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Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak

Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak

Titel: Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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eine Viertelstunde später die Erlaubnis, das
Hospital zu verlassen.
    Mit einem Taxi ließ sie sich zu ihrer Wohnung bringen.
    Während der Fahrt nach Hause gingen ihr tausend Dinge durch
den Kopf und auch ein spontanes Angstgefühl trat auf, als sie
daran dachte, daß das ›Ereignis‹ jederzeit
wiederkommen konnte. Vor ihrem geistigen Auge stiegen die Bilder aus
dem Gewölbe wieder auf. Sie konnte jede Einzelheit im Gesicht
der schönen fremden Frau sehen. Der durchdringende, kühle,
sezierende Blick… Augen, die ihr etwas sagen wollten…
    Abwesend bezahlte sie den Fahrpreis.
    Ihre Wohnung lag im Dachgeschoß eines
fünfstöckigen Mietshauses, wie es in der Umgebung des
Montmartre typisch war.
    Nach Betreten ihrer Wohnung rief sie trotz der vorgerückten
Stunde ihren Freund Raoul an.
    Das Telefon am anderen Ende der Strippe klingelte fast zehnmal,
ehe abgehoben wurde und sich eine verschlafene Stimme meldete.
    »Es tut mir leid, wenn ich dich aus dem Schlaf geholt
habe«, entschuldigte sie sich. »Ich habe mir allerdings
gedacht, es interessiert dich bestimmt, was aus mir geworden ist. Sie
haben mich gleich wieder entlassen.«
    »Es ist also alles in Ordnung mit dir?« fragte er
zögernd.
    »Sonst hätte man mich heute nacht zumindest noch nicht
nach Hause gelassen.«
    »Daß ich nicht geblieben bin, war keine böse
Absicht«, begann er. »Es war schon sehr spät… und
ich wußte nicht, wie lange es noch mit dir dauerte.«
    »Ich mache dir keinen Vorwurf, ich verstehe das«,
erwiderte sie matt. Sie saß in einem ausladend wuchtigen
Sessel, dessen Bezugsstoff alt und verschlissen war. Mechanisch
öffnete sie ihre Handtasche und fingerte eine Zigarette aus der
zerdrückten Schachtel. »Ich wollte auch nur noch gern eines
von dir wissen.«
    »Und das wäre?«
    »Wie ich ins Hospital gekommen bin…«
    »Als ich merkte, daß du nicht mehr ansprechbar warst,
habe ich sofort aus dem nahen Gasthaus Hilfe geholt. Von dort aus
wurde der Krankenwagen bestellt. Zehn Minuten dauerte es, bis man
dich abtransportierte.«
    »Was habe ich in der Zeit gemacht?«
    »Mit zwei Männern aus dem Gasthaus habe ich dich
hinübergeschafft. Du hast bis zum Eintreffen des Krankenwagens
auf einer Couch im Hinterzimmer gelegen.«
    »Habe ich in dieser Zeit irgend etwas gesagt?«
    »Was sollst du gesagt haben?«
    »Das weiß ich eben nicht… Ich will es ja von dir
wissen.«
    »Du hast die Lippen bewegt, du wolltest etwas sagen, aber es
war so leise, daß niemand es verstanden hat…«
    »Wann werden wir uns wiedersehen?« fragte sie
unvermittelt.
    »Hm, das ist eine schwierige Frage. Ich habe diese Woche viel
zu tun. In der Werkstatt stehen noch ein paar Wagen, die will mein
Chef unbedingt noch reparieren. Dann habe ich schwarz ein paar Autos
aufgekauft, die ich auf Vordermann bringen will, wie du
weißt… ich glaube, diese Woche ist nichts drin. Ich werde
bis spät in den Abend hinein zu tun haben.«
    »Ich verstehe. – Mit einer Verrückten«,
stieß sie plötzlich verbittert hervor, »will man
nicht gern zu tun haben. Eine, die sieben Särge, alte steinerne
Sarkophage in einem Kellergewölbe sieht, mit der muß man
vorsichtig sein…«
    »So darfst du das nicht auffassen, Marie. Du weißt, wie
ich zu dir stehe, du weißt, daß ich dich
mag…«
    »Im Bett, ja. Aber wenn’s Probleme gibt, dann zieht der
feine Herr sich zurück und flüchtet sich in die
Arbeit.«
    »Das darfst du nicht so sehen, es stimmt nicht,
ich…«
    »Heute abend, als wir zusammen aus waren, hast du noch anders
gesprochen.«
    »Ich…«
    »Erspar dir deine Ausreden, Raoul! Zwischen uns war nichts
Ernsthaftes. Gut, daß ich’s noch rechtzeitig bemerkt habe.
Wir sind weder verlobt noch verheiratet. Das macht die Sache für
uns beide sehr einfach. Lebe wohl…!«
    Ohne seine Reaktion abzuwarten, legte sie auf.
    Marie konnte die Tränen, die ihr in die Augen schossen, nicht
verhindern.
    Das Telefon schlug an.
    Instinktiv zuckte ihre Hand zum Hörer. Aber dann blieb sie
wie gelähmt darauf liegen.
    Wieder klingelte es.
    Sechsmal… achtmal…
    Dann war Ruhe. Um eine Wiederholung dieser Störung zu
vermeiden, hob Marie Rouvier ab und legte den Hörer neben den
Apparat.
    Sie schenkte sich einen Pernod ein und blieb eine Zeitlang in der
stillen Wohnung sitzen und hing nur ihren Gedanken nach.
    Seltsam war, daß sie einfach von den Bildern nicht loskam,
die auf dem Weg durch die Stadt wie eine Offenbarung vor ihr
aufgestiegen waren. So lebensecht, daß sie meinte,

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