Macabros 082: Das magische Vermächtnis der grauen Riesen
umzusetzen. Er arbeitete schnell,
wieder mal in seinem einunddreißigjährigen Leben wurde er
zum Gesetzesbrecher. Das Eigentum eines Menschen, das ihn nichts
anging, lockte ihn.
Ringsum war es weiterhin still, außer dem leisen Rauschen in
den Blättern.
Peter Durand hatte Verlangen nach einer Zigarette und zündete
sich trotz Roggs ausdrücklichem Verbot eine an. Es war kein
Mensch in der Nähe, der die Glut gesehen hätte…
Doch der Eindruck täuschte.
Die Tat der beiden Einbrecher hatte einen Zeugen!
In der Dunkelheit stand – kaum merklich atmend – eine
Gestalt, die so schwarz war wie die Nacht. Schwarzer Mantel,
schwarzer Hut, der tief ins Gesicht gezogen war. Das Antlitz
schimmerte fahl wie die Haut eines Toten.
Weder Durand noch Rogg ahnten etwas von dem Beobachter.
Um dessen Lippen huschte ein flüchtiges, zufriedenes
Grinsen.
Er war einer jener legendären ›Männer in
Schwarz‹, die immer dann auftauchten, wenn etwas Besonderes in
der Luft lag, wenn große und unheimliche Ereignisse ihre
Schatten vorauswarfen…
*
Der unerkannte Beobachter machte auf dem Absatz kehrt und tauchte
in die Finsternis.
Sein Ziel war die Straße. Unbemerkt erreichte er sie. Wie
durch Zauberei - oder als hätte ein geheimes Signal dies bewirkt
– näherte sich vom Ende der Straße plötzlich ein
Fahrzeug mit abgeblendeten Scheinwerfern.
Es war ein weißer, chromblitzender Cadillac.
Zwei Personen saßen darin. Der Fahrer und ein weiterer Mann,
der sich äußerlich in nichts von der Gestalt unterschied,
die gerade ihren Beobachtungsplatz aufgegeben hatte.
Sie alle waren ›Männer in Schwarz‹ - ›Men in
Black‹...
Lautlos schwang die Tür zum Beifahrersitz nach außen,
als das Fahrzeug langsam heranrollte.
Der am Straßenrand stehende Mann sprang in den fahrenden
Wagen und zog die Tür zu, als der Fahrer schon wieder
beschleunigte. Die Straße führte Richtung Basel.
»Und?« wollte der Fahrer wissen.
»Es läuft alles wie am Schnürchen«, antwortete
der Mann an seiner Seite, während der dritte, der auf dem
Rücksitz saß, sich etwas nach vorn beugte, »einer ist
schon im Haus. Das ist genau der richtige Zeitpunkt, um etwas zu
unternehmen.«
Noch während er sprach, betätigte er einen Mechanismus
an der Mittelkonsole. Leise surrend öffnete sich eine Klappe,
und ein Funktelefon glitt aus der Versenkung.
Der Mann griff nach dem Hörer und wählte eine Nummer. Es
war die der Polizei in Basel.
Ein Wachtmeister meldete sich.
Der Anrufer räusperte sich und gab sich als harmloser Passant
zu erkennen, dem durch Zufall etwas aufgefallen war.
»… ich habe gesehen, wie sich zwei verdächtige
Gestalten am Eingang eines Hauses zu schaffen machten. Das Haus steht
ziemlich abseits. Es scheint im Moment unbewohnt zu sein. Vielleicht
lassen Sie dort mal nach dem Rechten sehen,
Wachtmeister…«
Der Mann in Schwarz beschrieb die Umgebung und konnte auch den
Straßennamen angeben. Der Wachtmeister erkundigte sich noch
nach dem Namen des Anrufers, doch da war die Leitung plötzlich
tot. Der Mann reagierte nicht mehr.
Der Anrufer vernahm zwar den Zuruf noch aus dem Hörer, gab
aber keine Reaktion mehr. Er legte kurzerhand auf und lehnte sich
dann in das weiche Polster des Sitzes zurück.
Der Fahrer und der Mann, der angerufen hatte, warfen sich einen
raschen Blick zu.
Der Chauffeur beschleunigte. Mit hoher Geschwindigkeit jagte der
Cadillac über die nächtliche Landstraße.
Peter Durand hörte das Motorengeräusch und sah die
winzigen roten Rücklichter, die von der Dunkelheit verschluckt
wurden.
Der blasse Mann mit der spitzen Nase hielt unwillkürlich den
Atem an und verbarg die glimmende Zigarette in der hohlen Hand. Dabei
war es unmöglich, daß man von der Straße her die
Glut der Zigarette sah. Doch Durand wollte auf Nummer Sicher
gehen.
Das Motorgeräusch verebbte, und Sekunden später
herrschte wieder vollkommene Stille.
Weder Durand noch Rogg, der sich inzwischen im Haus befand und
seinem unredlichen Geschäft nachging, ahnten,daß
inzwischen etwas im Gang war.
Obwohl im Polizeirevier 1 in Basel einige Zweifel an der Echtheit
des Anschlags bestanden, konnten die Beamten ihn nicht einfach
ignorieren. Der Wachtmeister setzte sich sofort mit der Besatzung
eines Funkstreifenwagens in Verbindung. Die
verhältnismäßig präzisen Angaben führten
dazu, daß die Beamten sofort wußten, wohin sie zu fahren
hatten.
»Die Beobachtung kann stimmen«, meinte der Wachtmeister
im Streifenwagen 15.
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