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Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons

Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons

Titel: Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Während meines
Aufenthaltes in der Tempel-Ruine war ich ein anderer geworden. Der
Geist des Skorpion-Dämons hatte mich gestreift, und ich wurde
mit ihm in der Stunde meines Todes als Fernand Metier vereint.
    Bis zu dem, was heute geschieht und in den Tagen davor geschehen
ist, brauchte es eben jenes Vierteljahrhundert.
    Mein Geist streift schon lange wieder durch die Welt. Aus dem
Unsichtbaren strecke ich meine Fühler aus… wurde auch
fündig in verwandten Geistern. Der Skorpion-Dämon, einer
von Rha-Ta-N’mys Lieblingsgestalten, hat Eingang gefunden in
diese Welt, in diese Zeit. Die Macht, die er in der Vergangenheit
repräsentierte, ist neu entfacht.
    Es gibt verwandte Geister in der Welt, man muß sie nur
suchen.
    Bereits jetzt habe ich eine treue Verbündete. In Bangkok. Sie
hat das Leben einer Frau übernommen, die sie zuvor tötete.
Sie hat den Skorpion angebetet, und der Dämon hat sie
erhört. Ich habe sie erhört. Meinem Willen werden bald noch
mehr gehorchen. Niemand kann sich mir widersetzen.
    Und dich habe ich dazu auserwählt, an meiner Seite zu
herrschen. Die anderen Mädchen, die ich ausgesucht habe, werden
unsere Sklaven und Helfer sein und bald eingehen in jenen dunklen
Ort, wo Fernand Metier einst zwei Jahre seines Lebens zubrachte, ohne
es zu wissen…«
    Todesgefahr!
    So deutlich wie in diesem Augenblick hatte Desirée sie noch
nicht gespürt.
    Flieh, hämmerte der Gedanke hinter ihrer Stirn.
    Sie überlegte nicht lange.
    Desirée Mallon warf sich herum, der Tür entgegen.
    Mit einer scharfen Bewegung wollte sie den Mann, der zwischen ihr
und dem Ausgang stand, zur Seite reißen und nach draußen
flüchten.
    Zwei Dinge geschahen da gleichzeitig.
    Die junge Frau griff ins Leere.
    Vesner – Metier war körperlos, eine Geistererscheinung,
ein Spuk, durch den ihre Hände hindurchgingen!
     
    *
     
    Durch den eigenen scharfen Schwung nach vorn gerissen, flog sie
der Tür entgegen, weil die Person als Bremse nicht mehr
vorhanden war.
    Instinktiv streckte Desirée Mallon ihre Hände aus, um
den Aufprall zu mildern.
    Da verlor sie den Boden unter den Füßen und
stürzte scheinbar endlos weiter, denn die Tür, die sie
gerade noch als Hindernis vor sich gesehen hatte, gab es nicht
mehr…
    Das Hotelzimmer, in dem sie sich befunden hatte, war
verschwunden!
    Gespenstisches Zwielicht umgab sie, flackernder Fackelschein, der
groteske Licht- und Schattenreflexe an die nahtlos gefügten
Quaderwände warf.
    Käfer und Insekten krabbelten in den Ritzen, gewaltige
Spinnweben hingen in der Luft und an Mauervorsprüngen und wehten
wie hauchdünne Schleier vor ihren Augen.
    Aus dem Hotelzimmer war eine grobgemauerte Kammer geworden, ein
fensterloses Verlies mit stickiger Luft, die darüber hinaus
unangenehm kühl war und sie frösteln ließ.
    Verwirrt und erschrocken blickte sie sich in der Umgebung um.
    Wo befand sie sich und vor allen Dingen – wie kam sie
hierher?
    Sie verstand überhaupt nichts mehr, atmete schnell, das Herz
schlug ihr bis zum Hals, und sie taumelte zwei, drei Schritte nach
vorn, um die sie umgebenden Wände abzutasten.
    Da sah sie im Halbdunkeln die Nischen in den Mauern.
    In einigen standen uralte steinerne Statuen, manche nur zehn
Zentimeter groß, andere bis zu dreißig Zentimeter.
    Alle Darstellungen waren Skorpione mit Menschenköpfen.
    Aufrecht standen sie, die Schwanzspitzen nach vorn gekrümmt.
In den zangenartigen Scherenarmen hielten sie nach Menschenmanier
Pfeil und Bogen. Die Pfeile hatten die Form der Giftstacheln der
Skorpione.
    »Oh, mein Gott«, wimmerte Desirée leise und
erschrak vor ihrer eigenen Stimme. »Was… hat das alles zu
bedeuten?«
    Die Phantasie ging mit ihr durch.
    Vesner – Metier hatte etwas von einem unterirdischen Tempel
und von Skorpionmenschen-Skulpturen gefaselt… Genau das alles
sah sie jetzt.
    »Schau dich nur um, meine Liebe!« hörte sie die
bekannte, verächtlich und provozierend klingende Stimme.
    Mit einem Aufschrei warf Desirée Mallon sich herum.
    »Ich habe dir gesagt, daß wir zusammenkommen werden,
daß du bald bei mir sein wirst. Hast du die Worte, die ich zu
dir gesprochen habe, als ich das erste Mal bei dir war,
vergessen?«
    Die Französin preßte die geballte Faust vor die
zitternden Lippen, um nicht laut schreien zu müssen bei dem
Anblick, der sich ihr bot.
    Sie sah Vesner-Metier in seiner wirklichen Gestalt.
    Er kam mit einer leicht schaukelnden Bewegung, wie sie fremd
für einen Menschen war, aus dem Halbdunkeln direkt auf

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