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Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer
Autoren: Dan Shocker
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es gelang
nicht. Die Furcht war eingekehrt.
    See-Ungeheuer – gab es die wirklich?
    Manch einem gingen die verrücktesten Geschichten durch den
Kopf.
    Aus früheren Zeiten gab es Berichte, wonach riesige
See-Schlangen und andere Ungetüme in unerforschten
Gewässern aus der Tiefe gestiegen waren und Schiffe
zerstört hatten.
    Seemanns-Garn?
    Manches sicher, aber nicht alles. Auch im zwanzigsten Jahrhundert
gab es noch immer Rätsel in der Welt, die ungelöst
waren…
    Viele Passagiere saßen in dieser Nacht zusammen, Gruppen
bildeten sich, und man sprach eingehend über die gespenstischen
Ereignisse an Bord. Manch einer äußerte laut, was andere
nur dachten: die Reise abzubrechen, den Kapitän zu veranlassen,
das Schiff zum Ausgangshafen zurückzusteuern.
    Das war ein irres Verlangen. Die so dachten, wußten es. Aber
war das, was sie erlebt hatten, nicht auch irre?
    Viele hatten Angst, die Nacht auf der YOUNG LOVE zu verbringen und
glaubten dieser Angst Herr zu werden, indem sie dem Alkohol
kräftig zusprachen. Diese Ereignisse zumindest verhinderten,
daß Kapitän Counter informiert wurde. Und da nicht alle so
dachten, blieb alles beim alten. Das Gros der Passagiere hielt den
Vorgang für einen Unglücksfall – und das Beiwerk
für reine Spinnerei.
    Sie wären nicht dieser Meinung gewesen, hätten sie
beobachten können, was sich jenseits der Schiffswand
abspielte.
    Rund zwanzig Meter unter Wasser passierte den Horron-Barbar der
rot-gelbe Ring. Das Lebewesen wurde gedankenschnell von der Mikro- in
die Makrowelt katapultiert. Aus dem Meer des Mikrokosmos’ stieg
es in den Ozean der Welt, in der die Menschen zu Hause waren.
    Die Körpergröße des Barbaren paßte sich der
Normalwelt der dritten Dimension an.
    Die YOUNG LOVE bewirkte einen starken Wellengang. Im Kielwasser
des Dampfers schwamm das Wesen mit dem Fischkopf und den angelegten
Echsenflügeln einige Zeit mit.
    Dann stieg es aus dem Wasser und breitete die Flügel aus. Das
Rauschen der Schwingen ging unter im Geräusch des
plätschernden Wassers und des Windes.
    Das eigentümliche Geschöpf glitt auf der Luft in die
Höhe, erreichte die Reling und verbarg sich in der
schützenden Dunkelheit. In ihr schlich es auch geduckt zum
ersten Eingang, der zu den Kabinen führte.
    Der Horron-Barbar kannte Wesensart und Verhaltensmechanismen der
Menschen ganz genau, war schließlich selbst lange genug Mensch
gewesen, ehe die Erinnerung an Horron und seine Wirklichkeit in ihm
erwachte.
    Der den Auftrag hatte, den Eingang zu überwachen, tat dies
nicht besonders konzentriert. Wahrscheinlich sah er keinen Sinn in
einer solchen Notwendigkeit.
    Diese Unaufmerksamkeit machte sich der Horron-Barbar zunutze.
    In einem Moment, als der Wachhabende den Eingang verließ, um
einige Schritte über Deck zu gehen, löste der Lauernde sich
aus dem Schatten.
    Dabei veränderte er gleichzeitig seine Gestalt.
    Er wurde zunächst zu John Racliffe, dann zu – Rosemary
Williams. Es bestand eine zwingende Notwendigkeit –
begründet im Organismus jenes Fremdwesens – immer erst die
letzte Identität abzurufen, ehe die davorliegende angenommen
werden konnte.
    Der Mann, der sich mal John Pallert nannte, war anfangs seiner
Entwicklung auf gewisse Hilfsmittel angewiesen gewesen. Nun, in einem
fortschreitenden Stadium benötigte er die Ausgangsidentität
Pallert nicht mehr. Das Aussehen des ersten Menschen, der er gewesen
war, hatte er abgestreift wie die Schlange ihre alte Haut…
    Als Rosemary Williams huschte er auf Zehenspitzen die Treppen nach
unten, beeilte sich durch den schmalen Gang zu kommen und verbarg
sich, als ihm ein Passagier entgegenkam, in der Toilette. Es war
›Rosemary Williams‹ unmöglich, ihre Kabine
aufzusuchen. Die Tür war nicht nur verschlossen, sondern auch
mit einem Siegel versehen.
    Doch ›Rosemary Williams‹ störte sich nicht daran.
Als die Luft rein war, überquerte sie den Gang, näherte
sich ihrer Kabine, zerbrach das Siegel und öffnete mit einem
kurzen, scharfen Ruck die Tür. Es gab ein leise knirschendes
Geräusch.
    Für das, was die Zurückgekehrte vorhatte, war es
notwendig, daß sie die Kabine aufsuchte. ›Rosemary‹
mußte an ihren Kleiderschrank, denn sie war
splitternackt…
     
    *
     
    Die Identität, die er in sich aufgenommen, das Leben, das er
wie ein Vampir seinen Opfern ausgesaugt hatte, war alles. Er war
nicht imstande, Kleidung zu imitieren.
    ›Rosemary Williams‹ verließ knapp zehn Minuten
später ihre Kabine. Die junge Frau war
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