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Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen

Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen

Titel: Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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den Weg zum Haus. Heftet euch ihm an die
Fersen, vielleicht kommen wir nach Jahren in einem Fall weiter, den
wir schon auf Eis gelegt haben…«
    Das ›auf den Fersen bleiben‹ war einfacher gesagt als
getan. Zumindest im Fall Rani Mahay…
    Die beiden Beamten, die bereits zuvor informiert worden waren,
trugen Zivil und saßen in einem schwarzen Opel Rekord, der etwa
dreißig Schritte von dem Polizeigebäude entfernt am
Straßenrand stand.
    Über ein Autotelefon waren die beiden Kriminalisten mit dem
Informator im Revier verbunden.
    »Wir sehen ihn«, sagte der dunkelhaarige Mann mit dem
gepflegten Lippenbärtchen neben dem Fahrer. Er bediente sich des
Apparates. »Wir haben ihn im Visier. Mal sehen, ob er uns
wirklich zu Olsens Haus führt. Wäre ja ’ne verdammt
interessante Geschichte. Wenn wir da nach fünf Jahren noch mal
fünfzig würden…« Er pfiff leise durch die
Zähne.
    Der Fahrer gab Gas. Langsam rollte der Opel an.
    Rani Mahay, der Koloß von Bhutan, wie er in der Welt bekannt
geworden war, bog in diesem Moment um die Straßenecke.
    Der Opel Rekord reihte sich in den fließenden Verkehr ein,
fuhr auf die äußerste rechte Fahrbahn und bog dann rechts
ab.
    Das geschah genau dreißig Sekunden später.
    Die Mienen der beiden Männer in dem Beobachtungsfahrzeug
versteinerten.
    »Verdammt…«, sagte der Beifahrer, »das
gibt’s doch nicht… er kann doch nicht verschwunden
sein…«
    Der Fahrer steuerte den Wagen sofort an den rechten Fahrbahnrand
heran und bremste.
    Die Blicke der Männer suchten die Straße ab.
    »Nichts… es scheint, als hätte der Erdboden ihn
verschluckt…«
    Von Rani Mahay war weit und breit keine Spur.
    Das war nicht verwunderlich, hätten die beiden Männer
mehr über die Herkunft dieses Mannes, über Marlos und die
Fähigkeiten gewußt.
    Der Inder versetzte sich zurück nach Marlos, von dort noch
mal in die normale, sichtbare Welt, genau zu der Stelle, die ihm von
dem Polizisten so genau beschrieben worden war.
    Als die beiden Zivilbeamten noch Ausschau hielten, tauchte er
schon runde dreißig Kilometer von Regensburg entfernt vor einem
bewaldeten Hang auf.
    Etwa hundert Meter vor ihm stand das Haus, es lag verborgen hinter
den Bäumen.
    Alles war dunkel.
    Im Umkreis von fünf Kilometern, hatte Mahay sich sagen
lassen, gab es keine menschliche Siedlung, kein Haus, keinen
Hof…
    Der Inder legte die letzten Meter durch die Nacht zurück.
Alles blieb ruhig.
    Er achtete auf die Straße, von der aus ein schmaler,
asphaltierter Weg zu dem abseits gelegenen Haus führte. Eine
Privatstraße, wie ein Schild darauf hinwies.
    Besondere Aufmerksamkeit aber schenkte er dem einsamen Haus.
    Er näherte sich unbemerkt.
    Schon von weitem konnte er erkennen, daß die großen
Fenster des Gebäudes nicht durch Rolländen gesichert
waren.
    Das verwirrte ihn sofort.
    Wenn jemand verreiste und lange Zeit wegblieb – im Fall Kay
Olsen schon fünf Jahre –, dann ließ er sein Haus
keinesfalls in diesem Zustand zurück! Das Gebäude machte
nämlich einen bewohnten Eindruck.
    Zumindest auf ihn, der es zum erstenmal in seinem Leben sah.
    Auf einen, der es tage- oder gar wochenlang beobachtet, würde
es allerdings diese Wirkung nicht mehr haben.
    Ein Dieb zum Beispiel, der beabsichtigte, hier einen Coup zu
landen, konnte nicht lange getäuscht werden. Da es immer
Menschen gab, die es nicht leiden konnten, daß andere etwas
besaßen, was sie nicht hatten, konnte er davon ausgehen,
daß in der Zwischenzeit bei dieser Konstellation schon mehr als
einmal ein Versuch unternommen worden war.
    Doch zu Ohren der Polizei schien nichts gedrungen zu sein.
    Merkwürdig…
    Allein dieser Umstand war es, der Mahay stutzig machte.
    Etwas stimmte da nicht. Oder er hatte zufällig jenen Tag
erwischt, an dem angeblich Kay Olsens »Verwandter« sich
hier aufhielt, um nach dem rechten zu sehen.
    Wie immer es auch sein mochte, Rani war ein Mensch, der den Dingen
auf den Grund ging. Und da er schon mal hier war und eine bestimmte
Mission im Auftrag seines Freundes erfüllte, hielt ihn nichts
zurück, nachzusehen.
    Neben dem Haus, umgeben von hohen Stauden und Sträuchern, war
ein kleiner Abstellplatz für Autos. Gleich dahinter begann die
Doppelgarage, die an das Haus anstieß.
    Trotz der Dunkelheit waren auf der Asphaltdecke die frischen
Reifenspuren gut zu erkennen.
    Da war erst vor kurzem ein Fahrzeug hier gewesen! Nichts stimmte
mit dem überein, was er auf dem Polizeirevier erfahren hatte und
dort an Tatsachen bekannt

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