Macabros 084: Horron - Kontinent des Vergessenen
dem Flug-Vampir ein Fischwesen. Die Entwicklung läuft
rückwärts ab…«
»Und wo ist der Sinn des Ganzen?« fragte Rani.
»Weiß ich auch nicht. Die Horron beginnen ganz von
vorn…«
»Das heißt, daß nach einer bestimmten
Entwicklungsperiode aus den Fischwesen eine frühere, dann eine
noch frühere und schließlich das Stadium des Urschleims
werden wird.«
Ak Nafuur nickte. »Die Zeit auf Horron läuft
rückwärts. Die Horron-Barbaren haben sich verrechnet.
Irgendwann ist eine Entwicklung zu Ende und stellt sich die Natur
gegen allzu rigoroses Vorgehen der Spezies. Jetzt begreife ich«,
murmelte er plötzlich. »Elemente, die entweder
beeinflußt wurden oder von sich aus mechanisch aktiv wurden
sind für die Situation verantwortlich. Das Ende aller Horrons
und der Horron-Welt selbst ist angebrochen. Das Vergessen wird
über alle kommen, und die davor waren, werden
zurückkehren… Aber bis es dazu kommt, wird noch viel in der
Welt geschehen. Der Horron-Barbar befindet sich mitten unter uns. Das
erste Opfer hat er geschlagen – das Blut getrunken, wie bei
einem Vampir üblich. Niemand weiß, was uns die
nächste Zeit bringen wird…«
*
Die Voraussage Ak Nafuurs war ungünstig.
Wichtiger als zuvor war es, denjenigen ausfindig zu machen, der
sich zum Horron-Flug-Vampir entwickelt hatte. Die Hautsäcke, die
Masters auf dem Dach fotografiert hatte, waren ein Anhaltspunkt.
Das Gesicht des Mannes...
»Wer mag es sein?« murmelte Rani. »Und was ist aus
den Hautsäcken geworden?«
»Das erste kann ich Ihnen gleich beantworten«,
entgegnete der Reporter. »Es gibt Hinweise darauf, daß es
sich um den Architekten handelt, der an diesem Abend als einziger und
letzter noch im Zeichensaal zu tun hatte. Ich habe bereits meine
Fühler ausgestreckt, wie der Mann heißt und aussieht. Sein
Name ist Jonathan Pallert. Wie er aussieht, wird mein Informant mir
noch mitteilen. Als Reporter hat man gewisse Drähte, die man
nicht abkühlen läßt…«
Masters bewies Mahay, wie gut sein Draht funktionierte. Er
tätigte einen Anruf. Sein Informant teilte ihm mit, daß er
das Bild abholen könne. Wenn der Mann, den er als Ursache
für den Vorfall vermutete, wirklich Jonathan Pallert war, dann
war ein Foto Pallerts vorhanden.
Rani Mahay beschloß, die nächsten Stunden an Tony
Masters’ Seite zu verbringen. Ak Nafuur kehrte mit Danielle de
Barteaulieé nach Marlos zurück. Tony Masters wurde in
seinem Leben zum erstenmal Zeuge, wie zwei Menschen geisterhaft im
Nichts verschwanden.
Er war um eine Erfahrung reicher.
Mit Mahay an seiner Seite fuhr er in die Straße, in der sein
Informant wohnte. Masters brauchte nicht mal den Wagen zu verlassen.
»Ist wie in einem Drive-in-Kino«, strahlte er, als der
dunkelgekleidete Mann aus einem Hauseingang kam und durch das
heruntergelassene Fenster einen braunen Briefumschlag streckte. Ohne
ein Wort gesprochen zu haben, verschwand der wieder in der
Dunkelheit.
Masters fuhr einige hundert Meter weiter und parkte gegenüber
dem Eingang eines Kinos. Dort war die Vorstellung gerade zu Ende. Die
ersten Zuschauer verließen das Lichtspiel-Theater.
Im Licht der Straßenlaterne und der hellerleuchteten
Kinofront ließ sich das Bild gut betrachten.
Mahay und Masters wechselten einen Blick.
»Es gibt keinen Zweifel«, kam es von den Lippen des
Reporters. »Jonathan Pallert ist der Mann, der zum Flug-Vampir
wurde. Ich werde alles über ihn herausfinden, Mister Mahay,
darauf können Sie sich verlassen. Noch ehe diese Nacht zu Ende
ist, weiß ich, wo er herstammt, wer seine Eltern waren, welche
Lieblingsfarbe er hatte, was er aß und trank und mit wem er
seit seiner Geburt hauptsächlich zu tun hatte… Es geht
nichts über ein gutes Archiv.«
»Wahrscheinlich werden wir das auch ganz dringend brauchen.
Wenn Sie nebenbei noch herausfinden, wo Jonathan Pallert wohnt,
Mister Masters und was mit der abgestreiften Haut geworden ist,
steigen Sie in meiner Achtung noch mehr.«
Masters nickte. »Nichts einfacher als das. Pallerts
gibt’s in der Stadt sicher nicht viele. Der Name ist nicht so
häufig. Und einen Architekten dieses Namens wird’s sogar
nur einmal geben. Ein Blick ins Telefonbuch genügt, und wir
wissen, wo er lebt, vielmehr gelebt hat. Denn jetzt wird er wohl
irgendwo abseits der Stadt in der Dunkelheit sich verbergen oder auf
sein nächstes Opfer lauern. Und das andere, Mister Mahay,
erfahren wir auf der Polizei…«
*
Die Flotte lief aus. Auf Apokalyptas Schiff
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