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Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons

Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons

Titel: Macabros 120: Giftstachel des Skorpion-Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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treuherzig aus seinen kugelrunden,
hervorquellenden Augen an, daß er unwillkürlich lachen
mußte.
    Der Winzling hatte einen seiner Fühler leicht ausgefahren. Es
war eine sogenannte ›Para-Antenne‹ mit der er seine
vielseitigen geistigen Fähigkeiten ausübte. Allerdings
geriet ihm noch vieles durcheinander. Die Kräfte waren für
menschliche Verhältnisse zwar enorm, aber noch keineswegs
ausgereift.
    »Was war das, was du vorhin angedeutet hast?« hakte
Richard Patrick nach.
    »Die dicke Frau, die durch die Hintertür verschwunden
ist und sich Madame Mizu nennen läßt, ist eine andere.
Madame Mizu ist tot! Und sie weiß das. Alle wissen
es… auch der Kellner… sein Name ist Liu… aber er hat
Angst zu sprechen. Er haßt die Frau, weil er alles tun
muß, was sie von ihm verlangt. Und sie weiß auch etwas
über Björn und Carminia… oh weh, das sieht schlimm
aus!« entfuhr es ihm erschrocken.
     
    *
     
    Ein Stöhnen entrann ihren Lippen.
    Die ganze Welt schien sich mit einem Mal gegen sie verschworen zu
haben. Sie begriff überhaupt nichts mehr.
    Ein Toter war zurückgekehrt und hatte einen anderen Namen
angenommen… Wie ein Karussell drehten sich die Gedanken in ihrem
Kopf.
    Die junge Französin sah das kalte Licht in den Augen ihres
Gegenüber.
    Mordgier funkelte in ihnen!
    Die anderen Mädchen und sie waren in eine Falle gelockt
worden, auch wenn Desirée noch nicht begriff, wie das alles
funktionierte und zustande gekommen war.
    Das leise teuflische Lachen Vesner-Metiers erzeugte eine
Gänsehaut auf ihrem Rücken.
    »Ich habe lange warten müssen«, sagte er
triumphierend und gleichzeitig gefährlich. »Jedes Ding
braucht Zeit für seine Entwicklung… damals, vor mehr als
einem Vierteljahrhundert, bin ich als kranker und geschlagener Mann
von einer Irrfahrt durch die Welt zurückgekehrt… ich war
zwei Jahre unterwegs.In Ägypten. Ich habe die Wüste
durchwandert und das Tal der Könige gesehen. Die Pyramiden, die
in jedem Reiseführer erwähnt werden, habe ich ebenso
aufgesucht wie unbekannte, verschüttete Bauwerke, deren Namen
niemand mehr kennt, von denen man nicht mal weiß, auf wessen
Initiative sie zurückgehen oder wem sie geweiht wurden…
Schon vor viertausend und mehr Jahren gab es Geheimgesellschaften.
Priester, Eingeweihte und Magier, die sich mit okkulten Praktiken
befaßten. Unter den großen Herrschern des
ägyptischen Reiches gab es viele, die nur als Marionetten
bezeichnet werden können, denn in Wirklichkeit übten andere
die Macht aus, und sie waren nur Repräsentanten.
    In geheimen Tempeln wurden böse Mächte angebetet. Nicht
nur den Satan gibt es, meine Liebe. Das Böse wie das Gute kennt
viele Spielarten. Rha-Ta-N’my und ihre Dämonen sind auch
eine davon. Die Dämonenanbetung und -Verehrung wurde in
großem Stil betrieben. Nicht umsonst findet man viele
dämonenköpfige Ungeheuer gerade in der ägyptischen
Mythologie… Die alten Ägypter hatten Einblicke in Reiche
und Bereiche, wie wir sie uns heute gar nicht mehr vorstellen
können.
    Auf meinen Reisen durch die Welt ging ich den Spuren des
Dämonischen nach – und fand sie in alten Tempeln, von denen
heute kein Geschichtsbuch mehr berichtet, am besten erhalten. Ich
stieß auf ein unterirdisches Bauwerk, einen Tempel, der der
Fruchtbarkeitsgöttin Selket geweiht war. Selket wird stets
dargestellt mit dem Körper eines Skorpions und dem Kopf einer
Frau.
    In jenen unterirdischen Kammern entdeckte ich hunderte steinerner
Zeugen. Der Skorpion-Dämon in allen Variationen. Der
Skorpion-Dämon als Helfer einer Göttin der Finsternis,
deren Name Rha-Ta-N’my ist… als ich die Kammern
verließ, glaubte ich nur drei oder vier Tage in ihnen und jener
beklemmenden, gespenstischen Atmosphäre ausgesetzt gewesen zu
sein…
    Mit Erschrecken – damals noch mit echtem Erschrecken –
«, machte er deutlich, »mußte ich schließlich
erkennen, daß ich zwei volle Jahre in jenen Kammern herumgeirrt
bin. Ohne etwas zu essen oder zu trinken… Aber etwas hat mich am
Leben erhalten. Jene vom Bösen geschwängerte
Atmosphäre, in der die Kraft des Skorpion-Dämons in Luft,
Stein und Sand noch wirkte. Jene Kraft suchte sich neu zu entfalten.
Und so hielt sie mich am Leben – um mir dann doch den Tod zu
geben. Denn nach meiner Rückkehr nach Paris wurde ich von dem
unbarmherzigen Gedanken getrieben, selbst Hand an mich zu legen und
meinem Leben ein Ende zu machen. Was starb, war nur die Hülle,
in der man mich als Fernand Metier kannte.

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