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Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer
Autoren: Dan Shocker
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Williams war
wieder aufgetaucht – als eine Vision in einer ebenfalls
eingebildeten Stadt. Der Horron-Barbar war in der Lage gewesen,
Rosemary Williams’ äußere Erscheinung
anzunehmen…
    Und schon waren die Gedanken wieder weg.
    Er erkannte das Unwahrscheinliche, Unglaubliche, war aber nicht
mehr imstande, es zu ordnen und logisch weiter zu verfolgen.
    Etwas hatte ihn verändert.
    Er konnte alles nur noch wahrnehmen, aber nicht mehr
begreifen.
    Der riesige Schatten befand sich in seiner Nähe. Er nahm
einen zweiten, einen dritten wahr. Gewaltige Fischmenschen, die eine
Länge von etwa acht bis zehn Metern hatten. Stumm, und ohne auf
ihn zu achten, kreuzten sie seine Bahn, ein ganzer Schwarm. Sie
blieben in Sichtweite, als wären sie die Begleiter des um ein
Vielfaches kleineren Horron-Barbaren, der eine gewisse
Ähnlichkeit mit ihnen hatte, aber doch einem anderen Meeresvolk
anzugehören schien.
    Dann verging John Racliffe.
    Die Kraft aus Horron, die durch die Begegnung mit dem Vampir
ausgelöst worden war, wirkte.
    John Racliffe war ein Untoter. Der Vampirismus aber zerstörte
seinen Organismus.
    Der junge Taucher wurde zum Spiegelbild dessen, dem er zum Opfer
gefallen war. Das vampirische Erbe einer unfaßbaren Rasse aus
dem Mikrokosmos war mit nichts zu vergleichen, was auf der Erde
aufgetreten und bekannt war.
    John Racliffe machte alle Entwicklungsstadien durch, die die Rasse
von Horron in ihrem Werdegang durchlaufen hatte.
    John Racliffe bekam einen plumpen, primitiven Körper und sah
aus wie ein Neandertaler. Breit und flach der Kopf, niedrige
Stirn…
    Schon eine Sekunde danach war er das genaue Ebenbild des
Horron-Vampirs. Fischähnlich, auf dem Rücken wuchsen
Echsenflügel… ein früheres Erbe der rätselhaften
Rasse.
    Dann verschwanden seine Beine.
    Statt dessen befand sich an dieser Stelle jetzt ein dicker
Fischschwanz. Die Flosse bewegte sich leise zuckend, als ob ihr die
Kraft fehle…
    Der Eindruck währte wiederum nicht länger als eine
einzige Sekunde. Da rutschte der ganze Körper in sich zusammen,
als ob eine riesige, unsichtbare Hand auf eine unförmige Masse
herabsausen und sie zusammenpressen würde.
    Der untere Körperteil war ein dicker, auseinanderfallender
Brei, die obere Körperhälfte noch ganz Fischwesen. Diese
obere Hälfte versackte. Alles wurde formlos, chaotisch…
dann zerfielen die einzelnen Moleküle. Nichts von John Racliffe
blieb übrig. Innerhalb weniger Sekunden hatte er im
Zeitraffertempo die gesamte Entwicklung einer Rasse durchgemacht, die
aus dem Nichts gekommen war und sich zu einer menschenähnlichen
Spezies geformt hatte.
    Aus dem Nichts war das Leben gekommen – in das Nichts kehrte
es zurück. In einem Stadium der Entwicklung waren die aus Horron
auch Vampire gewesen. Und in diesem Stadium befand sich der Horron
Flug-Barbar.
    Doch mit dem Erlöschen seines Körpers war auch das Ich
John Racliffes vergangen.
    Die großen Fischmenschen waren Zeuge der Vernichtung des
Menschen geworden. Es schien sie überhaupt nicht zu
berühren. Sie kamen nicht an die Stelle, um nachzusehen,
jegliches Interesse für solche Dinge schien ihnen fremd.
    Die Fischmenschen sahen jenen steinernen Statuen ähnlich, die
in der Stadt Horron schon die Aufmerksamkeit Whiss’ und
Björn Hellmarks erregt hatten.
    Sie zogen ihre Kreise und warteten auf irgend etwas…
     
    *
     
    Er hatte längst eingesehen, daß es keinen Sinn mehr
hatte, die Suche nach den beiden Vermißten fortzusetzen.
    Seit dem Verschwinden Rosemary Williams’ war eine Stunde
vergangen. Selbst wenn man jetzt noch auf die Frau gestoßen
wäre, hätte man nichts mehr für sie tun können.
Sie wäre nur noch als Leiche an Bord gezogen worden.
    Auch die Suche nach John Racliffe wurde aufgegeben.
    Die YOUNG LOVE nahm nach den dramatischen Zwischenfällen, die
nicht geheimgehalten werden konnten, da viele Passagiere Augenzeuge
geworden waren, ihre Fahrt wieder auf.
    Das weiße Schiff glitt über den nächtlichen Ozean.
Die grellen Scheinwerfer auf Deck waren erloschen. Nur einige
Positionslichter brannten.
    Der Kapitän hatte angeordnet, daß in der Nacht den
Passagieren das Betreten des Oberdecks nicht mehr gestattet war.
Fünf Besatzungsmitglieder wurden beauftragt, diese Anordnung zu
überwachen.
    Nachdem niemand wußte, was eigentlich genau an Deck passiert
war, mußten die anderen Passagiere beschützt werden.
    Zwar bemühten sich der Großteil der Mannschaft und die
Bands, die Stimmung der Passagiere aufzuheitern, aber
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