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Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen

Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen

Titel: Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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aus. Die Unsichtbarkeit bot der
Brasilianerin hundertprozentigen Schutz vor der Entdeckung.
    Doch weder aus geheimnisvoll glosenden Seitenstollen, noch durch
einen der Hauptkorridore näherte sich jemand oder irgend etwas.
Alles ringsum blieb still.
    Am liebsten hätte Carminia laut nach Björn Hellmark und
Arson gerufen. Aber da sie nicht wußte, wie sich diese Aktion
ausgewirkt hätte, unterließ sie es.
    Unwillkürlich wandte sie des öfteren den Blick nach
oben, besonders dann, wenn sie an eine Gangbiegung kam und im ersten
Moment nicht genau wußte, wohin sie sich wenden mußte.
Aber die Vorarbeit, die Björn geleistet hatte, kam ihr jetzt
zugute. Alle jene Korridore, in denen das dunkle, dicht geflochtene
Netz nicht mehr an der Decke klebte, waren praktisch für den
wahnsinnigen Herrscher nicht mehr einsehbar.
    Nh’or Thruu war ein regelrechtes Ungetüm, eine Karikatur
auf das Leben, das sich anschickte, jeden nur erreichbaren Winkel zu
füllen. In allen Gängen, die die unsichtbare Frau jetzt
durchquerte, war die Decke von dem Geflecht befreit, das auf
Nh’or Thruus Hirn zurückzuführen war. Durch einen
Hinweis aus dem Zwischenreich war Björn mit der
unfaßbaren, echten Gestalt des Dämonischen vertraut
gemacht worden. Nh’or Thruu besaß einen geöffneten
Schädel, so daß dem Hirn von Anfang seiner
›Geburt‹ an keine Grenzen gesetzt waren. Es wuchs wie eine
wild wuchernde Pflanze durch sämtliche Gänge und Korridore,
durch die feinsten Risse und Spalten in Decke und Mauerwerk. Dieses
›Hirnnetz‹ war überall – nur nicht mehr dort, wo
Björn es mit Hilfe des Schwertes entfernt hatte. Während
des Dämonenschlafes hatte er mit einem einzigen Hieb den
Hauptstrang durchtrennt, so daß die Nervenenden in diesem Teil
der unterirdischen Burg verdörrt waren. Nh’or Thruu war ein
Mittelding zwischen einem menschenähnlichen Wesen und einer
Pflanze.
    Carminia achtete auf jede Bewegung, jeden Schatten. Sie
wußte, daß sie nur unsichtbar, aber nicht körperlos
war. Sie mußte vermeiden, mit einem von Nh’or Thruus
Helfern zusammenzuprallen. Es gab tausende und abertausende Kopien
von Geschöpfen, die Nh’or Thruu in seinem unterirdischen
Reich hergestellt hatte. Dabei war die Natur sein Vorbild gewesen.
Das ursprüngliche Leben, das auf Zoor existierte, bevor
Nh’or Thruu »geboren« wurde, gab es schon lange nicht
mehr. Nh’or Thruu hatte es nachgeformt und die
»Originale« ausgerottet…
    Eine letzte Biegung, dann lag der Durchlaß zur
Haupthöhle des Zentrums vor ihr.
    Carminia war außer Atem, so schnell war sie gelaufen. Sie
hatte Seitenstechen.
    Sie starrte durch das Loch. Es war eines von vielen. Zahlreiche
Stollen und Korridore mündeten von allen Seiten im Zentrum, in
dem Nh’or Thruu lebte.
    Lebte?
    Carminia stockte der Atem, als sie sah, was sich auf der kleinen
Insel vor ihr abspielte.
    Sie beobachtete Arson, der wie erstarrt dort stand und sich
offenbar nicht von dem Eindruck lösen konnte.
    Carminia eilte auf den Freund zu und blieb in seiner unmittelbaren
Nähe, ohne sich zunächst bemerkbar zu machen.
    Die seltsame, groteske Gestalt auf der kleinen Insel war
Nh’or Thruu. Ein gnomenhafter Körper wuchs aus einem
dicken, schuppigen Stengel und entfaltete sich wie eine Blüte.
Auf dem kleinen Leib saß ein viel zu großer Schädel,
der nicht geschlossen war. Das dunkle Hirn, von dem aus zahlreiche,
verschieden dicke Stränge und Fasern in die Höhe
führten und einen Himmel aus schattigem Gespinst über
Nh’or Thruu schufen, lag offen vor den Augen der Betrachter.
    Der wahnsinnige Herrscher der Dämonenwelt Zoor war verletzt.
Er atmete nur noch schwach, in seinen Augen stand der Tod.
    Dicke, schwere Tropfen lösten sich aus seinem faserigen
Körper.
    Nh’or Thruu wies zwei Stichwunden auf, die Björn
Hellmark ihm mit dem ›Schwert des Toten Gottes‹
zugefügt hatte.
    Es war Björn gelungen, den unheimlichen Feind in die Knie zu
zwingen – aber wo war er? Was war aus ihm geworden?
    »Ich kann… eure Gedanken… erkennen…«,
sagte da eine schwache Stimme. Es war Nh’or Thruu, der sprach.
Sein kleiner, schmaler Mund bewegte sich in seinem fahlen,
austrocknenden Gesicht kaum merklich. »Ich habe die Gefahr durch
ihn nicht hoch genug eingeschätzt…« Es klang’
verbittert. »Wenn die Katze zu lange mit der Maus spielt…
dann kann es… passieren, daß… die Maus doch
noch… entkommt… ganz so war es allerdings…
nicht…« Das Sprechen fiel ihm schwer.
    Carminia sah,

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