Macabros 086: Die Horron-Barbaren
sollten Sie sich weiter stärken. Hier,
trinken Sie! Es wird Ihnen gut tun…«
Mit diesen Worten reichte Chancell ihr wieder die große
Porzellantasse, die noch halb gefüllt war mit jener
würzigen Flüssigkeit, die angenehm schmeckte, ihre
Lebensgeister weckte und sie kräftigte.
Es war nicht mehr notwendig, daß Chancell ihr den
Behälter an die Lippen hielt. Carminia griff danach und trank
aus eigener Kraft. Die warme Brühe rann ihre Kehle hinab. Die
Wärme breitete sich sternförmig nach allen Seiten hin von
ihrem Magen her aus.
»Es schmeckt ausgezeichnet. Was ist es?« wollte Carminia
wissen.
»Eine Fleischsuppe – gewürzt mit geheimnisvollen
Kräutern, deren Herkunft auch mir unbekannt ist, Miss
Brado…«
»Und wer hat die Suppe dann gekocht?«
»Skash…«
»Wer ist das? Sie haben den Namen schon mal genannt, und ich
hatte auch bereits danach gefragt, aber diese Frage haben Sie
übergangen wie die nach der Pyramide…«
»Ich werde Ihnen alles beantworten, was Sie wissen
müssen. Aber es ist unmöglich, Sie schlagartig mit allem zu
konfrontieren. Das werden Sie sicher verstehen?«
»Ja…«
»Ich möchte Sie nicht erschrecken, nicht schocken. Ich
kenne Sie zu wenig, um…«
»Um etwas über mein Nervenkostüm zu wissen, wie?
Das wollten Sie doch sagen?«
»Oh«, entgegnete Friedrich Chancell verwundert, und hob
unwillkürlich seine Augenbrauen. »Können Sie Gedanken
lesen?«
»Nein. Das wäre manchmal zwar ganz gut, aber in diesem
Fall stimmt es leider nicht. Ich fühle es einfach, Mister
Chancell… Da kann ich Sie beruhigen. Ich kann eine ganze Menge
vertragen… wenn Sie schon soviel Mühe aufgewendet haben, um
mich zu retten, muß das einen plausiblen Grund
haben…«
»Nur den einen, um Ihnen und Ihrem Begleiter zu
helfen…«
»Arson!« Carminia faßte sich an die Stirn. Ihn
hatte sie ganz vergessen. Das war ein Zeichen dafür, daß
ihr Gehirn doch noch nicht ganz einwandfrei arbeitete. Chancells
Vorsicht und Rücksichtnahme, sie nicht zu überfordern, war
demnach völlig berechtigt.
»Keine Sorge. Auch ihm geht es gut. Sephoos kümmert sich
um ihn. Arson ist sehr begierig gewesen, Näheres über die
Pyramide zu erfahren…«
Dann begann Chancell damit, den Berg von Fragen abzuarbeiten, den
Carminia Brado vor sich sah.
»Angefangen hat es mit dem ›Wrack der namenlosen
Götter‹. Ich muß sehr weit ausholen, um Ihnen
verständlich zu machen, wieso ich in der Lage bin, hier auf
Arnagk aufzutauchen. Seit langer Zeit verfolge ich das Ziel, den
Beweis zu erbringen, daß die Erde in ferner Vergangenheit
– in den Tagen, als die Menschheitsgeschichte begann -Besuch aus
dem All erhielt. Daß die Wesen, die man als
›Götter‹ bezeichnet, in Wirklichkeit Astronauten von
fremden Sternen waren. Diese Theorie ist inzwischen ein allgemeines
Diskussionsthema, wie Sie sicher wissen…
Eines Tages entdeckte ich eine Spur. Sie führte mich ins Herz
der grünen Hölle, zum Amazonas. Dort fand ich das
›Wrack der namenlosen Götter‹. Es stellte sich als ein
Kriegsschiff heraus, das in einem versumpften Seitenarm des Amazonas
lag. Es handelte sich um ein ganz normales, uraltes Schiff, versehen
mit einem mastähnlichen Aufbau, zahlreichen Kanonen – aber
einigen Besonderheiten, die sofort erkennen ließen, daß
dieses Schiff unmöglich von unserer Menschenwelt stammen konnte.
Um einem Irrtum vorzubeugen, Miss Brado: Wenn ich Schiff sage,
spreche ich nicht von einem Weltraumschiff, sondern von einem, wie es
sich auf dem Wasser bewegt. Ein Kriegsschiff aus vergangenen
Tagen… aber die außergewöhnlichen Feststellungen, die
ich machte, ließen erkennen, daß es aus einer anderen
Welt in die unsere geraten war. Von den Sternen konnte es schwerlich
gekommen sein. Nur von dort, wo es auch viel Wasser gab – und wo
zu jener Zeit irgendwelche menschenähnliche Lebewesen eine
kriegerische Auseinandersetzung austrugen, kann es gekommen sein.
Wahrscheinlich, so nahm ich zunächst an, durch einen Riß
in unserem Dimensionsgefüge, durch ein Loch in der Welt… an
Bord dann machte ich eine überraschende Festeilung. Ich fand an
der Wand einer guterhaltenen Kammer ein Modell, das sich genau mit
dem deckt, das irdische Wissenschaftler vom Atom entworfen haben. Als
ich begriff, welchen Sinn das Ganze hatte, überstürzten
sich auch schon die Ereignisse.
Ich löste ungewollt einen Kontakt aus. Das Schiff begann zu
schrumpfen – und ich mit ihm. Alles wurde schließlich so
winzig, daß mit bloßem
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