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Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Spalt, durch den Racliffe starrte. War
es ein Zufall, daß sich diese Luke genau in seiner Richtung
befand, er gar nicht lange danach suchen mußte?
    Er machte sich darüber keine Gedanken.
    Was er sah, verschlug ihm den Atem.
    »Gold«, hauchte er, »die ganze Kammer dahinter
– ist gefüllt mit Gold! Münzen, Körner –
Barren…« Am liebsten hätte er den Spalt verbreitert,
um hineinzukommen. Es war schon seltsam, daß das Gold so offen
vor ihm lag, daß es nicht von Tang und Algen, von Schlamm und
Sand bedeckt war. Wenn das Schiff wirklich seit Jahrhunderten auf dem
Meeresgrund lag, müßte auch die Ladung unter der Flora und
Fauna dieser Welt begraben liegen… Dieser Welt, hallte es wie
ein Echo in ihm nach. Darin lag vielleicht das Rätsel
begründet. Es war eine andere Welt, nicht mit den Gesetzen jener
zu vergleichen, aus der er gekommen war… er war durch einen
Spalt in eine andere Dimension, in eine andere Daseinsebene
geraten… so etwas sollte es geben. Unerklärlicherweise
verschwunden immer wieder Menschen spurlos, ohne daß man jemals
etwas über ihr Schicksal erfuhr…
    »Wir müssen zurück«, sagte er erregt und
stieß sich von dem glitschigen Rumpf ab. »Das ist doch
möglich, nicht wahr?«
    Plötzlich war die Angst wieder da, daß er das, was er
entdeckt hatte, an niemand weitergeben konnte, daß es ihm
praktisch überhaupt nichts nützte.
    »Selbstverständlich können wir zurück. Wir
müssen sogar wieder auf das Schiff. Sie und ich… und bald
die anderen auch, nur dann wird in Horron wieder das Leben aus den
Ruinen erblühen. Frisches Leben, das wir beide
bringen…«
    Sie war ihm plötzlich ganz nahe, und er spürte ihren
weichen Mund an seinem Nacken.
    Die Berührung kitzelte ihn, und er zuckte zusammen, wich
jedoch nicht aus.
    Da biß Rosemary Williams zu.
    Der Schmerz, der sein Bewußtsein erreichte, war scharf und
brennend.
    John Racliffe war nicht fähig, sich loszureißen, oder
sonst eine Abwehrbewegung zu machen.
    Er war wie erstarrt.
    Rosemary Williams – war zum Vampir geworden!
    Sie saugte sein Blut. Dann ließ sie ihn los. Vor seinen
Augen drehte sich alles wie ein Karussell.
    Er kippte nach vorn und drehte sich dabei um neunzig Grad. Er
bekam den rätselhaften Vampir zu Gesicht, sah ihn nun mit
anderen Augen.
    Er sah nicht mehr aus wie die schöne Frau von dem Dampfer. Es
war ein häßlicher Fischmensch mit einem breiten Maul,
spitz herausragenden Zähnen und kalt blickenden, starren
Augen.
    John Racliffe fühlte sich elend. Seine ganze Kraft war
gewichen, es bereitete ihm unendliche Mühe, noch die Augen offen
zu halten, es war anstrengend für ihn, zu denken…
    »Du wirst sterben – und zu neuem Leben erwachen«,
vernahm er wie aus weiter Ferne die dunkle, triumphierende Stimme.
»Und dann wirst du hinaufkommen auf das Schiff und mich
unterstützen. Alle, die sich dort befinden, werden uns begleiten
nach Horron, wo das neue Leben beginnen wird. Das Volk, das in der
Vergangenheit Großes schuf – wird wieder da sein. Die
ureigene Kraft von Horron wird wirksam werden, die Fremden vernichten
und die Entwicklung neu ankurbeln…«
    Tausend Fragen formten sich in Racliffes Bewußtsein. Er war
zu schwach, um eine einzige zu stellen.
    Wer war derjenige, der zu ihm sprach, wirklich? Warum hatte er das
Meeresungeheuer vorhin in einer anderen Gestalt erblickt,
nämlich in der einer legendären Nixe? Da hätte er
schon aufpassen müssen. Aber er hatte sich einlullen lassen.
    Dafür gab es nur eine Erklärung. Hypnose war im Spiel
gewesen…
    Vampire – gab es die wirklich? Vor allem solche, wie er jetzt
einen vor sich sah – in der Gestalt eines großen
Fischmenschen?
    »Ich kann mir vorstellen, was in deinem Kopf vorgeht«,
sagte der Vampir zu ihm. »Da ist die Frage nach meiner Herkunft,
nach meinem Wollen… nach den Gründen…
ursprünglich war alles anders geplant. Lange Zeit war ich ein
Mensch, der nur auf eine entscheidende Stunde gewartet hat. Auf die
Stunde, in der die Erinnerung nach Horron in ihm wach würde. In
einer Vollmondnacht geschah es. Ich verwandelte mich zur
blutrünstigen Bestie. Aber ich hatte keine Zeit, die Entwicklung
voll abzuwarten. Ich wurde gezwungen, zu fliehen. Wer je in Horron
lebte, verfügt über besondere Fähigkeiten, die auch
dann nicht verkümmern, wenn Jahrhunderte oder gar Jahrtausende
vergehen. Noch ehe die Dämonen waren, gab es Leben in
Horron… sagt ein altes Sprichwort. Wir sind ihnen ähnlich
– und doch anders. Wir wollen

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