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Macabros 095: Verschollen in Dwylup

Macabros 095: Verschollen in Dwylup

Titel: Macabros 095: Verschollen in Dwylup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Stimme des einsamen Wanderers hallte durch den menschenleeren
Dschungel.
    Dann krachte der Donner wieder, pfiff und brauste der Wind durch
die Blätter und das Dickicht, und seine Stimme verwehte im
Lärm des Unwetters.
    Doch unermüdlich setzte er seine Versuche fort. Bis jetzt gab
es keinen Hinweis darauf, daß die Person, deren Spur er
ausfindig gemacht hatte, nicht mehr am Leben war. Vielleicht lag sie
irgendwo geschwächt und hilflos im Busch.
    »Hallo?!«
    Er lauschte. Das Zentrum des Gewitters lag weiter
südöstlich. Das war die Gegend um die Missionsstation und
Maleko.
    »J-a-a-a…« klang es da leise und entsetzlich fern
an sein Ohr.
    Macabros verharrte in der Bewegung.
    Antwort?
    War es nur Wunschdenken – oder war tatsächlich eine
Antwort erfolgt?
    »Wenn Sie mich hören können!« rief er so laut
er konnte in die gleiche Richtung. »Geben Sie noch mal Antwort!
Wo sind Sie? Rich – bist du’s?«
    »H-i-e-r…«, erwiderte die Stimme aus dem Busch.
    Das war ganz in der Nähe. Wer immer aber Antwort gab –
er lebte! Er war allerdings zu schwach, lauter zu sprechen.
    Macabros riß die Zweige auseinander und lief in die
Richtung, aus der die Antwort gekommen war.
    Dann sah er die Gestalt.
    Sie lag am Boden, hilflos und kraftlos, nur noch zerrissene
Kleider am Körper. Die Haut war aufgekratzt, fleckig und blutig.
Zahlreiche Insekten hockten in den Wunden. Der Mann war zu schwach,
sie zu vertreiben.
    Macabros erkannte den Mann kaum wieder.
    Wirr und strähnig hing ihm das Haar ins Gesicht. Die Lippen
waren aufgeplatzt, die Augen blickten ihn anklagend und verzweifelt
an.
    »Wer – bist – du?« lallte der am Boden
Liegende.
    Und Björn Hellmark, zwanzig Meilen vom Ort des Geschehens
entfernt, gab es einen Stich durchs Herz.
    Das war – Richard Patrick! Aber der Freund – erkannte
ihn nicht mehr…
     
    *
     
    »Rich!«
    Macabros kniete neben ihm.
    »Was ist passiert? Ich bin’s –
Björn…«
    »B-j-ö-r-n?« lallte Patrick. Seine Stimme klang
undeutlich. Er war so schwach, daß er nicht fähig war, den
Kopf zu heben.
    Macabros legte seine Hand auf die Stirn des Erschöpften. Sie
fühlte sich heiß an. Der Puls war stark erhöht.
Patrick hatte Fieber.
    Und er phantasierte.
    »Der Sturm… das Gewitter… ist da… es hat das
Flugzeug zerrissen… wie einen Fetzen Papier… aber…
hast du’s gesehen… hast du das Flugzeug gesehen?«
    Macabros nickte. »Ja. Ich habe Wrackteile gefunden, Rich. Es
ist gut, daß du noch am Leben bist. Du wirst wieder ganz gesund
werden. Und nun sei ganz ruhig… Du darfst nicht sprechen, es
strengt dich zu sehr an. Erzähl’ mir später alles
– wenn du wieder okay bist…«
    »Das Flugzeug – ist nur noch zum Teil hier…«
wisperte Patrick erregt. »Die Teile, die du gesehen…
hast… das ist der Rest… es ist genau in der Mitte geteilt
worden…« Er hatte die fiebrig glänzenden Augen
unnatürlich weit aufgerissen. »Peer… saß neben
mir – plötzlich war er verschwunden… und mit ihm das
Flugzeug… Ich sah, wie er hineingezogen wurde in das kreisrunde,
wirbelnde Loch… dann war da nur noch Nacht und
Schwärze… Es stimmt, was behauptet wird… die
Eingeborenen erzählen es sich, sie haben es zuerst
entdeckt… der ›Rachen im Meer der Wolken‹ – das
ist keine alte Legende, sondern ein neuer Mythos, in unseren Tagen
entstanden.
    Menschen verschwinden und kehren niemals wieder. Und Ungeheuer aus
einer anderen Welt, aus Dwylup, werden ausgespuckt…«
    Da fiel sein Kopf zurück.
     
    *
     
    Einen Donnerschlag von dieser Stärke hatte noch keiner von
ihnen gehört.
    Der Regen stürzte in solcher Dichte und mit urwelthafter
Gewalt auf die Erde herab, daß eine regelrechte Wand aus Wasser
zwischen den Gebäuden der Missionsstation stand.
    »Da vorn ist jemand!« Ranis Worte schreckten die Leute
auf, die gleich ihm am Fenster standen und hinausstarrten. In
Anbetracht des heftigen Unwetters hatte Pater Frio den Gottesdienst
nicht begonnen, da man in der kleinen Kapelle sein eigenes Wort nicht
verstand.
    »Eine Frau!« entfuhr es Hellmark.
    Die es sahen, glaubten zu träumen.
    Das zerfetzte Kleid flatterte an ihrem Körper wie eine
Fahne.
    Die großgewachsene, rotblonde Frau kniete vor dem
Eingangstor, hielt mit beiden Händen die eisernen Stäbe
umfaßt und schrie wie von Sinnen. Das hörte man in dem
allgemeinen Tosen nicht, aber man sah es. Ihr Mund war weit
geöffnet. Das lange Haar hing durchnäßt und
strähnig ins Gesicht und auf ihren

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