Macabros 095: Verschollen in Dwylup
einige
Berichte gesprochen hatte.
Dann stieg der Schwarze Priester zu Faraux ins Auto, der seine
menschliche Gestalt wieder angenommen hatte.
»Wir können losfahren«, sagte Myrex nur.
Er faßte das Fahrzeug des Toten ins Auge, während
Albert Faraux auf der Autobahn wendete und verkehrswidrig den
gleichen Weg zurückfuhr, den sie gekommen waren.
Dempowskys Wagen begann unter Myrex’ Blick unheimlich zu
glühen, als ob er unter unvorstellbaren Temperaturen sich
plötzlich erhitzen würde.
Das unheimliche Schauspiel währte nicht länger als zehn
Sekunden.
Dann war das Auto spurlos verschwunden.
Auf der Überholspur fuhr Faraux entgegengesetzt
zurück.
Auf dem Weg nach Bern begegneten ihm zwei Autos. Die Fahrer wurden
kreidebleich, als sie plötzlich den mit hoher Geschwindigkeit
heranrasenden Citroen mit auf geblendeten Scheinwerfern gegen die
Verkehrsrichtung kommen sahen. Bei der Autobahnpolizei gingen kurz
hintereinander zwei Anrufe ein, die diese Beobachtung mitteilten.
Gleich darauf fuhr ein Streifenwagen die Strecke ab, und über
den Verkehrsfunk wurde den Verkehrsteilnehmern auf dieser Autobahn
erhöhte Aufmerksamkeit und Fahren auf der äußersten
rechten Seite angeraten, um eine Kollision mit dem Geisterfahrer zu
vermeiden.
Zehn Minuten später kam über den Rundfunk auch wieder
die Entwarnung.
»Die Polizei hat die fragliche Strecke abgefahren und keinen
Geisterfahrer entdeckt…«
*
Als Björn Hellmark die mit Tusche gezeichnete Skizze in der
Hand hielt, wußte er sofort, daß seinem Freund Richard
etwas zugestoßen war.
Pepe berichtete, daß nach seiner Ankunft in New York und
seiner Bitte, mit Mister Patrick sprechen zu dürfen, die
Sekretärin des Verlegers darauf hinwies, daß er nicht da
wäre. Er hätte für den Fall, daß Pepe kommen
sollte, eine Skizze bereitgelegt, um sie ihm zu übergeben.
»Mehr wußte sie nicht zu sagen?« erkundigte sich
Hellmark.
»Nein«, erwiderte der Junge.
Jemand, der oft in der Welt herumkam und den Globus wie seine
eigene Hosentasche kannte, wußte sofort, was die Skizze
zeigte.
Patrick hatte in stark verkleinertem, aber gerechtem Maßstab
die grüne Hölle des Amazonas und den Fluß
gezeichnet.
Unweit des Dorfes Maleko gab es eine Missionsstation, die sich der
Krankenhilfe und Seelsorge der Eingeborenen verschrieben hatte.
Ordensschwestern und Ordensbrüder unterhielten dort ein sehr
modern eingerichtetes Krankenhaus, das durch Spenden errichtet worden
war. Hier hatte Patrick ein erstes Kreuz eingezeichnet.
In einer geraden Linie weiter westlich, mitten im Busch und
maßstabgerecht rund zwanzig Meilen von der Station entfernt,
hatte Patrick durch ein zweites, rot eingezeichnetes Kreuz einen
Punkt markiert.
Auf dem Zettel gab es keine weiteren Hinweise. Aber diese
Bildsprache reichte Hellmark.
Wenn Patrick nicht zu Hause und nicht in seinem Büro war,
hielt er sich in dieser Stunde mitten im Amazonasdschungel auf.
»Aber was hat ihn dazu veranlaßt, dorthin zu
reisen?« grübelte Björn. Er sah die Freunde an, und
sein Blick verweilte etwas länger auf der schwarzhaarigen,
rassigen Frau, Carminia Brado, die sein Leben auf dieser Insel mit
ihm teilte. Er lächelte versonnen. Sie war die Frau, die er
liebte, die bereits in einem ersten Leben von ihm genommen worden
war. Wie er – lebte auch sie schon einmal… Als Loana. Sie
war damals die schöne und sanfte Tochter des legendären
Hestus, jenes Herrschers, der die Rätsel und Geheimnisse um die
todbringenden Dämonen zu lösen hoffte. In seinem Garten
schuf er die Voraussetzungen dafür und fing die Gesichter der
Dämonen ein, damit jeder sehen konnte, wie sie aussahen. Eine
Gefahr, die man kennt, läßt sich leichter bekämpfen.
Leider ging diese Gleichung in seinem Fall nicht auf. Hestus verlor
seine Tochter und sein Reich. Das einzige, was erhalten blieb, war
sein geheimnisvoller Garten, der für Hellmark und Carminia
schließlich zu einem Schlüssel wurde. Im Garten des Hestus
fanden sie den Geisterspiegel, mit dem es seine besondere Bewandtnis
hatte. Dieser Spiegel war wie ein Teich, lag mitten in einem kleinen
Hain und war von Björn und seinen Freunden Stück für
Stück demontiert und auf Marlos wieder zusammengesetzt
worden.
Mit den Millionen von Segmenten, aus denen dieses Gebilde –
›Geistspiegel‹ genannt – bestand, war es möglich,
jeden Punkt auf der Erde anzusteuern, der irgendwann mal von
Rha-Ta-N’mys Schergen aufgesucht wurde oder gar als
›Stützpunkt‹
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