Macabros 089: Rückkehr in den Totenbrunnen
reagierte
sofort.
Er wirbelte herum und riß sofort das Schwert empor. In den
vergangenen Jahren hatte er sich zu einem hervorragenden
Schwertkämpfer gemausert, aber diese Waffe war schwer und
ungewohnt. Überhaupt kein Vergleich zu seinem ›Schwert des
Toten Gottes‹, das einzig und allein für seine Hand im
magischen Feuer einer Esse auf Xantilon geschmiedet worden war.
Das Geräusch wurde verursacht von einem riesigen Sandwurm,
dessen furchteinflößender Schädel in Sand und Gestein
zwischen den Kratern versank.
Der Sandwurm war etwa hundert Meter lang und hatte einen mittleren
Durchmesser von zwei Metern und einen ebensolchen Kopf. Das Maul
darin war ebenfalls groß genug, einen ausgewachsenen Menschen
zu verschlingen.
Die Augen glitzerten mordgierig.
Unwillkürlich umfaßte Hellmark das Schwert fester, aber
es kam zu keinem Zusammenstoß zwischen ihm und dem
Ungetüm.
Das zeigte wenig Interesse für den neuen ›Gast‹ in
der Welt des Totengottes. Er schien seine Beute schon gehabt zu
haben…
Julio…?
Der Verdacht lag nahe, denn es gab bisher von ihm weit und breit
keine Spur zu sehen.
Hellmark wartete noch einen Moment. Wie ein Torpedo konnte der
riesige, borstige Wurm aus dem Untergrund wieder emporschießen,
wenn er wollte. Doch er wollte nicht…
Deutlich war die Stelle zwischen den Kratern zu sehen, wo Sand und
Steine zusammenkullerten, wo das Ungetüm sich unter dem Boden
wie ein Maulwurf schlängelte, um schließlich spurlos in
einer Bodensenke zu verschwinden.
Hellmarks Blicke suchten den unheimlichen Himmel ab.
Von den gefährlichen Totenvögeln war nichts zu
sehen.
Björn lief los. Sein Ziel war die Ruinenstätte, die etwa
hundert Schritte vom Brunnen entfernt zwischen den Kratern lag.
Das morsche, schräg in den Scharnieren hängende Tor sah
aus, als hätte ein Riese es mit einem einzigen Faustschlag
geöffnet.
Hinter dem Tor lag das Reich des Schlangengottes und der Ort, an
dem die ›Ewige Flamme der Schlangengöttin
Luku-U’moa‹ aufbewahrt und bewacht wurde.
Björn Hellmark war auf alles gefaßt…
*
Im Marien-Hospital herrschte Verwirrung.
»Schwester Renate ist verschwunden!« Wie ein Lauffeuer
verbreitete sich die Nachricht unter den Angestellten.
Telefonate, die nicht entgegengenommen wurden, Rufe, die der
Stationsschwester galten, brachten den Stein ins Rollen.
Und eine zweite unheimliche Entdeckung wurde gemacht: Die
Unfallverletzte Angelika Huber war nicht mehr auf ihrem Zimmer.
Die Suche begann, die Fragen wurden mehr mit jeder Minute, die
verstrich.
Zuerst wurde nur der Stationsarzt unterrichtet, dann auch der
Chefarzt. Schließlich die Krankenhausleitung, als nach
eineinhalb Stunden intensiver Suche weder Schwester Renate noch die
Patientin Angelika Huber auftauchten. Es gab kein Lebenszeichen von
ihnen.
Noch etwas kam hinzu.
Auch von Herbert Altenberg fehlt jegliche Spur. Altenberg war in
der Spätschicht Mädchen für alles und wurde auch als
Pfleger auf der Männerstation eingesetzt.
Die Polizei wurde verständigt. Es war ein Punkt erreicht, wo
keiner mehr die Verantwortung übernehmen wollte.
Das entscheidende Telefonat wurde mit dem Beamten geführt,
bei dem sich gerade ein Besucher aufhielt.
Dieser Besucher war zwei Meter groß, wog zwei Zentner, ohne
daß es ein Gramm Fett zuviel an seinem durchtrainierten,
muskulösen Körper gegeben hätte. Ein besonders
auffälliges Merkmal war die bronzefarbene Haut und die
prächtige Vollglatze. Der Mann war niemand anders als der Inder
Rani Mahay, Björn Hellmarks treuer Freund.
Der Polizeibeamte machte sich Notizen und stellte nur manchmal
eine Frage. Doch das wenige, was er sagte, reichte, um Mahay
hellhörig werden zu lassen.
Der Name ›Angelika Huber‹ fiel. Das war doch die Frau,
die Sonja Wilken wiedergesehen zu haben glaubte…
Und nun war Angelika Huber unter mysteriösen Umständen
verschwunden? Genau wie – Sonja Wilken vor fünf Jahren!
Was Angelika Huber nach der Einlieferung ins Krankenhaus den
recherchierenden Polizisten mitgeteilt hatte, war nicht minder
mysteriös.
Sie hatte behauptet, von dem Fahrer absichtlich überfahren
worden zu sein. Der Mann sei kein Weißer, kein Europäer
gewesen. Sie beschrieb ihn als Indio…
Das warf ein mehr als eigenartiges Schlaglicht auf die Dinge.
Rani Mahay hatte alle diese Hinweise ohne größere
Schwierigkeiten erhalten. Er gab sich als Mitarbeiter eines
großen internationalen Magazins aus und konnte eine
dementsprechende Lizenz –
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