Macabros 083: Apokalyptas todbringende Armada
Betriebsamkeit.
›Ramos‹ konnte niemand mehr helfen. Es würde in
Zukunft für niemand mehr einen ›Ramos‹ geben.
Hilfesuchende, die aus irgendwelchen Gründen auch immer diese
Welt hinter sich lassen wollten, würden vergebens nach ihm
fragen.
Unter normalen Umständen, wäre ›Ramos‹ auf
natürliche Weise gestorben, wäre dies schon schlimm genug,
aber für ihn weniger riskant gewesen. Es bestand die Gefahr,
daß nun etwas ans Licht der Öffentlichkeit drang, was bis
zum Ende der Zeiten eigentlich unerkannt hätte bleiben
sollen.
Er hörte Philipe Garcon lautstark draußen fluchen. Der
Clown entfernte sich von Baktars Wohnwagen. Garcons Auftritt stand
unmittelbar bevor.
Aus dem dunklen Wagen starrte der Zigeuner auf den freien Platz
vor dem Zelt und in die düsteren Wagengassen. Durch die Musik
und die anderen Geräusche im Zelt waren die Schüsse auf
›Ramos‹ nur von zwei oder drei Zeugen vernommen worden, die
sich zufällig in der Nähe aufhielten. Das waren Philipe und
die Artistin, berücksichtigen mußte er noch Edouard, der
Tierbändiger und gleichzeitig Mitinhaber des kleinen
Zirkus’ war, der die Provinznester abklapperte.
Es war auch zu dumm, daß ausgerechnet Philipe einen Blick in
den zweiten Wohnwagen hatte werfen können. Allzuviel hatte er
zwar in der Eile nicht sehen können, aber daß Baktar in
dem großen, fensterlosen Wagen ständig etwas mit auf
Reisen nahm, das alles andere als ›natürlicher
Herkunft‹ war, daran hegte er wohl keinen Zweifel mehr.
Baktar lief nach draußen. Die schwere Zugmaschine mit dem
Dieselmotor war abgekoppelt. Der Zigeuner startete und koppelte
an.
Sein Manöver blieb nicht unbeobachtet.
Freunde und Kollegen, unter ihnen auch die Artistin, tauchten auf
und standen im Halbdunkel vor dem freien Platz.
»Was ist denn in dich gefahren?« wurde Baktar gefragt.
»Aufbruch ist doch erst in anderthalb Tagen. Du hast dich im
Datum geirrt.«
»Ich muß fort von hier, auf dem schnellsten Weg. Einer
hat einen Mordanschlag auf mich verübt. Wenn er merkt, daß
er mißlungen ist, wird er seinen Plan wiederholen. Dazu
verspüre ich keine Lust.«
»Ein Mordanschlag auf dich, Baktar?« wunderte sich ein
anderer. »Du bindest uns ’nen Bären auf…«
Der Sprecher lachte. Wahrscheinlich hielt er die Worte des Zigeuners
für einen Witz. »Was hast du denn angestellt, daß
einer dir unbedingt das Lebenslicht ausblasen will? Du wirst ihm doch
nicht seine Frau ausgespannt haben…«
Ringsum Gelächter.
Baktar blieb todernst, kurbelte das Fenster an seiner Seite hoch
und reagierte überhaupt nicht mehr.
Vorhin hatte er sich dazu hinreißen lassen, einige
unbedachte Dinge zu sagen. Da stand er unter dem Schock des
Ereignisses. Nun begann er klar und logisch zu denken und glaubte zu
wissen, daß er richtig handelte.
Verhältnismäßig hart stieß er gegen die
Kopplungsstange. Es schepperte metallisch.
Baktar sprang aus dem Wagen und koppelte an. Er ließ sich
auf kein Gespräch mehr ein, fuhr einfach los und starrte mit
glasigem Blick auf den Weg vor sich. Seine Kollegen der letzten Zeit
sprangen zurück, als er Gas gab und in viel zu hohem Tempo die
beiden Wagen hinter sich herzog.
Da tauchte Edouard auf. Er war die ganze Zeit über nicht in
seinem Wagen gewesen, sondern im Zirkuszelt. Offensichtlich hatte er
durch Garcon vernommen, daß etwas nicht in Ordnung war.
Edouard lief neben der Zugmaschine her.
Gestikulierend und mit lauten Zurufen gab der Mann ihm zu
verstehen, anzuhalten.
Baktar kurbelte ein letztes Mal das Fenster herab. »Ich kann
nicht bleiben, versteht mich doch!« brüllte er nach
draußen.
»Aber da ist noch ein Auftritt, wenigstens der eine noch,
heute abend, Baktar!« flehte Edouard ihn an. »Was, zum
Teufel, ist denn in dich gefahren? Du bist die Hauptattraktion. Du
kannst uns doch nicht einfach im Stich lassen! In einer halben Stunde
ist dein Auftritt…«
»Tut mir leid, Edouard«, rief er laut, ohne den Kopf zu
wenden. »Ich kann nicht anders. Ich werde dir alles
erklären. Ich werde wieder zu euch stoßen, das verspreche
ich dir. Aber ich darf dem Mörder keine Gelegenheit geben, auch
mich vor den Lauf seiner Waffe zu bekommen. Vielleicht
läßt er sich auch etwas anderes einfallen. Da ist eine
Intrige im Gang…«
»Ich versteh’ das alles nicht, Baktar…«
»Ich verstehe es selbst nicht, Edouard. Deshalb muß ich
in Ruhe nachdenken. Das geht hier aber nicht.«
Er hielt nicht an und erreichte die unbefahrene Straße, an
der
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