Macabros 122: Doc Shadow - Geist der Schattenwelt
Telefonhörer.
Sie konnte noch die erste Nummer wählen. Dann legte sich eine
Männerhand auf die Gabel und drückte sie hinab.
Mit einem Aufschrei blickte die Frau des Verwalters in ein
seltsames Gesicht.
»Wer… sind Sie… und… wie kommen… Sie hier
herein?« stieß sie hervor, als sie des Fremden ansichtig
wurde, der wie aus dem Boden gewachsen vor ihr stand.
»Namen vergißt man in der Regel schnell«,
antwortete der Gefragte mit sanftem Lächeln, während er der
verdutzten Frau den Hörer aus der Hand nahm und ihn auf das
Telefon zurücklegte. »Deshalb möchte ich Sie damit gar
nicht erst belasten. Das andere allerdings kann ich Ihnen leicht
beantworten. Die Tür stand offen. Da bin ich einfach
eingetreten. Ich konnte mir denken, daß jemand
zurückkommen würde, um die Polizei zu verständigen.
Ist ja auch recht ungewöhnlich, unter Grabschmuck Schecks und
Dollarnoten zu finden… Das alles wird und soll die Polizei noch
untersuchen. Nur ist mir der Zeitpunkt noch nicht genehm. Ich habe
noch etwas anderes vor…«
Der Mann in Hillers Wohnung war der gleiche, der Frank Haymes zum
Diebstahl einer großen Geld- und Scheckmenge veranlaßt
hatte.
Er nahm Alice Hiller am Arm und zog sie in die Wohnung. Die Frau
war so perplex, daß sie an keine Gegenwehr mehr dachte.
»Tun Sie mir nichts…«, wimmerte sie, und ihre
Stimme klang wie ein Hauch. »Ich werde Ihnen alles geben, was
Sie haben wollen… viel wird es nicht sein… wir habe ein
paar Dollar im Haus…« Da unterbrach sie sich abrupt, weil
sie merkte, daß in ihren Überlegungen etwas nicht stimmte.
Jemand, der einige tausend Dollar unter Grabblumen versteckte, hatte
es nicht nötig, wegen ein paar lumpiger Dollar auch hier noch
einzudringen.
»Ich will kein Geld… und keinen Schmuck«, sagte der
namenlose Fremde.
»Was wollen Sie dann?«
Alice Hillers Stimme zitterte. Die Frau wankte quer durchs
Wohnzimmer, wo der Fremde sie mit einer kurzen Handbewegung auf die
Couch zurückstieß.
»Ich will, daß Sie Ihren Mann dazu bringen, mir zu
helfen.«
»Wie soll er Ihnen helfen?«
»Es gibt auf diesem Friedhof das Grab eines Mannes, der zu
seinen Lebzeiten – Shawn Addams hieß. Das Grab liegt
dummerweise in der Nähe einer Grabstätte, in der ein Freund
von mir beigesetzt wurde.«
»Und was ist daran so schlimm?« Alice Hiller hatte sich
wieder gefaßt, und mit kritischem Erstaunen wurde ihr
bewußt, daß sie es offenbar – mit einem
Geistesgestörten zu tun hatte.
Jemand, der sich darüber aufregte, daß neben dem Grab
eines Freundes die Grabstätte eines anderen Mannes war, den er
offenbar nicht leiden konnte, war nicht normal.
Sie blieb ruhig. Sie hatte mal gelesen, daß man Irren
gegenüber die Ruhe behalten und ihnen nicht widersprechen
sollte.
»Dieses Grab – stört mich«, sagte der
Namenlose. »Vielmehr die Person, die darin liegt. Sie muß
verschwinden.«
»Und Sie wollen, daß mein Mann…«
»Ja! Und zwar so schnell wie möglich. Er muß die
Leiche ausgraben und – verbrennen! Nur dann wird es Ruhe geben
und das, was geschehen muß, kann sich ohne größeren
Aufwand entwickeln.«
Alice Hiller dachte nach, was das’ bedeuten könnte. Sie
kam aber nicht darauf.
»Ich kann meinen Mann darauf ansprechen. Ob er es allerdings
tun wird, kann ich nicht versprechen.«
»Ich werde dafür sorgen, daß er es tun wird«,
sagte der ungebetene Gast rauh. »Sie bleiben nämlich
hier… in meiner Gewalt. Wenn Ihr Mann zurückkommt, werde
ich ihm sagen, was ich von ihm will. Und er wird meinen Wünschen
umgehend nachkommen, weil ihr beider Leben sonst bedroht ist! Und das
will er doch bestimmt nicht… Bisher mußte ich zwei
Personen in den Irrsinn und in das Reich der Geister schicken…
insgesamt sieben müßten es sein, um die blockierte Seele
zu befreien… Sie müßte längst wieder auf ihrem
Weg durch das Universum sein, um im Körper eines Ungeborenen
wieder zu erscheinen… Ein Mann und ein Geist namens Shawn Addams
ist die Barriere, die das verhindert. Er ist ein Gegenpart, der
schnellstens ausgelöscht werden muß. Durch Ihren Mann. Er
soll die Leiche noch in dieser Nacht verbrennen – und Sie und er
brauchen nicht zu fürchten, daß ich je wieder hier
auftauche, um weitere Opfer in den Irrsinn und das Geisterreich zu
schicken. Ist er nicht dazu bereit, werde ich nicht davor
zurückschrecken, erst Sie und dann ihn dem Wahnsinn
auszuliefern. Auch mit Gewalt läßt sich die Seele dessen
befreien, der nur äußerlich ein Mensch
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