Macabros 097: Das Grab in Lemuria
polterten auf den Boden herab,
und dann geriet die ganze Säule ins Wanken.
Gewaltige Steinmassen lösten sich aus dem Verband. In den
Adern der beiden Menschen gefror das Blut.
»Er bringt die Halle zum Einsturz!« flüsterte
Carminia Brado entsetzt.
*
Er war von der Darbietung nicht gleich nach Hause gefahren.
Was er gesehen, gehört und erlebt hatte, beschäftigte
ihn, und Richard Patrick hatte das Gefühl, unter elektrischer
Spannung zu stehen.
Im nachhinein kamen ihm viele Fragen in den Sinn, die er gern
gestellt hätte. Und erst jetzt – in der Reflektion der
Gedanken – begriff er manches.
Shoam, dem Inder, mußte er eine geschickte und klare
Handlungstaktik bescheinigen. Er hatte sich wirklich bemüht,
ohne Hokuspokus den Fall darzulegen.
Patrick war überzeugt davon, daß an der Aufrichtigkeit
des Gurus nicht zu zweifeln war und ernsthafte Sorgen ihn dazu
veranlaßt hatten, eine Auswahl von Persönlichkeiten sich
heute abend einzuladen und zu informieren.
Patrick war zu aufgewühlt, um gleich nach Hause zu
fahren.
Er steuerte eine kleine Bar an, nahm dort einen Drink und
versuchte sich zu zerstreuen. Eine rothaarige Schöne, der er
einen Gin Fizz spendierte, war etwas enttäuscht, als er nicht
damit einverstanden war, daß sie auf seinen Schoß
rutschte.
Patrick blieb nur eine halbe Stunde, sah sich eine
Striptease-Darbietung an und verließ dann wieder die Bar.
Seine Gedanken beschäftigten sich noch immer mit dem
gleichen, und er wurde das Gefühl nicht los, daß eine
große Gefahr im Verborgenen lauerte. Eine Gefahr, die durch
Sarash ausgelöst werden konnte…
Er hatte durch das Gespräch mit Shoam zwar eine ganze Menge
erfahren, aber es reichte bei weitem nicht aus, um jene Fragen zu
klären, die aufgetaucht waren.
Patrick hatte den Wunsch zu einem Gespräch unter vier Augen
mit dem Inder.
Der Verleger fuhr ruhelos kreuz und quer durch die Stadt und
wollte weder nach Hause noch in die Büroräume, obwohl es
ihn dahinzog. Am liebsten hätte er sich in die Arbeit
verkrochen, um die quälenden, ihn belastenden Überlegungen
zu verdrängen.
Doch noch stärker zog es ihn in die Straße, in der
Shoam wohnte.
Als er langsam dem Apartmenthaus entgegenrollte, sah er den
Menschenauflauf. Mehrere Polizeifahrzeuge standen mit blitzenden
Rotlichtern am Straßenrand.
Vorbeikommende Fahrzeuge, die anhalten wollten, wurden weiter
gewunken.
Auch Patrick wäre es so ergangen, hätte er seinen
Presseausweis nicht vorgewiesen.
»Was ist denn passiert?« fragte er einen Cop. Sein Blick
ging unwillkürlich an der Hausfront empor und blieb in der
siebenten Etage hängen. Dort, in Shoams Wohnung, waren
sämtliche Fenster hell erleuchtet. Doch das brauchte nichts zu
bedeuten. Durch das, was immer auch in diesem Wohnhaus passiert war,
waren in fast allen Stockwerken die Fenster erleuchtet. Aber
seltsamerweise hatte Patrick plötzlich ein ungutes Gefühl
in der Magengrube.
»Ein Mann wurde ermordet, Sir«, erfuhr er. »Ein
Inder, soviel bis jetzt bekannt ist…«
Patrick hörte nur mit halbem Ohr hin.
Im Eilschritt lief er auf den Hauseingang zu. Dort waren bereits
Leute vom Spurensicherungsdienst bei der Arbeit.
Aus dem Haus wurde ein Zinksarg getragen. Bei den Leuten, die das
makabre Behältnis begleiteten, befand sich auch Steven
McKensey.
»Endlich ein vertrautes Gesicht«, sagte Patrick schnell.
»Wären Sie nicht hier gewesen, Steven, hätte mich das
auch gewundert…«
McKensey verzog die schmalen Lippen zu einem flüchtigen
Grinsen. »Aber auch Sie wissen schon Bescheid, Rich. Das
beweist, daß ich vielleicht doch auf’s richtige Pferd
gesetzt habe…«
McKensey war New Yorks bekanntester Kriminalreporter. Für
alle namhaften Zeitungen und Magazine schrieb er freiberuflich.
McKensey hatte einen hervorragenden Draht zu den einzelnen Revieren
und erfuhr von ›Fällen‹, noch ehe sie zu solchen
geworden waren.
Auch für ›AMAZING TALES‹ hatte er den einen oder
anderen Artikel schon verfaßt. Nicht selten war es der Fall,
daß ein Mord Auftakt zu einem Ereignis war, das in jene
Grenzbereiche paßte, für die Patrick und sein Team sich
interessierten. Und McKensey war mit der Arbeit des Amazing-Teams
sehr gut vertraut.
»Ich muß Sie enttäuschen, Steven«, erwiderte
Patrick auf die Bemerkung des Reporters. »Bin zufällig hier
vorbeigekommen und habe den Auflauf gesehen. Was wissen Sie
bisher?«
»Leider noch viel zu wenig. Shoam, den Guru, hat’s
erwischt…«
Patrick ließ
Weitere Kostenlose Bücher