Macabros 096: In der Arena der Drachentöter
auftreten
durften.
Auf dem Weg dorthin begegnete ihnen niemand.
Was Bowles noch auffiel, war die Tatsache, daß es
überhaupt keine Lebewesen gab. Kein Tier kreuzte seinen Weg,
kein Vogel in den Bäumen, kein Insekt in der Luft. Die
Atmosphäre war einerseits schmutzig durch den Staub, auf der
anderen Seite unnatürlich steril.
Es war doch anzunehmen, daß im dichten Blätterwerk der
Bäume die Vögel hockten oder andere Tiere, die bei ihrer
Annäherung scheu wurden und sich bemerkbar machten.
Er wollte auf diesen Umstand aufmerksam machen, doch etwas anderes
nahm seine Aufmerksamkeit gefangen.
Sie standen vor einem der großen Tore, die riesig, mit
schimmernden Metallbeschlägen versehen waren und ihnen besondere
Wuchtigkeit verliehen.
Bowles sah an dem Tor empor. Es hatte eine Höhe von
mindestens fünfzehn Metern.
Chomool öffnete es lautlos. Es ließ sich mit
erstaunlicher Leichtigkeit zur Seite drücken.
Vor Vincent Bowles breitete sich das riesige Oval einer Arena aus,
die mindestens sieben Ränge hatte. Das Oval war schummrig und
verjüngte sich nach oben hin, so daß der farbige Himmel
nur noch als winziger Ausschnitt zu erkennen war.
Die Ränge bestanden aus dunklem Stein, und von Fall zu Fall
führten hohe, schmale Durchlässe nach draußen.
Die Arena war mit grünfarbigem Sand bedeckt.
Bowles ließ seinen Blick in die Runde schweifen.
Die ganze Anlage strahlte etwas Beunruhigendes, Bedrohliches aus.
Er spürte beinahe körperlich die Gefahr, und plötzlich
drängte es ihn danach, zurückzukehren in seine Welt, nicht
mehr länger auf Xanoeen zu sein, der Welt einer anderen
Dimension, auf der Bedingungen herrschten, die ihm fremd waren und
mit denen er nichts zu tun hatte.
Oder – doch?
Durch das Amulett!
Instinktiv tastete er danach.
»Chomool«, sagte er, brach jedoch sofort wieder ab, und
der Atem stockte ihm.
Sein geheimnisvoller Begleiter, der ihn hierher gebracht hatte,
war wie vom Erdboden verschluckt!
*
Hell stand die Sonne am wolkenlosen Himmel.
Eine sanfte Brise vom offenen, tintenblauen Meer her spielte in
den Wipfeln der hochgewachsenen Palmen. Am Strand von Marlos, der
unsichtbaren Insel zwischen Hawaii und den Galapagos.
Nur eine Handvoll Menschen lebte dort, Menschen, die der
Zivilisation den Rücken gedreht hatten, die Macht und Intrige
dämonischer Schergen kennenlernten und deren Treiben einen
Riegel vorschoben. Hier auf Marlos gab es kein Tor, keine Tür,
durch das die Mächte der Finsternis hereinkommen konnten.
Ständig lebten auf der Insel sechs Personen: Carminia Brado,
die schöne Brasilianerin, Danielle de Barteaulieé, die
junge Französin, deren Vater als Comte de Noir der
Dämonengöttin Rha-Ta-N’my für seine Tochter ewige
Jugend abgetrotzt hatte, Pepe, Hellmarks Adoptivsohn, Jim, der Guuf,
Rani Mahay, der Koloß von Bhutan und Björn Hellmark, der
Herr von Marlos. Ihm war die Insel als Erbe hinterlassen worden.
Marlos war sein Refugium, ein Bollwerk gegen die Mächte des
Bösen, die wie giftiger Odem durch die Ritzen der Welt
drangen.
Menschen wurden in die Irre geführt oder ihre Schwäche
ausgenutzt, so daß sie sich freiwillig mit Dämonen und
Finsterlingen einließen. Dämonen trieben, als Menschen
getarnt, ihr Unwesen und trafen Entscheidungen zu deren Nachteil.
Manch einer ahnte etwas von diesem Treiben, erkannte dies und
jenes – und wagte dann doch nicht darüber zu sprechen. Aus
Angst, belächelt zu werden. Ihm fehlte der gleichgesinnte
Partner. Hier auf Marlos fand er ihn. Hier hatte man Verständnis
für seine Probleme, denn keiner kannte sie besser als Björn
Hellmark und seine Freunde, die in hartem Clinch mit den Todfeinden
der Menschen standen, und deren erklärtes Ziel es war, die Macht
der Finsternis auszuhöhlen.
So hatte sich um die Kerngruppe der Marlos-Bewohner mit der Zeit
eine kleine Mannschaft gebildet.
Das waren in erster Linie Arson, der Mann mit der Silberhaut, der
seit längerer Zeit auf Marlos weilte. Seine Anwesenheit hatte
eine besondere Bedeutung. Arson, der aus der Zukunft kam, wußte
zu berichten, daß in seiner Zeit noch immer dämonische
Umtriebe zu beobachten waren. Ungeklärt war die Frage, ob in der
Zeit Björn Hellmarks diesem bei der Bekämpfung der
Finsterlinge ein grundlegender Fehler unterlaufen war oder ob
Rha-Ta-N’my - oder eine noch größere Macht – neu
erstarkt war und die eigenartigen Vorkommnisse in der Zeit Arsons auf
eine bis dahin neue und unbekannte Ursache
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