Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen
Nafuur kamen
an.
Sie materialisierten in unmittelbarer Nähe eines
Geschäftes, in dem kunstgewerbliche Artikel angepriesen
wurden.
Nur wenige Schritte davon entfernt lag der Fotoladen, der laut
Jims Aussage von Tony Masters aufgesucht worden war.
Die Straße war kaum befahren. Außer ihnen befanden
sich keine Passanten in der Nähe.
Danielle de Barteaulieé betrachtete sich scheinbar
interessiert die Auslagen und schlenderte dann zu anderen
Geschäften weiter. In Wirklichkeit war die schwarzhaarige
Französin einzige gespannte Aufmerksamkeit und achtete auf ihre
Umgebung. Sie spürte nichts Verdächtiges und sah auch
niemand, der ihren beiden Begleitern gefolgt wäre, als die um
die Straßenecke verschwanden. Vor dem Laden stand ein weinroter
Ford Mustang. Tony Masters’ Fahrzeug.
Es war unangebracht, und es bestand keine zwingende Notwendigkeit,
Masters auf dem schnellsten Weg zu sprechen. Das hätte nur
Unannehmlichkeiten nach sich gezogen. Schließlich war Masters
in diesem Haus selbst nur Gast Rani und Ak brauchten nicht lange zu
warten.
Tony Masters – großgewachsen, ein sportlicher,
dunkelhaariger Typ – verließ das Haus. Er war sofort auf
Verteidigung eingestellt, als die beiden Fremden auf ihn zukamen. In
seinem Beruf waren Gefahren an der Tagesordnung. Alle Mitarbeiter
Richard Patricks verstanden es deshalb ausgezeichnet, sich zu wehren.
Sie waren in allen gängigen Kampfsportarten bestens
ausgebildet.
»Sie brauchen keine Angst vor uns zu haben, Mister
Masters«, waren die ersten Worte, die Rani Mahay sprach, als sie
noch zwei Schritte von dem Reporter entfernt waren. Er spürte
die Unruhe, die von Mastes ausging, beinahe körperlich.
Die Augen des Angesprochenen verengten sich. Er war offensichtlich
verwundert, daß der Inder seinen Namen kannte.
»Woher kennen Sie mich?« fragte er
mißtrauisch.
»Durch Mister Patrick. Er hat uns Ihren Namen
genannt…«
Masters’ Züge entspannten sich. Da Rani den Namen
Patrick nannte, schien er also zu wissen, daß zwischen ihm und
dem Verleger eine Verbindung bestand.
»Wir wissen von den Aufnahmen, die Sie entwickelt und kopiert
haben«, steuerte Rani Mahay sofort sein Ziel an, nachdem er sich
und seinen Begleiter vorgestellt hatte. »Richard Patrick hat uns
gebeten, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Wir sind sehr daran
interessiert, einen Blick auf die Bilder zu werfen.«
Das Ganze klang zwar plausibel und sympathisch, aber Masters war
vorsichtig.
»Mich hat Mister Patrick nicht in diesem Sinn
unterrichtet«, widersprach er.
Rani nickte. »Das wissen wir. Wir haben erst von den Dingen
erfahren, als Sie bereits jemand gefunden hatten, der bereit war,
Ihnen für die letzte Stunde seine Dunkelkammer zur
Verfügung zu, stellen.«
Masters konnte seine Überraschung nicht verbergen.
»Sie sind erstaunlich gut unterrichtet«, sagte er.
»Wenn man einen direkten Draht zu Richard Patrick hat, ist
das nicht verwunderlich.«
»Hm – trotzdem werden Sie verstehen, daß ich auf
Ihren Vorschlag nicht so ohne weiteres eingehen kann.«
Rani Mahay nickte. »Es wäre töricht, jedem zu
glauben, der etwas behauptet. Sie werden selbstverständlich
nachprüfen, ob stimmt, was wir sagen. Das haben wir
einkalkuliert und hoffen sogar darauf. Das vereinfacht unser
künftiges Gespräch…«
Die nächste Telefonzelle lag hundert Schritte von dem
Fotogeschäft entfernt.
Masters benutzte sie und rief Patrick in New York an.
Der Herausgeber der »Amazing Tales« saß noch in
seinem Büro.
»Ich habe mir fast gedacht, daß Sie noch mal anrufen
würden. In der Zwischenzeit wurden Sie auf die Fotos hin
angesprochen, nicht wahr?«
Masters schüttelte sich kurz wie ein Hund, der in den Regen
geraten war. »Können Sie Gedanken lesen, Sir?«
»Nein. Aber ich kenne meine Freunde. Und nun hören Sie
mir mal ganz gut zu, Masters…«
Was Patrick seinem Mitarbeiter zu sagen hatte, war streng
vertraulich. Er verpflichtete Masters zu äußerstem
Stillschweigen. In dem Gespräch war die Rede von Freunden, die
über besondere Informationen verfügten und eventuell sogar
imstande wären, die Herkunft jenes rätselhaften
Flug-Vampirs zu klaren.
Als Masters die Telefonzelle verließ, war er verändert.
Seine Reserviertheit war wie weggeblasen, sein Mißtrauen
besiegt. Das Eis zwischen ihm und den beiden Männern, die ihn
angesprochen hatten, war gebrochen.
»Okay«, sagte er nur. »Dann kommen Sie mal rein in
die gute Stube«, grinste er, während er auf seinen Ford
Mustang
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