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Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer
Autoren: Dan Shocker
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mächtiger Magier herrschte in diesem Land… der
Name ist längst vergessen, vergangen sind die Bewohner, denen
seinerzeit eines versprochen wurde: wiedergeboren zu werden in einer
Gestalt und dann zurückzukehren in das Land, das der Magier
zerstört hatte. Die Wiedergeborenen aber waren dazu auserkoren,
die Städte wieder aufzubauen…«
    Was er da hörte, ging ihm nicht in den Sinn.
    Er träumte das Ganze sicher nur. Nach dem opulenten Mahl und
reichlichem Alkoholgenuß lag er jetzt sicher im Bett und
träumte irrsinniges Zeug.
    Aber er würde sicher aufwachen, wenn er jetzt das
Mundstück herausnahm und sich unabhängig von den
Sauerstoff-Flaschen auf seinem Rücken machte.
    Ohne noch eine Sekunde zu zögern, tat er es.
    Er hielt den Atem an und entließ die verbrauchte Luft
langsam aus den Lungen.
    »Atme… du kannst hier atmen, wie ich es kann. Auch ich
bin ein Mensch«, sagte Rosemary Williams zu ihm.
    Wie konnte er im Wasser atmen? Das widersprach allen Gesetzen,
aller Vernunft. Er würde jetzt sicher gleich aufwachen, weiter
konnte dieser komische Traum nicht gehen. Er hatte mal gelesen,
daß in dem Augenblick, da für den Träumenden eine
unerträgliche Lage entstand, er auf alle Fälle
aufwachte.
    Er hatte sich dem Erstickungstod preisgegeben. Der Druck auf seine
Lungen wurde stärker. Er brauchte Luft und fühlte, wie er
verleitet wurde, das Mundstück wieder zwischen die Zähne zu
schieben.
    »Es ist nicht nötig! Atme!«
    Da riß er den Mund auf.
    Todesangst erfüllte ihn. Nur einen Moment. Jetzt mußte
er doch aufwachen!
    Wasser drang in seine Lungen, und er trank welches. Es war
völlig geschmack- und geruchlos, und zu seiner Verwunderung
fühlte er sich im nächsten Augenblick von dem Druck auf
seiner Brust befreit.
    Sein Blut wurde mit Sauerstoff versorgt.
    »Es kann – nicht wahr sein«, entrann es seinen
Lippen.
    Er sprach unter Wasser.
    Rosemary Williams nickte. »In Horron wird alles wahr, jeder
Gedanke, der gedacht wird, jeder, einst gedacht wurde…«
    Er kräuselte die Stirn. Das war wieder so eine Bemerkung, mit
der er nicht viel anzufangen wußte.
    »Was ist Horron?«
    »Ein Kontinent, der seit Anbeginn der Zeiten im Wasser
existiert. Nicht in der Welt, aus der Sie kommen«, fügte
Rosemary Williams sofort hinzu, als sie sah, daß Racliffe
erneut zum Sprechen ansetzte. »Er liegt in dieser Welt –
dies ist eine andere… der Ring hat Sie vom Makro- in den
Mikrokosmos getragen… die Grenzen innerhalb des Ringgebildes
sind durchlässig wie eine Membran… Sie befinden sich –
wie ich – in der Welt des Atoms, inmitten eines Moleküls,
das sich in einem riesigen, unfaßbaren Universum für uns
bewegt… Niemand wird Sie jemals finden…«
    Es wurde immer phantastischer. Aber seltsam – je irrsinniger
sich die Geschichte anhörte, desto mehr interessierte sie ihn.
Er hatte seit jeher eine Schwäche für das Absurde,
Absonderliche, Phantastische… was hier geschah, kam seinen
Wunschvorstellungen auf eine frappierende Weise nahe…
    Wie oft hatte er sich gewünscht, bei seinen Tauchversuchen
auf eine versunkene Kultur zu stoßen oder auf ein altes, mit
Gold und Silber beladenen Wrack, das in einem früheren
Jahrhundert im Sturm sank und…
    Er fuhr zusammen.
    Narrten ihn seine Sinne?
    Er kniff die Augen zusammen, um etwas schärfer sehen zu
können. Er war etwas kurzsichtig, in dem schummrigen Wasser
hinter der von Säulen flankierten Straße sah er die
Umrisse eines alten, von Tang und Unterwasserflora überwachsenen
Schiffsrumpfes!
    War es die ganze Zeit über schon da gewesen – oder eben
erst ›wunschgemäß‹ hinzugekommen? Er mußte
an die Worte der Meerjungfrau denken, die davon gesprochen hatte,
daß jeder Gedanke in Horron wahr würde…
    Er war eher davon überzeugt, daß er seine ganze
Aufmerksamkeit Rosemary Williams entgegengebracht hatte, so daß
ihm alles andere entging.
    Ohne daß es ihm bewußt wurde, setzte er sich in
Bewegung. Ja näher er dem Wrack kam, desto klarer schälte
sich auch der bisher nicht erkannte Hintergrund für ihn
heraus.
    Er sah würfelähnliche Gebäude, von denen nur noch
die Außenwände standen, er sah Straßen, die noch von
völlig erhaltenen Säulen flankiert wurden.
    Das uralte Wrack lag morsch und vergammelt mitten zwischen den
Säulenarkaden.
    Die meisten Luken waren von Muschelkalk, Tang und Algen
überwachsen. Verrostete Kanonenrohre starrten aus einigen Luken
und waren vom Wasser schon ganz zerfressen.
    In einer Luke gab es einen
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