Macabros 095: Verschollen in Dwylup
sie nicht weiter über
den merkwürdigen Umstand nachdachte. Er deutete nach vorn, wo
Eingeborene damit beschäftigt waren, an einem
zurückversetzten Seitenflügel ein beschädigtes Dach in
Ordnung zu bringen. Es wurde schon dämmerig, aber sie beendeten
ihre Arbeit noch nicht.
»Pech gehabt mit dem Wetter?« fügte Björn
seinen vorangegangenen Worten noch diese Frage hinzu.
Die Schwester nickte. »Vor drei Tagen hatten wir ein
scheußliches Unwetter. In der Station wurden mehrere
Dächer abgedeckt und Bäume entwurzelt. – Welchen
Bekannten wollten Sie treffen?«
»Mister Patrick, Richard Patrick…«
»Ja, der war hier. Zum Zeitpunkt des Sturms, Senor.«
»Und wo ist er jetzt?«
»Unmittelbar danach ist er aufgebrochen.«
»War er allein?«
»Nein. Ein Mann begleitete ihn.«
»Ist Ihnen sein Name bekannt, Schwester?«
»Leider nein.«
»Wie sah der Mann aus?«
Björn hoffte aufgrund einer Beschreibung denjenigen zu
kennen.
»Groß, dunkel, gepflegte Erscheinung. Mister Patrick
nannte ihn Peer…«
Björn zuckte die Achseln. Er kannte keinen Peer…
Patrick schien – wenn er das zugrunde legte, was er durch
Schwester Helena erfuhr – die Reise zur Missionsstation sehr
spontan angetreten zu haben. Ebenso sein Aufbruch. Das deckte sich
mit seinem Verhalten in New York. Sein plötzlicher, Aufbruch von
dort, sein Flug nach Brasilien und seine Anwesenheit hier
kündeten davon, daß er an etwas Bestimmtem großes
Interesse gezeigt hatte.
Richard Patrick war mit einem zweisitzigen Sportflugzeug
gelandet.
»Hat er selbst die Maschine gesteuert?«
»Ja.«
»Hat er mit Ihnen oder sonst jemand sehr ausführlich
über ein bestimmtes Thema gesprochen?« wollte Hellmark
wissen.
»Diesen Eindruck hatte ich, Senor. Sein
Hauptgesprächspartner in der Zeit, die er hier verbrachte, war
Pater Frio…«
»Dann möchte ich ihn sprechen, Schwester, wenn es
möglich ist…«
»Bitte, kommen Sie mit.« Sie warf einen raschen Blick
auf die Uhr. »In einer halben Stunde beginnt der Gottesdienst.
Ich nehme aber an, daß Pater Frio sich noch die Zeit für
Ihre Anliegen nehmen kann.«
Sie überquerten den Hof. Aus dem Dach des Hauses, in dem das
Büro untergebracht war, ragte eine hohe Funkantenne.
Die Krankenstation verfügte über ein eigenes kleines
Flugfeld. Die Rasenfläche, die für Start und Landung zur
Verfügung stand, befand sich in gutem Zustand.
»Na, wenn ich das gewußt hätte«, flachste der
Inder, »dann wäre ich mit meiner Maschine
gekommen…«
»Womit sind Sie überhaupt gereist?« mußte er
sich die Frage gefallen lassen. Schwester Helena, mit den glutvollen
Augen der spanischen Senoritas, blickte ihn interessiert an.
»Erst mit dem Flugzeug, dann mit dem Jeep…, zum
Schluß sind wir gelaufen«, erklärte Mahay ohne mit
der Wimper zu zucken. »Nicht weit von hier entfernt haben wir
unser Lager aufgeschlagen. Das ist der Grund, weshalb wir uns Ihnen
in unserer Freizeitkleidung präsentieren…«
Er sagte es mit todernster Miene und so überzeugend,
daß der Schwester nichts anderes übrig blieb, als ihm zu
glauben.
In einem rundum offenen Schuppen standen drei Fahrzeuge, zwei
Jeeps und ein klappriger Kastenwagen, auf den mit ungelenker Hand ein
rotes Kreuz gemalt worden war. Offenbar diente dieser kleine Lkw
dazu, Kranke zu transportieren.
Hellmark und Mahay wurden von Helena aufgefordert, in einem
kleinen Raum zu warten, während sie Pater Frio informierte.
Der Pater war ein alter Mann mit weißem, wallendem Bart.
Die beiden Freunde schätzten den Bartträger auf
mindestens siebzig. Doch seine Augen blickten jugendlich und seine
Bewegungen schienen nichts von ihrer ehemaligen Elastizität
verloren zu haben.
Frio war ein zugänglicher Mann, der ihnen bereitwillig
Auskunft gab.
»Mister Patrick erkundigte sich nach dem Wetter. Er wollte
genaue Auskunft haben über unsere Wahrnehmungen. Und die haben
wir ihm mitgeteilt.«
»Was für Wahrnehmungen waren das, Pater?«
»Die eindeutige Verstärkung der Gewitter und Stürme
und das Auftreten von Wettersituationen, wie wir sie in den letzten
Jahren noch nie erlebt hatten. In unserer Atmosphäre scheint
sich etwas zu verändern…« Er nickte
nachdrücklich. »Kein Wunder, wenn man bedenkt, was die
Menschen alles mit der Mutter Erde anstellen. Sie tun so, als
hätten sie unzählige zur Verfügung. Dabei gibt es nur
diese eine, die ihnen Lebensraum bietet.«
»Was sind das für Naturerscheinungen, die sich von den
herkömmlichen, bekannten
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