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Macabros 125: Das Zauber-Pergament

Macabros 125: Das Zauber-Pergament

Titel: Macabros 125: Das Zauber-Pergament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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dabei aus der
Erde, und der lockere Humusboden spritzte nach allen Seiten
davon.
    Die Wurzeln wanden sich aus dem Erdreich, und es sah aus, als
würden knorrige, groteske Tentakel über den Untergrund
wandern und den dicken Stamm mit dem ausladenden Wipfel wankend
davontragen.
    Pepe wurde an diesen Stamm gedrückt und wirkte daran wie ein
lästiges Anhängsel.
    Der Junge versuchte verzweifelt, seine festgekrallten Hände
loszubekommen und unter die Zweige zu schieben.
    Er wollte frei sein!
    Warum merkten die anderen nichts?
    Wo waren sie?
    Einen Moment verrutschte der blattbedeckte Zweig, der sich wie
eine große Hand über seine Augen gelegt hatte.
    Pepe erkannte seine Umgebung visuell wieder.
    Aber das war nicht der Wald, in dem sie angekommen waren, um sich
zu verbergen.
    Eine schlangengleich gewundene Straße lag vor ihm. Links und
rechts wurde sie von hohen, unheimlich aussehenden Bäumen
flankiert.
    Die Bäume erinnerten ihn an fremdartige Gewächse aus
einem Märchenwald, in dem ein böser Zauberer sein Unwesen
trieb.
    Die Zweige sahen aus wie dünne, knorrige Arme, die
Stämme schienen durch die dicke, ungleichmäßig
geformte Rinde mit Gesichtern ausgestattet, in denen sich
wässrig große, dunkle Augen bewegten.
    Unheilvolles Raunen und Wispern lag in der Luft.
    Das war keine normale Welt mehr.
    Er war in eine Alptraum-Dimension entführt worden, von einer
Sekunde zur anderen. Eine Falle, die er nicht bemerkt hatte, war
zugeschnappt.
    Er war verzweifelt und ratlos, gab trotz allem aber noch nicht
auf. Er ließ nicht nach in seinen Versuchen, sich dem Zugriff
des unheimlichen, lebenden Baumes zu entwinden.
    Während er auf sich windenden und schmatzenden Wurzelbeinen
durch die geisterhafte Allee geschleppt wurde, gelang es ihm, eine
Hand freizubekommen und die Zweige wegzudrücken, die seinen Mund
bedeckten.
    »Hilfe!« rief er gurgelnd. »Danielle…
Jim… helft… mir!«
    Schaurig hallte sein Rufen durch den nächtlichen
Gespensterwald. Seine eigene Stimme kehrte als Echo zurück und
hörte sich seltsam verzerrt und unwirklich an.
    Niemand half ihm.
    Von den Begleitern war weit und breit keine Spur. Dabei konnte
ihnen sein Entfernen und seine Reaktion nicht entgangen sein. Aber er
mußte durch unüberwindliche Hindernisse und Grenzen von
ihnen getrennt sein…
    »Laßt mich nicht im Stich!« Seine Ängste
wuchsen. So etwas, wie hier, hatte er noch nie erlebt. »So helft
mir doch…«
    Er selbst unternahm einen letzten Versuch, doch noch den
Gedankensprung nach Marlos zu schaffen und sich damit aus eigener
Kraft in Sicherheit zu bringen.
    Aber es blieb alles beim alten.
    Pepe konnte diese Welt nicht verlassen.
    Dies war ein typisches, unverwechselbares Zeichen dafür,
daß er sich nicht mehr in der dreidimensionalen Sphäre
oder – nicht mehr in der Zeit befand, in der er mit seinen
Begleitern in dem Wäldchen angekommen war.
    In das Verklingen seiner eigenen Stimme mischten sich unheimlich
klingende Wortfetzen. Dumpf und unwirklich wehten sie durch die
Geister-Sphäre.
    »Warum… schreist du so.?« Es klang nicht
mitfühlend, sondern sarkastisch, schadenfroh.
    Die Stimme kam aus einem der unheimlich aussehenden
Bäume.
    »Hier hört… dich doch niemand«, bemerkte eine
andere gespenstisch klingende Stimme über ihm.
    »Hier… bist du bei uns.«
    »Wir werden viel Freude… miteinander…
haben.«
    Leises, unangenehmes Lachen ertönte.
    »Du wirst bei uns bleiben, einer von uns
werden…«
    Wie eine eisige Hand krallte sich etwas in Pepes kleines Herz.
    Die lebenden Bäume – waren verzauberte Menschen!
    Er wußte selbst nicht, wieso sich dieser Gedanke in ihm
festsetzte und ihn nicht mehr losließ.
    Erbarmungslos wurde er von dem schwankenden, ächzenden Baum
durch die enge Allee getragen. Ganz vorn war ein dunkler Schatten,
der sich als riesiger Baum erwies.
    Sein Stamm hatte mindestens einen Durchmesser von vier bis
fünf Metern, und die vordere Seite klaffte weit offen, als
hätte der Baum ein Maul, das er aufreißen würde.
    Auf die an ein Maul erinnernde Baumöffnung wurde Pepe
geschleudert, ohne daß er an seinem Schicksal aus eigener Kraft
etwas ändern konnte.
    Das Gefühl, nie wieder von hier wegzukommen, wurde
unerträglich in ihm.
    Die Öffnung in dem Riesenbaum nahm sein ganzes Blickfeld
ein.
    Dünne, weiche Verästelungen, die an schmierige Lianen
erinnerten, hingen vom oberen Rand der Öffnung herab und wurden
zu einem seltsam anmutenden Vorhang, der sich raschelnd beiseite
schob, als

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