Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen
Herrschaftsbereich waren, wechselten die Dinge
zwischen Hoffnung und Ratlosigkeit. Sie waren zum Spielball in den
Händen eines Dämonenmächtigen geworden, bei dem man
nicht wußte, wie er im nächsten Moment reagierte.
Arson seufzte. »Dann wäre es gut, dann brauchen wir uns
keine Sorgen zu machen. Er müßte demnach jeden Augenblick
hier bei uns eintreffen und Nachricht geben…«
Sie warteten auf den Freund.
Aber der kam nicht…
Die Sorgen verstärkten sich.
Arson unternahm noch mal einen Versuch mit dem magischen
Gefäß.
»Geht«, wisperte er konzentriert. »Holt den Mann
hierher, den ihr zurückgelassen habt. Laßt ihn nicht im
Stich, wenn er in Schwierigkeiten geraten ist.«
Die Erfahrung hatte gezeigt, daß die dienenden Geister auf
solche Wünsche sofort ansprachen, sie gern erfüllten. Aber
jetzt reagierten sie überhaupt nicht. Dabei stand genügend
Energie zur Verfügung. Das riesige Manja-Auge war etwa um ein
Drittel durch den letzten intensiven Einsatz der Geister
geschrumpft.
»Da stimmt etwas nicht, Carminia«, sagte Arson
beunruhigt. »Ich schau nach dem Rechten…«
»Ich komme mit.«
»Nein! Hier bist du sicher und…«
»Unsinn! Was bietet Nh’or Thruus Unheil-Burg schon
für Sicherheit? Wenn dir etwas passiert, bleibe ich allein
zurück. Für eine begrenzte Zeit, ehe auch mein Ende kommt.
Das Gewölbe selbst ist vor jedem magischen Angriff sicher. Aber
der natürliche Tod wird mich hier ebenso ereilen wie an jeder
anderen Stelle dieser Welt, die für uns zur Todesfalle geworden
ist. Machen wir uns nichts mehr vor, Arson. Das Spiel ist aus. Wir
haben es verloren. Wir waren zu wenige…«
»Carminia!« fiel er ihr ins Wort. So niedergeschlagen,
so hoffnungslos hatte er sie noch nie gesehen. Eine Carminia, die
aufgab? »Noch sind wir am Leben, noch haben wir alle
Chancen…«
Sie schüttelte den Kopf. »Das habe ich bis vor wenigen
Sekunden auch noch geglaubt. Etwas, das niemand von uns voraussehen
konnte, ist eingetreten.«
»Ich werde es herausfinden!«
Er konnte sie zum Bleiben überreden. Zum Schutz vor
Nh’or Thruus unheimlicher Magie, die überall in der
unteririschen Burg wie ein Ungeheuer lauerte, nahm er das Manja-Auge
an sich. Lieber hätte er es zurückgelassen, um Carminia
abzusichern. Doch sie vertraute auf die Dämonenmaske und den
Tarnreif der Velena. Mit dem Armreif konnte sie sich bei Bedarf
unsichtbar machen.
»Ich werde zehn Minuten vergehen lassen, Arson. Wenn du bis
dahin nicht zurück bist oder ich kein Lebenszeichen von
Björn habe, mache ich mich auf den Weg in die Höhle
Nh’or Thruus.«
Er konnte es ihr nicht ausreden und verstehen, weshalb sie so und
nicht anders reagierte.
Er ging.
Drei Minuten verstrichen… fünf… Unruhig ging
Carminia Brado in dem Gewölbe auf und ab und warf gelegentlich
einen Blick auf den versteinerten Riesen, der auf dieser unheimlichen
Welt im Mikrokosmos gestrandet war. Sie erlebten zur gleichen Zeit
ein ähnliches Schicksal, hingen hier fest und wußten
nicht, was aus ihnen wurde…
Zehn Minuten waren vergangen. Arson war nicht
zurückgekommen.
Da blieb sie keine Minute länger in dem Gewölbe
zurück.
Sie atmete tief durch, faßte instinktiv nach dem Reif an
ihrem linken Armgelenk und drehte ihn leicht nach außen.
Sie wurde auf der Stelle unsichtbar.
Dann erst überschritt sie die Schwelle. Kein Beobachter in
der Nähe hätte die Südamerikanerin jetzt sehen
können.
Carminia Brado ging den langen, totenstillen und finsteren
Korridor entlang.
Sie warf keinen Blick zurück in das Gewölbe, in dem in
diesem Augenblick etwas Eigenartiges geschah.
Die Brust der versteinerten Leiche hob und senkte sich mit einem
Mal unter tiefen Atemzügen…
*
Als Jonathan Pallert gegen sieben Uhr die Wohnung verließ,
um zu seiner Arbeitsstelle zu fahren, war die Welt so wie immer.
Glaubte er…
Schon als die ersten Kopfschmerzen auftraten, waren dies
alarmierende Zeichen. Aber das wußte Jonathan Pallert an diesem
Morgen nicht.
Der Siebenunddreißigjährige arbeitete in einem
großen Architekturbüro, das Häuser und Fabriken nicht
nur in den Staaten, sondern auch im Ausland plante und erstellte.
Die ›Karkins Corporation‹, für die er tätig
war, beschäftigte über tausend Mitarbeiter. Architekten,
Ingenieure und Bauarbeiter der ›Karkins‹ waren
Spezialisten, die auch mit ungewöhnlichen Aufträgen fertig
wurden.
Pallert war einer von vielen Architekten der Firma. Seine
augenblickliche Aufgabe bestand
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