Macabros 105: Jagd auf den Horror-Götzen
Umfang, wie dies Rani und
Danielle noch nicht erlebt hatten. Maßgebend dafür konnte
nur jenes weiche, flockige Gebilde sein, in dem ein unfaßbarer
Geist wetterleuchtete, ein Geist, so Whiss selbst, der das Universum
zu sprengen imstande war, wenn man ihn schlagartig einsetzte.
Die Luft vor ihnen schien sich zu verdichten. Die Dunkelheit wurde
undurchdringlicher und legte sich wie ein Mantel über die
Schachtöffnung, in der sie ausharrten.
Ein Kraftstrom entstand, in den sie hineingetragen wurden. Ihre
Umgebung veränderte sich schlagartig.
Aus der Dunkelheit kamen sie in die Dunkelheit. Aber es war eine
andere.
Es war die Dunkelheit des Gewölbes, in dem die steinernen
Särge standen, die Charmaine Fraque mit Hilfe telekinetischer
Kräfte aus fremden Grüften entwendet hatte, um sie für
ihre okkulten Praktiken zu benutzen.
»Zurück«, sagte Whiss nur.
Aber was schwang in diesem einen Wort alles mit.
Erleichterung, Glück, Freude...
»Wenn du nicht so klein wärst, würde ich dir jetzt
um den Hals fallen«, bemerkte Mahay mit bewegter Stimme.
»Aber so muß ich fürchten, dich zu
zerquetschen…«
»Fall’ ihr um den Hals«, grinste Whiss von einem
Ohr zum anderen und zog demonstrativ seinen Para-Fühler ein.
»Ich glaube, da habt ihr beide mehr davon«, sagte er
augenzwinkernd…
*
Danielle und Rani befolgten seinen Rat. Und als Whiss eine Weile
zugeschaut hatte, nickte er zufrieden und meinte: »So, jetzt
habt ihr ausgiebig geschmust. Nun kann’s weitergehen. Es gibt
noch einiges zu tun…«
»Was hast du vor, Kleiner?« wollte Rani wissen, der den
gesamten Plan noch immer nicht durchschaute.
»Das Hotel Fraque ist ein Dämonennest, daran gibt es
keinen Zweifel. Ein Stützpunkt Molochos’. Den gilt’s
auszuräuchern und unschädlich zu machen…«
»Du stellst dir das ziemlich einfach vor«, wiegte Mahay
nachdenklich den Kopf.
»Es ist einfach, wenn man die Mittel dazu kennt. Ihr
vergeßt, daß ich ein wenig länger als ihr im
›Schacht‹ war. Ich habe einiges gesehen und entdeckt, das
mich stutzig gemacht hat. Und dem gehe ich weiter nach… zu unser
aller Vorteil, wie ich hoffe. Manchmal steckt der Teufel im Detail.
Auch für Molochos und seine Tanzmäuschen…«
Whiss wirkte nach der erfolgreichen Rückkehr in die dritte
Dimension wie aufgekratzt.
»Nur dieses eine Bild«, fuhr er fort und deutete auf die
Nebel-Landschaft, die hinter dem bequemen Sessel Madame Fraques an
der Wand befestigt war und durch die sie in die dritte Dimension
zurückgekommen waren, »dieses eine Bild soll das einzige
Tor bleiben… alle anderen Bilder werden wir vernichten, und
damit die Tore nach Mrowop für die anderen schließen.
Alles weist darauf hin, daß jeder einzelne Verehrer
Molochos’ sein eigenes Tor hat, seinen eigenen Zugang. Handeln
wir, ehe sie uns auf den Pelz rücken, und hier in diesem
Gewölbe warten wir schließlich nur noch auf die
Rückkehr Madame Fraques… Sie brauchen wir noch. Für
einige nützliche Angaben…«
Whiss entfaltete eine lebhafte Aktivität.
Rani und Danielle hielten ihn nicht davon ab und erfaßten
instinktiv, daß der kleine Kerl aus dem Mikrokosmos über
Informationen verfügte, die sie nicht hatten. Es hing mit dem
seltsamen, flockigen PSI-Feld zusammen, das er geistig erfaßt
hatte…
Es ging nun Schlag auf Schlag.
Sie verließen das Gewölbe und suchten den Anbau auf, in
dem die zwanzig eingerichteten Zimmer lagen, die den Unheimlichen aus
dem Zwischenreich als Unterkunft und Übergangsstation
dienten.
Rani, Danielle und Whiss nahmen sich ein Bild nach dem anderen
vor, schlitzten es auf, lösten die Leinwandfetzen von der Wand
und brachten sie ins Freie.
Nacht in Frankreich… Sternenlos und wolkig…
Ein kühler Wind strich über den akazienbestandenen
Hügel.
Im Freien sammelten die Freunde die Fetzen der zerschlitzten
Gemälde und zündeten sie an. Die ausgetrocknete Leinwand
brannte wie Zunder. Die Ölfarben schmolzen zusammen.
Die Aktion ging ohne Zwischenfall über die Bühne.
Während Rani und Danielle die letzten Bilder dem Feuer
übergaben, kehrte Whiss schon wieder in das Kellergewölbe
mit den Steinsärgen zurück. Er wollte eine eventuelle
Rückkehr Charmaine Fraques auf keinen Fall versäumen.
Das Bild, das ihr als Tor diente, blieb als einziges erhalten.
Nach getaner Arbeit suchten auch Danielle und Rani den Keller
wieder auf. In der Dunkelheit warteten sie gemeinsam mit Whiss auf
die Rückkehr der Hotelbesitzerin.
Ihre
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