Macabros 101: Sturz in das Chaos
Kontaktaufnahme mit Al Nafuur über Raum und Zeit
hinweggekommen war, blieb zurück.
Macabros und Bolonophom wanderten durch die Wildnis. Im Tageslicht
zeigten sich die vielgestaltigen Farben und Formen. Die Bäume
waren nicht einfach bloß braun und grün. Sie schimmerten
rot und orange, kobaltblau und bernsteingelb. Die Blätter an
vielen Büschen waren weich wie Federn. Was Macabros
vermißte, waren die Tiere. Es gab keine Vögel, keine
Insekten, keine Käfer, obwohl diese wuchernde Wildnis alle
Voraussetzungen mitbrachte, vor Leben zu strotzen.
Außer der wilden Bestie in der letzten Nacht hatten sie
bisher kein weiteres Tier – gleich welcher Gattung – zu
Gesicht bekommen.
Der Weg, den sie in der letzten Nacht zurückgelegt hatten,
war erstaunlich lang. Nicht minder erstaunlich war die Ausdauer, die
Bolonophom an den Tag legte.
Er hatte es eilig, so schnell wie möglich an den Ort der
nächtlichen Ereignisse zurückzukehren. Das Tempo hielt er
durch, ohne eine Pause einzulegen. »Wenn man gut gespeist
hat«, meinte er, »fällt einem ein solcher Marsch auch
nicht schwer…«
Essen, Trinken und die Frauen schienen im Leben der Loarks eine
große Rolle zu spielen. Er schwärmte von einer Sache so
intensiv wie von der anderen, und er schlug Macabros vor, mit ihm zu
kommen.
»Die Stadt, aus der ich komme«, wies er seinen Begleiter
darauf hin, »heißt Varone. Man sagt, daß es dort die
saftigsten Steaks, den süßesten Wein und die
langbeinigsten Frauen gibt. Du solltest sie dir mal
ansehen…«
»Wen?« fragte Macabros scherzhaft zurück. »Die
Steaks – oder die langbeinigen Frauen?«
»Am besten beides. Wenn man zwei oder drei Dinge gleichzeitig
genießen kann, wäre man ein Tor, es nicht zu
tun.«
»Die Römer, Bolonophom, hätten ihre Freude an dir
gehabt.«
»Die Römer? Was ist das?«
»Ein Volk, es lebt nicht hier auf Xantilon… es
beherrscht den Großteil anderer Kontinente…«
Eigentlich wäre es richtig gewesen, Bolonophom darauf
hinzuweisen, daß es zu diesem Zeitpunkt noch keine Römer
in dem von ihm vertretenen Sinn gab! Die würden erst in ein paar
tausend Jahren ins Licht der Geschichte treten…, dies aber
Bolonophom zu erklären, kam ihm doch zu mühsam vor. Und
deshalb schwieg er darüber…
Aber Bolonophom war neugierig geworden. Er wollte mehr wissen
über die Römer, die den Freuden des Lebens nicht abgeneigt
waren.
Macabros erzählte ihm ein paar tolle Storys, und sein
Begleiter lauschte andächtig.
Er schlug sich schließlich vor Begeisterung auf die
Schenkel. »Man merkt, du bist ein wahrer Gott«, freute er
sich. »Du bist weit herumgekommen, hast viel gesehen… nicht
nur diese Welt. Auch andere, die zwischen den Sternen liegen…
Sind Teufelskerle, diese Römer! Sie hätten ihre Freude
daran, in Varone zu leben… Wenn sich mal die Gelegenheit bieten
sollte, einen solchen Römer kennenzulernen, würde ich mich
riesig freuen, wenn du mich mit ihm bekanntmachen würdest…
Das ließe sich doch bestimmt einrichten, nicht wahr?«
»O ja«, nickte Macabros eifrig. »Möglich ist
das alles…«
»Am schönsten wäre es ’natürlich noch,
wenn es mit einer Römerin klappte… Ich ziehe eine
schöne Frau vor, wie du dir denken kannst…«
»Ich werde sehen, was sich machen läßt,
Bolonophom. Aber jetzt sollten wir unsere Gespräche nur noch auf
das notwendigste beschränken… mir scheint, wir sind dem
Dorf der Eingeborenen ziemlich nahe…«
Sein Gefühl trog nicht.
Es wurde noch verstärkt durch die Veränderung, die
eintrat.
Die Helligkeit hatte nachgelassen.
Unwillkürlich richtete Macabros seinen Blick in die
Höhe. Der Himmel schimmerte nicht mehr so freundlich durch das
Blätterdach der hohen Bäume. Die Sonne war entweder im
Untergehen begriffen, oder sie war hinter Wolken verschwunden.
Er sagte zunächst nichts.
Dreißig Schritte weiter war die Helligkeit noch um einen
weiteren Ton nach unten abgestuft.
»Die Dunkelheit nimmt zu, je näher wir an das Dorf der
Eingeborenen kommen«, erklärte Bolonophom. »Selbst am
Tag – kennen sie die Sonne nicht. Ihr gräßlicher,
Menschenopfer fordernder Gott liebt die Dunkelheit – und so ist
es ihr Ziel, sie überall in der Welt zu verbreiten. Je mehr
Völker den Schlächter-Priestern der Traphilen zum Opfer
fallen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, daß
große Teile des Landes in der Düsternis verschwinden. Nur
wo Dunkelheit ist, können die Menschenverächter mit ihren
unheimlichen Riten leben. Die
Weitere Kostenlose Bücher