Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter
schälte sich wie der einer Spukgestalt aus
dem Nichts und wurde Teil der Landschaft.
Carminia Brado war wieder voll sichtbar und glaubte auch, diese
riskieren zu können, da weit und breit keine Spur von Sephoos
oder einem anderen Feind zu sehen war.
Doch der Feind lauerte überall in dieser bizarren, seltsamen
Welt, auch dort, wo Carminia ihn nicht vermutete.
Sie tat den nächsten Schritt, und es war ihr
letzter…
Urplötzlich hatte sie keinen Boden mehr unter den
Füßen.
Carminia schrie gellend auf. Langgezogen und schaurig hallte ihr
Schrei durch ein Labyrinth von Gängen und Schächten, das
sich unter ihr auftat.
Der Boden war wie ein Maul, das sich plötzlich geöffnet
hatte. So mußte er auch Arson verschluckt haben, schoß es
ihr unwillkürlich durch den Kopf.
Die Wände ringsum waren wie Gummi. Sie flog dagegen, prallte
ab und wurde auf die andere Seite geworfen. Carminia ruderte wild mit
Armen und Beinen und versuchte einen Halt zu finden. Doch es gab
keinen. Da existierte kein Vorsprung, kein Griff, nichts, an dem sie
sich hätte festkrallen können.
Ihre Fingernägel kratzten über die dicke Gummimasse und
brachen knirschend ab.
Sie schlug mit den Hüften, mit Ellbogen sogar mit dem Kopf
gegen die schwarzen Wände. Das verursachte Schmerzen und
Benommenheit. Aber sie verletzte sich nicht ernstlich und verlor auch
nicht die Besinnung.
Dann – Ruhe…
Die braunhäutige Frau lag am Boden. Ihr Kopf dröhnte,
ihr Herz schlug wie rasend. Carminia atmete schnell.
Sie hob den Kopf und reckte den schmerzenden Nacken. Nach oben
blickend gewahrte sie gewundene Stollen und offene Röhren, die
wie ein bizarres technisches Wunderwerk miteinander verbunden waren.
Ganz oben – sie konnte es nur nicht mehr sehen –
mußte sich das Schachtloch befinden, durch das sie
gestürzt war.
Sie schloß einige Sekunden die Augen und erhob sich leise
stöhnend. Sie hatte das Gefühl, durch eine Mangel gedreht
worden zu sein. Der ganze Körper tat ihr weh und war sicher mit
unzähligen blauen Flecken übersät.
Mühsam kam sie auf die Beine. Sie taumelte gegen die
rückwärtige Wand, als sich aus der geisterhaften,
rötlich glosenden Dämmerung eine silberfarbene Hand nach
vorn schob.
Carminia sah sie nicht.
Die Hand hielt einen Pfeil, dessen geschliffene, funkelnde Spitze
Carminia Brados Haut ritzte.
Die Frau spürte noch den scharfen, brennenden Schmerz
oberhalb ihrer linken Hüfte und wirbelte herum, als sich schon
ein Schleier über ihre Augen legte.
Sie sank in die Knie, fiel jedoch nicht zu Boden, weil der Mann,
der sie erwartet und mit einem schnell wirkenden Pfeilgift
betäubt hatte, sie sofort auffing.
Carminia stöhnte.
Ihre Augen waren weit geöffnet, ihr Körper fühlte
sich seltsam schwer und bleiern an. Sie schwebte in einem Zustand
zwischen Wachen und Träumen.
Es war ähnlich wie beim ersten Mal, als sie aus dem
Hinterhalt niedergeschossen wurde. Doch diesmal war nicht die gleiche
Menge Gift in ihren Körper gelangt wie seinerzeit, als ein Pfeil
sie genau zwischen die Schultern getroffen und zu Boden gezwungen
hatte.
Der Schleier vor ihren Augen wurde schwächer. Mit
großer Willenskraft gelang es ihr, die Benommenheit und
Schwäche zu überwinden.
Sie sah das Gesicht ihres Bezwingers nahe vor sich.
Ein jugendliches, markantes, glattes Gesicht. Die vertrauten
Züge eines Menschen, mit dem sie schon oft zu tun hatte, der
wegen einer Besonderheit sofort auffiel: Er hatte silberfarbene
Haut.
Es war Arson, jung, stark und genau so, wie sie ihn vor seinem
mysteriösen Verschwinden gesehen hatte!
*
Sie trafen sich wie verabredet in Brasilia, der Hauptstadt des
Landes.
Juan Lopez Amalla war dreiunddreißig, ein sportlicher Typ,
der am liebsten weiße Jeans und dunkelblaue, seidig schimmernde
Sporthemden trug.
Er hatte schwarzes, glänzendes Haar und eine Schwäche
für Frauen. In seinem Gefolge tippelte auf hohen
Stöckelschuhen eine Vertreterin.
Eine gutgebaute Blondine mit Traumbusen, den richtigen Kurven da,
wo sie sein mußten, und schulterlangem Haar.
»Das ist Angelique«, stellte Amalla seine Begleiterin
vor.
»Die gleiche, die du an dem Abend, als wir miteinander
telefoniert haben .?« erkundigte sich Friedrich Chancell
vorsichtshalber, um in der trauten Gemeinsamkeit später durch
eine falsche Bemerkung die Stimmung nicht zu verderben.
»Genau die! In der Eile erschien mir dies das Richtige. Sie
war auch gleich einverstanden…« Er strahlte über das
ganze Gesicht wie
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