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Macabros 121: Höllenmarionetten

Macabros 121: Höllenmarionetten

Titel: Macabros 121: Höllenmarionetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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de Brelle. »Sie wird sich sonst den Tod
holen.«
    »Sofort, Marquis. Nur noch ein paar kurze Fragen.«
    Die Danielle-Halluzination wandte den Kopf und blickte aus dunklen
Augen die beiden Männer hilfesuchend an.
    »Wo kommen Sie her, Mademoiselle?« richtete Calvell
seine Frage an die Gefangene.
    »Aus Paris.«
    Zwischen den Augen des Fragenden entstand eine steile Falte.
»Und dort sind Sie so herumgelaufen… wie Sie jetzt
angezogen sind?« fragte er ungläubig.
    Er berührte vorsichtig ihren seidigen, dunklen Rock und den
knisternden Stoff der Bluse. »Eine seltsame Mode, die man
derzeit in Paris trägt, finden Sie nicht auch? Ich war zwar
schon lange nicht mehr in der Stadt, doch ich kann mir nicht
vorstellen, daß man inzwischen dort so
herumläuft…«
    »Ich kann nicht verstehen, wie Sie… und der Marquis
gekleidet sind… altmodisch…«
    Da ließ der Marquis ein leises, gurrendes Lachen hören.
»Altmodisch, Mademoiselle? Aus welcher Zeit stammen Sie? Das ist
der letzte Schrei, das trägt man in Paris… Sie sind
wunderschön. Aber Ihre Kleidung ist – gestatten Sie mir
diese Bemerkung – doch sehr fade, nichtssagend und geschmacklos.
In den Kleidern, die unsere Damen tragen, würden Sie aussehen
wie eine Prinzessin.«
    »Nicht nur Ihre Kleidung unterscheidet sich von dieser
Zeit«, fuhr Calvell fort, »sondern auch Ihre Sprache. Sie
sprechen ein merkwürdiges Französisch, Mademoiselle…
dem etwas fehlt…«
    »Es ist die Sprache meiner Zeit«, entgegnete die
dreidimensionale, körperhafte Halluzination mit
aufeinanderschlagenden Zähnen. »Ich bin ohne mein Zutun
hierher gekommen…« Und dann berichtete sie offen von ihrem
Erlebnis in dem Wachsfiguren-Kabinett auf dem Rummelplatz von San
Francisco.
    »San Francisco?« Calvell dehnte das fremde Wort.
    »Eine Stadt an der Ostküste der Vereinigten
Staaten?«
    Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
    Sie agierte hier mit Begriffen, die den Menschen dieser Zeit noch
nicht allgemein bekannt waren!
    Sie beschrieb das Kabinett und den Angriff, der auf sie erfolgt
war und dessen Verursacher sie nicht kannte. Während sie sprach,
ließ die echte Danielle de Barteaulieé, die hinter den
Ahnungslosen stand, noch mal das komplette Geschehen vor ihrem
geistigen Auge ablaufen, und auch noch mal ihren ganzen Weg durch das
Panoptikum des Deutschen Horst Halbach.
    Menschen aus der Zeit der Französischen Revolution waren auch
dargestellt.
    Sie erinnerte sich dunkel an einen Marquis in blauem,
goldbestickten Brokatanzug, an sein reich verziertes Hemd und die
kostbare Perücke, die er getragen hatte.
    Die dargestellte Figur in Halbachs Kabinett wies eine frappierende
Ähnlichkeit mit dem Mann im hellen Brokatanzug auf, der nun
Calvells Hilfe forderte.
    Der Mann, von dem sich die beiden vorhin unterhalten hatten, stand
rund zweihundert Jahre von diesem Tag entfernt in einem mobilen
Wachsfiguren-Kabinett.
    Es war André de Brelles Zwillingsbruder Jean!
    Calvell, der sich geheimer Künste bediente, um
Gefährdete vor Mord-Kadern zu schützen, transferierte
diejenigen, die sich ihm anvertrauten in die Zukunft. Aber sie kamen
dort nicht lebend an. Sie – wurden zu Statuen, die als
Attraktionen in Horst Halbachs ›Panoptikum der Zeiten‹
durch die Welt reisten und einem staunenden Publikum vorbestellt
wurden.
    Danielle de Barteaulieés Herz begann heftiger zu schlagen,
und der Alchimist lauschte plötzlich in die Dunkelheit hinter
sich.
    »Hören Sie das auch?« fragte er unvermittelt.
    »Was?«
    »Das Klopfen.«
    »Es ist… mein Herz«, meldete sich die
Danielle-Halluzination. »Ich habe Angst, weil ich anfange zu
begreifen…«
    Damit zog sie die Aufmerksamkeit wieder auf sich, und die echte
Danielle, die in den Schatten hinter den beiden Männern wie in
einen Mantel eingehüllt war, konnte aufatmen.
    Über das Maß der Fähigkeiten, die der Alchimist
besaß, hatte sie sich noch keine Meinung bilden können.
Auch welcher Kräfte er sich bediente, vermochte sie nicht zu
sagen. Ebenfalls bis zur Stunde war ihr unbekannt, ob er eigentlich
genau wußte, was er in Gang setzte und was mit den Menschen
geschah, die er gewissermaßen ›verschwinden‹
ließ.
    »Was haben Sie begriffen, Mademoiselle?« wandte sich
Calvell an die ( vermeintliche Gefangene.
    »Was Sie tun… ich komme aus einer anderen Zeit, aus der,
in die Sie den Marquis versetzten. Und ohne irgendein Dazutun von
meiner oder Ihrer Seite… muß es so etwas wie einen
Kurzschluß gegeben haben. Der Ablauf

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