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Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak

Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak

Titel: Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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sie
könnte sie greifen…
    Was für eine Bedeutung hatten Särge?
    Sie hatte mal von einem ägyptischen Traumbuch gelesen. Darin
hatte jedes Traumsymbol eine Bedeutung. Aber ob Traumsymbole für
den Zustand in Frage kamen, den sie erlebt hatte? Es war ein
Wachtraum gewesen…
    Sie war es gewohnt, allein zu leben. Mit Männern hatte sie
nie viel Glück gehabt, obwohl sie gut aussah und leicht Kontakte
zu knüpfen verstand.
    Sie führte ihr Single-Dasein darauf zurück, daß
sie mit beiden Beinen im Berufsleben stand, diesen Beruf einem Mann
zuliebe nicht aufgeben wollte und mit ihren sechsundzwanzig Jahren
bisher soviel Eigeninitiative und Eigensinn entwickelt hatte,
daß sie sich nicht vorstellen konnte, eine private Sphäre
mit einem Mann zu teilen, sich noch an jemand zu gewöhnen, dem
sie sich anpassen mußte.
    Hin und wieder ging sie gern aus und hatte Besuch, war dann aber
auch gern wieder allein.
    In dieser Nacht aber hätte sie gern jemand bei sich
gehabt.
    Allein in der großen, stillen Wohnung…
    Sie fürchtete sich und spürte diese Furcht beinahe
körperlich. Sie wurde das Gefühl nicht los, daß
dauernd jemand sie beobachtete…
    Sie war also doch nicht ganz gesund.
    Verfolgungswahn und…
    Da zuckte Marie Rouvier zusammen.
    Die Bilder kamen wieder!
    Diesmal mit einem anderen Inhalt.
    Sie sah sich selbst, wie sie zur Tür ging in die Diele. Dort
nahm sie eine Jacke und verließ die Wohnung.
    Marie Rouvier biß die Zähne zusammen, um nicht
aufschreien zu müssen.
    Sie sah alles mit einer solchen Deutlichkeit, daß sie
meinte, in einem Film zu sein. Die Ereignisse, die sie sah, erblickte
sie in einem festumrissenen Feld, das aussah wie eine gigantische
ovale Sprechblase aus einem Comic-Heft.
    Die blonde Französin krallte sich fest an die Armlehnen ihres
Sessels und starrte mit weitaufgerissenen Augen auf die Bilder, die
nicht stehen blieben, sondern immer weitergingen…
    Sie sah, wie sie das Haus verließ, ein Taxi nahm und in die
Stadt fuhr. Eine enge, düstere Gasse, mitten im Herzen von
Paris.
    Kneipen, kleine Geschäfte… da war eines, das technische
Gelegenheiten feilbot… es lag genau einem anderen Laden
gegenüber, in dem man alte Bilder, Graphiken und Bücher
kaufen konnte.
    Die Gasse lag wie ausgestorben vor Marie, als sie sie
entlanglief.
    Lange nach Mitternacht bummelte niemand mehr hier vorbei…
    Plötzlich registrierte sie einen schwarzen Schatten. Er
löste sich von einem Kellerfenster, und Marie Rouvier fuhr
zusammen, als blitzschnell eine Katze, so groß wie ein
Kaninchen, ihren Weg kreuzte.
    Die Marie Rouvier, die sie sah, stockte einen Moment, ging dann
weiter – und die Marie Rouvier, die im Sessel saß,
schloß einen Moment erschrocken die Augen.
    Als sie sie wieder öffnete, waren die Bilder, die sie sah,
andere…
    Die Szenen waren nicht mehr so klar. Ein anderer Hintergrund
schimmerte durch.
    Es war das Kellergewölbe mit den sieben steinernen
Särgen und der nackt in einer Wandvertiefung sitzenden Frau,
deren Augen sie bannend und rufend anstarrten…
    Sie wollte die Eindrücke mit Gewalt unterdrücken.
    Es ging nicht.
    Die Bilder liefen weiter wie ein Film.
    Sie ging auf das Geschäft mit den technischen Gelegenheiten
zu. In einem kleinen Schaufenster waren ein altes Grammophon, alte
Schellack-Platten, ein Wandtelefon aus Holz, ein Staubsauger aus den
fünfziger Jahren, und Radiogeräte en masse zu
bewundern.
    Alle diese Dinge bekam sie nur nebenbei mit.
    Marie Rouvier näherte sich der Tür des Ladens und ging
hinein. Sie war nicht verschlossen.
    Sogar der Geruch, der den Dingen anhaftete, stieg in ihre Nase.
Alt und modrig…
    Marie Rouviers Ziel war die alte, hohe Ladentheke. Dahinter
befanden sich viele beschriftete Schubladen. Einige trugen
Schlösser. Auch die, die sie jetzt aufzog. Sie hätte
eigentlich verschlossen sein müssen. Doch sie war es nicht. In
der Schublade stand eine Metall-Kassette, die ebenfalls mit einem
Schloß versehen war. Doch wie im Traum ließ auch sie sich
ohne Schwierigkeiten öffnen, als ob alles nur für sie
bereit stehen würde.
    In der Kassette – lag eine Waffe. Sehr alt, aber gepflegt.
Ein Derringer, ein Damenrevolver. Er war geladen. In dem dunklen
Holzgriff war eine Einlegearbeit. Aus Silber. Zwei Buchstaben
-»D« und »K«.
    Der Derringer war geladen. Ein gefülltes Ersatzmagazin lag
dabei.
    Ohne zu zögern griff Marie Rouvier danach. Obwohl sie noch
nie in ihrem Leben eine Waffe in der Hand gehalten hatte, lag der
Derringer

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