blutiger Anfänger war er dem Unheil in die Arme gerannt,
selbst ein Spielball jenseitiger Mächte, abhängig

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