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Macabros 121: Höllenmarionetten

Macabros 121: Höllenmarionetten

Titel: Macabros 121: Höllenmarionetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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das.
    Auch die Art der Sprache irritierte Danielle.
    Es klang anders, als man heutzutage sprach. Es war die Sprache des
18. Jahrhunderts!
    »Ich verstehe Sie sehr wohl, Marquis… Daß man
Ihren Bruder sucht, dafür habe ich volles Verständnis…
Schließlich ist er ein Mörder. Er hat mehrere
Angehörige der Revolutions-Garden umgebracht. Nun ist man hinter
ihm her.«
    »Und auch hinter mir. Wir sind Zwillingsbrüder,
ähneln uns wie ein Ei dem andern, Calvell! Sie sind
Alchimist… Sie beherrschen Künste, von denen andere nur zu
träumen wagen. Selbst der große Cagliostro ist ein
Stümper gegen Sie.«
    »Oh, mein lieber Marquis, nun übertreiben Sie
aber…«
    Cagliostro? Die Revolution? Danielle de Barteaulieé
verengte ihre Augen.
    Die altmodische Sprache kam hinzu…
    Die junge Französin ging auf Zehenspitzen zwei weitere
Schritte vor, um einen Blick in die höhlenartige Ausbuchtung
dieses geheimnisvollen Kellers zu werfen, in dessen Wänden es
keine Fenster gab.
    Sie erblickte zuerst die Schatten der beiden Männer, die sich
in der ausgebuchteten Nische aufhielten. Ihre Silhouetten erschienen
im zuckenden Licht bizarr verformt an den rauhen Wänden.
    Dort hingen grobgezimmerte Regale, auf denen Tiegel,
heruntergebrannte Kerzen und Behälter jeder Art und
Größe standen, die mit handschriftlichen Etiketten
versehen waren.
    Danielle blickte in eine richtige Alchimistenküche.
    Mittelpunkt war ein riesiger Tisch. Auf seiner Mitte stand eine
Öllampe, und zwei Männer saßen sich
gegenüber.
    Der eine in der vornehmen Kleidung der französischen Adeligen
des 18. Jahrhunderts. Er trug eine weißgelockte Perücke.
Der andere, der Ältere, war in ein schlichtes braunes Gewand
gehüllt, das ihm das Aussehen eines Mönchs verlieh.
    Der in der silber- und goldbestickten Brokatjacke war der Marquis,
der andere in der Kutte der Alchimist, dessen Namen Danielle mit
Calvell vernommen hatte.
    Der Marquis sprang auf und ging wie ein im Käfig
eingesperrter Löwe in der Alchimistenküche auf und ab.
»Ich bin verzweifelt. Sie müssen meine Lage
verstehen.«
    »Ich verstehe Sie sehr gut, Marquis«, sagte der Mann am
Tisch erstaunlich ruhig. »Der Gedanke, unter die Guillotine zu
kommen, wäre mir auch nicht angenehm. Aber vorerst brauchen Sie
sich keine Sorgen um Ihre Sicherheit zu machen. Wenn Sie mein
Versteck unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen aufgesucht
haben, wird niemand Sie hier finden. Sind Sie sicher, daß
niemand Ihnen gefolgt ist?«
    »Ich habe jedenfalls niemand bemerkt…«
    »Bon… dann haben Sie vorerst nichts zu fürchten.
Die alte Ruine mitten im Wald fürchtet sowieso jeder. Man sagt,
es spuke hier. Die gequälten Seelen der Hingerichteten
gäben sich um Mitternacht ein Stelldichein. Natürlich
können Sie nicht unbegrenzt hier untergebracht werden.
Irgendwann können die Garden doch mal auftauchen, und dann sind
Sie verloren.«
    »Dann unternehmen Sie also schnellstens etwas… Mein
Angebot kennen Sie. Ich nenne Ihnen den Platz, an dem die
Goldstücke versteckt liegen. Ich führe Sie selbst dorthin,
damit Sie sich von der Richtigkeit meiner Worte überzeugen
können.«
    »Ich glaube Ihnen, Marquis. Lügen würden Ihnen auch
nichts nützen. Dort, wo Sie sind, kann ich Sie jederzeit
erreichen. Denn außer mir weiß schließlich niemand,
wo Sie sich aufhalten.«
    »Und was läßt Sie noch zögern, mir diesen
sicheren Ort zu nennen oder mich hinzuführen? Ist Ihnen mein
Angebot zu gering?«
    »Nein.«
    »Also – was ist es dann, Calvell?«
    »Es gibt seit kurzem einen gewissen Unsicherheitsfaktor,
über den ich mir noch keine Klarheit verschaffen
konnte.«
    »Unsicherer als derzeit in Paris kann es nicht sein. Man
traut sich nicht mehr auf die Straße. Mordende Horden streifen
durch die Gassen und Straßen und nehmen jeden fest, der
saubere, zarte Hände hat oder sich in eleganter Kleidung zeigt.
Schon das reicht, um am nächsten Laternenmast aufgeknüpft
zu werden… Was sind das für Zeiten, Calvell! Wir schreiben
das Jahr 1792, wir sind zivilisierte Menschen, aber wir benehmen uns
wie die Wilden.«
    »Zeiten ändern sich«, zuckte der andere die
Achseln. »Nichts ist unbeständiger und fließender als
die Zeit. Ich wollte Ihnen von meinem Problem erzählen, Marquis
de Brelle.«
    Die Lauscherin fühlte sich an die Stirn und kam sich wie
trunken vor.
    Hörte sie richtig? Sah sie richtig?
    War das alles nur ein Traum? Lag sie in Wirklichkeit in ihrer
Hütte auf Marlos oder im weißen heißen Sand

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