Macabros 082: Das magische Vermächtnis der grauen Riesen
überhaupt
nicht, was Sie von mir wollen.«
»Ich weiß es. Die wahre Geschichte…«
»Die hab’ ich Ihnen erzählt.«
»Sie klingt ziemlich unglaubwürdig.«
»Manchmal ist es gerade die Wahrheit, die unglaubwürdig
klingt.«
»Niemand wird sie Ihnen abnehmen, Rogg.«
»Vielleicht doch. Wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind,
wird man feststellen, daß ich den von Ihnen erwähnten
Kerzenständer überhaupt nicht in der Hand hatte. Man wird
keine Fingerabdrücke finden.«
»Was kein Wunder ist«, warf Künzl sofort ein und
lachte leise. »Sie trugen Handschuhe. Haben Sie das auch schon
wieder vergessen?«
Rogg fluchte leise. Er war durcheinander und fing an, Fehler zu
machen. Aber eigentlich brauchte er nichts zu fürchten. Mit dem
Mord hatte er nichts zu tun. Beinahe kam es ihm so vor, als
hätte jemand den Einbruch ausgenutzt, um ihn aufs Kreuz zu
legen. Aber außer Peter Durand war kein Mensch in den Coup
eingeweiht gewesen.
Künzl gab seinen Begleitern einen Wink. Sie führten Rogg
ab. Peter Durand saß bereits in einem anderen
Polizeifahrzeug.
Künzl ging nochmal in das alte Haus zurück. Die Leiche
war inzwischen eingesargt. Der Zinkbehälter stand noch im
Raum.
Der Kriminalbeamte stellte sich an den Platz, an dem Rogg laut
seiner Aussage gestanden hatte, als der Mann urplötzlich
auftauchte und dann zusammenbrach.
»Demnach muß er aus der Luft gekommen sein, und der
Mörder, wenn Rogg nicht mit ihm identisch ist, muß sich
eine Sekunde nach der Tat in Luft aufgelöst haben!«
Künzl kratzte sich im Nacken bei dieser Äußerung.
Der Mann ging mit zwei Assistenten wenig später nochmal durch
sämtliche Räume.
Er fand das bestätigt, was Jean Rogg schon mitgeteilt hatte.
Schubladen waren geöffnet, aus denen der Einbrecher einige Dinge
an sich genommen hatte. Die Uhr, verschiedene Schmuckstücke und
Bargeld waren sichergestellt worden. Der Teppich lag noch so
eingerollt im Mordzimmer, wie Rogg ihn hatte liegen lassen.
Nach wie vor gab es keinen Hinweis darauf, daß sich
außer Rogg und dem Wohnungsinhaber noch jemand im Haus
aufgehalten hatte.
Auch hier hatte der Einbrecher eine Bemerkung gemacht, die
Künzl nicht aus dem Kopf ging.
Jean Rogg behauptete, daß der Hausbesitzer Friedrich
Chancell überhaupt nicht in der Wohnung sein konnte.
Rogg hatte Chancell persönlich vor drei Tagen abfliegen sehen
– und seither das Haus beobachtet, um sicher zu sein, daß
es sonst niemand gab, der regelmäßig nach dem Rechten
sah.
Friedrich Chancell war in der Öffentlichkeit kein
Unbekannter. Auch Künzl war mit dem Namen des Mannes schon
konfrontiert worden, der durch eigenwillige und sensationelle
Theorien von sich Reden machte.
Konnte es sein, daß während Chancells Abwesenheit ein
anderer hier im Haus wohnte?
Künzl verwarf den Gedanken ebenso schnell wieder, wie er ihm
gekommen war.
Das war ein Widerspruch in sich.
Rogg war zu aufmerksam, als daß ihm ein Bewohner dieses
Hauses nicht aufgefallen wäre. Ob es sich nun um einen Gast oder
um den Besitzer selbst handelte, beides war mysteriös und
paßte nicht in die Geschichte. Es sei denn, Rogg hatte von
Anfang an einen Mord einkalkuliert, um an Dinge heranzukommen, mit
denen er meinte, viel Geld zu machen. Wenn man die Sache von dieser
Seite betrachtete, paßte plötzlich alles wieder. Aber es
paßte nicht zu Roggs Art! Er war ein Dieb, kein
Mörder… Künzl glaubte ihm das.
Trotz aller Gedankenakrobatik kam der Kriminalist nicht weiter. Er
warf einen Blick auf den Zinksarg.
Die Identität des Toten stand noch nicht hundertprozentig
fest. Zunächst ging man davon aus, daß es sich um den
Hausbesitzer handelte. Künzl war überzeugt davon, daß
spätestens in vierundzwanzig Stunden die Identität
feststand.
Dann wollte er ein erneutes Gespräch mit Rogg
führen.
Alle Fenster waren wieder verschlossen. Die Tür des einsam
stehenden Hauses wurde mit einem polizeilichen Siegel versehen.
Nach und nach fuhren die Autos ab.
Künzl blieb bis zuletzt, rauchte noch eine Zigarette und
blickte sich in der stillen Gegend um.
Da hatte er eine Vision!
Ganz deutlich sah er plötzlich eine farbige, belebte Szene
vor sich in der Dunkelheit, genau auf dem Feld, in Steinwurfweite
gegenüber.
Eine riesige Pyramide schwebte mitten in der Luft und senkte sich
langsam herab. Einige Personen, darunter eine Frau, standen unten auf
dem Boden und wichen schrittweise zurück. Die Menschen wirkten
im Vergleich zu dem Objekt ameisenhaft klein. Die Pyramide
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