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Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Titel: Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Tatsache, daß Sephoos sein Opfer nicht mehr
sah, irritierte ihn, daß er sekundenlang wie erstarrt
stand.
    Seine Klauen befanden sich in halber Höhe vor der
Wabenkammer, in die er die Frau ursprünglich hatte
weiterschieben wollen.
    Und nun – war sie nicht mehr da?!
    Carminia warf sich ruckartig nach vorn. Noch befand sie sich nicht
so tief in der Wabe, noch war die Öffnung nicht verschlossen, so
daß sie alle Chancen hatte zu entkommen.
    Die Frau von Marlos beugte sich mit dem Oberkörper weit nach
vorn, rutschte über den Rand der Wabenkammer und landete vor den
Füßen des Insektenmenschen, der sich mit tierischem
Brüllen nach vorn warf.
    Carminia zog unwillkürlich und instinktiv den Kopf ein. Genau
zur rechten Zeit. Hätte sie nur eine Zehntel-Sekunde später
reagiert, wäre das Unglück geschehen.
    Sephoos’ Klauenfuß streifte sie noch. Carminia, die
nicht substanzlos, sondern nur unsichtbar war, erhielt einen
Stoß gegen den Kopf, daß ihr schwarz vor den Augen
wurde.
    Sie rollte zur Seite. In seiner Erregung hatte der unheimliche
Bewohner dieser einsamen Monsterstätte die Berührung nicht
bemerkt.
    Carminia Brado kroch benommen zwischen Sephoos’ Beinen durch,
während der wie von Sinnen die Kammer durchsuchte, tief
hineingriff und sich weit nach vorn beugte, um sich zu vergewissern,
daß die Beute wirklich nicht da war.
    Die Kammer war riesig. Viel zu groß für einen Menschen.
Sie war ein richtiger Tunnel, groß und honigfarben, in dem drei
ausgewachsene Personen ohne Schwierigkeiten nebeneinander aufrecht
stehen konnte.
    Carminia kam torkelnd auf die Beine, wandte den Kopf und sah
Sephoos, der ganze Brocken aus dem wächsernen Gebilde riß,
als hätte er den Verstand verloren. Nahm der Insektenmensch an,
daß sein Opfer in die Masse gekrochen war?
    Da wurde Carminia Brado vom Teufel geritten. Ohne zu
überlegen, handelte sie, riß beide Arme hoch und warf sich
mit ganzer Kraft Sephoos in den Rücken.
    Der Angriff erfolgte für den anderen völlig
unvorbereitet.
    Sephoos wurde nach vorn geworfen, verlor das Übergewicht und
landete mit dem Oberkörper im Innern der Wabe.
    Drei, vier Sekunden dauerte es, bis er daraus wieder
hervorgekrochen war. Diese Zeit nutzte Carminia zur Flucht.
    Sie rannte wie von Sinnen und machte mit ihren langen Beinen
große Schritte, um zwischen sich und Sephoos so schnell wie
möglich einen großen Abstand zu schaffen.
    Sie lief gradlinig durch die Wabenstadt.
    Sephoos konnte die Fliehende nicht sehen. Verwirrt und voller Zorn
blickte er sich in der Runde um, griff mit seinen Greifwerkzeugen
ruckartig in die leere Luft und begann zu ahnen, daß der
Angriff aus dem Unsichtbaren erfolgt war.
    Wütend peitschten seine Klauen die Luft und tasteten den
Boden ab. Mit Erschrecken mußte Carminia feststellen, daß
Sephoos ihr näher kam. Das war reiner Zufall.
    Sie schlug einen Haken und lief um eine der Riesenwaben herum. Der
Weg bis zur nächsten Ecke schien ihr endlos weit.
    Sie mußte stehen bleiben, um zu verschnaufen.
    Sie lehnte gegen den Wabenrand, blickte automatisch daran empor,
und der Schreck fuhr ihr in die Glieder.
    Die meisten Wabenkammern waren verschlossen. Dahinter pulsierte es
leise, als ob hinter den dünnen Häutchen ein Herz schlagen
würde.
    Carminia wurde Zeuge, wie aus einer Kammer in schwindelerregender
Höhe ein menschengroßes Insekt schlüpfte. Es hielt
sich mit seinen Greifwerkzeugen in der wächsernen Wand fest,
verschloß mit einer blasigen Schaummasse aus dem Maul die
Öffnung und suchte die nächst drunterliegende auf.
Offensichtlich, um dort ein Ei abzulegen.
    Instinktiv duckte sich Carminia und wollte um die Ecke der Wabe
verschwinden, um von dem offensichtlich weiblichen Exemplar nicht
wahrgenommen zu werden. Da fiel ihr ein, daß Velenas Armreif
sie schützte, daß sie auch von den schillernden
großen Facettenaugen nicht wahrgenommen werden konnte.
    Carminia konnte nicht ahnen, daß sie in diesen Sekunden
Zeuge eines unglaublichen Ereignisses geworden war.
    Das Insekt, das die Brutkammer aufgesucht hatte, war – eine
Menschenfrau. Sephoos hatte sie noch in der Normalwelt zu
seinesgleichen gemacht, um sie dann in die Mikroweit zu
entführen, wo sie ihm als Brutsklavin dienen sollte.
    Seine Rechnung war bisher aufgegangen…
    Carminia lief weiter. Ihr nächstes Ziel waren die bizarren
Spiraltürme, die wie seltsam geformte Nadeln in den
düsteren Himmel von Zoor wiesen. Die Waben und diese
Spiraltürme bildeten auf rätselhafte Weise eine

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