Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter
Einheit,
die auch Björn noch nicht durchschaute. Er glaubte jedoch,
daß über die Türme die Stimme Nh’or Thruus zu
ihnen getragen worden war und sie verantwortlich zu machen waren
für die gespeicherten Bildsequenzen, die Arson und Hellmark
empfingen, als sie die unterirdische Stätte aufsuchten, in der
Hoffnung, die verschollene Carminia Brado zu finden.
Seit dieser Zeit waren sie praktisch Gefangene dieser
Unterwelt.
In ihrer Situation hatte sich nicht das geringste verändert.
Sie drehten sich förmlich im Kreis.
Alle diese Gedanken gingen ihr durch den Kopf, während sie so
lange rannte, wie es ihr möglich war.
Sephoos hatte längst erkannt, daß seine wütende
Suche in der Wabenstadt zu nichts führte.
Flügelrauschend zog er in geringer Höhe seine Kreise und
beobachtete genau die Umgebung. Immer wieder warf Carminia Brado
einen ängstlichen Blick zum düsteren Himmel, der von einem
violett-grünen Leuchten gespenstisch angestrahlt war.
In der Ferne lagen die Berge, vor denen sie von Björn und
Arson getrennt worden war. Sie mußte dorthin
zurück…
Sie stolperte über einen moosüberwachsenen Stein.
Instinktiv versuchte sie den Fall zu verhindern, indem sie die Hand
nach einem vorstehenden Ast ausstreckte.
Sie hätte es besser nicht getan.
Der Zweig krachte und brach ab.
Sephoos sah das Ereignis, ohne den Verursacher wahrzunehmen.
Er handelte blitzschnell.
Wie ein Raubvogel stieß er in die Tiefe, hatte seine
Klauenfinger ausgestreckt, fuhr mit voller Geschwindigkeit in den
Busch hinein und zerfetzte ihn.
Carminia Brado war zu Boden gestürzt und rollte über den
feuchten Untergrund, weg vom Buschwerk, das Sephoos in seiner Wut und
seinem Zorn kurz und klein schlug. Da blieb kein Ast mehr ganz.
Rund zehn Meter von dem Tobenden entfernt lag die unsichtbare
Brasilianerin schweratmend in einer Bodenmulde und wagte nicht mehr,
sich zu rühren.
Dann hielt Sephoos inne.
Eine Zeitlang stand er noch da, starrte zu Boden und warf mit
seinen Klauenfüßen das zerfetzte Astwerk durcheinander.
Der Boden ringsum sah aus, als hätte eine Baumaschine ihn
aufgewühlt.
War der Insektenmensch davon überzeugt, das von ihm verfolgte
Opfer gefunden zu haben und getötet zu haben?
Nachkontrollieren konnte er es nicht. Carminia blieb nach wie vor
unsichtbar, was sie einerseits erleichterte, andererseits aber auch
mit Sorge erfüllte.
Die Kraft in Velenas Armreif war begrenzt. Wie oft der Reif schon
benutzt worden war und für wie lange, das ließ sich im
einzelnen nicht mehr zurückverfolgen. Einmal aber würde er
auf alle Fälle versagen.
Sie hoffte nur, daß die Wirkung noch so lange anhielt, bis
sie wirklich in Sicherheit war.
Sephoos verließ den merkwürdigen Ort. Carminia
ließ noch einige Minuten vergehen, ehe sie sich erhob und ihren
Weg fortsetzte.
Diese eigenartige Landschaft unter der Erde kam ihr jetzt zum
ersten Mal so recht zu Bewußtsein. Fast war es unvorstellbar,
daß sich über ihr der Dschungel mit den Riesenbäumen
befand und die alte, zerfallene Stadt, die von den Insektenmenschen
dieser Welt als Tarnung und Falle errichtet worden war.
In der Düsternis hinter ihr waren die unförmigen Umrisse
der tief in den Boden ragenden Baumstämme und das bizarr sich
verflechtende Wurzelwerk mehr zu ahnen, denn zu sehen.
Hier auf der zweiten Ebene aber wuchsen ebenfalls noch kleinere
Bäume, Büsche und Sträucher, die von dunklerer Farbe
waren, fleischige Blätter hatten und teilweise mit Insekten und
schmarotzendem Getier bedeckt waren.
Allen Naturgesetzen zum Trotz gediehen hier Tiere und Pflanzen
ohne Licht und Sonne! Zoor war ein Vorort der Hölle…
Sie mußte daran denken, daß Arson von weiteren
Höhlen gesprochen hatte.
Höhlen unter dieser Ebene aber bedeuteten, daß eine
weitere Welt unter dieser liegen mußte. Eine seltsame
Vorstellung drängte sich ihr auf.
Konnte es sein, daß die Welt Zoor in mehreren Ebenen
übereinander angelegt war, daß im Zentrum –
Nh’or Thruu residierte, ein bösartiger, besonders
gefährlicher und mächtiger Dämon, der dort sein
finsteres Reich errichtet hatte?
Sie passierte zwei der seltsamen, spiralförmig gewundenen
Nadeln und wirkte winzig und verloren in der Einsamkeit einer fremden
Landschaft, die einem fernen Stern eigen war.
Jenseits dieser grotesken Gebilde tastete sie während des
Rennens nach dem Armreif und drehte ihn in die ursprüngliche
Position zurück. Sie mußte sparsam umgehen mit der
weißmagischen Energie.
Ihr Körper
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