Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron
unübersichtlicher. Sein Doppelkörper wütete unter den Skeletten und vergangenen Seelen mit dem Schwert des Toten Gottes.
Die Dämonen waren kaum darauf eingerichtet, sich zu verteidigen – ein Angriff war bislang schlicht undenkbar gewesen.
Irgendwo schrie ein Kularide, der in die Fänge eines Xarrots geraten war. Dieses Mal machte der Knochenbaum kurzen Prozess – einer der Äste bohrte sich mitten in den Brustkorb des Bedauernswerten.
Im nächsten Augenblick tauchte Utian vor dem Sarg auf. Er zeigte kein Erstaunen, dass es sich bei dem Opfer, das sie zu befreien versuchten, um Björn Hellmark handelte. Offenbar akzeptierte er endgültig, dass Hellmark nicht mit normalen Maßstäben zu messen war. Todesmutig schwang Utian den Knochenbrecher und hämmerte ihn gegen eine der vergangenen Seelen, die zur Seite flog und einen ihrer Artgenossen beiseitedrückte.
So entstand eine Lücke, was Utian sofort ausnutzte. Die Stäbe des Knochenbrechers sausten heran, legten sich wie eine Zwinge um die Mitte des Sargs …
»Vorsicht!«, rief der Kularide, dann drückte er zu.
Das Glas barst in tausend Scherben.
Sie umschwirrten Björn, der sein Gesicht mit den Händen schützte. Am Bein fühlte er einen scharfen Schmerz, doch er achtete nicht darauf. »Danke«, rief er. »Und jetzt bring dich in Sicherheit!«
Mit diesen Worten hechtete er aus den Trümmern des Sargs, rammte einem Untoten die Faust gegen die Brust, stieß ihn zur Seite. Björn hatte das noch immer am Boden liegende Schwert des Toten Gottes fast erreicht – als sich ihm eines der elefantengroßen Knochenmonster in den Weg stellte.
Das Ungetüm schnappte sofort nach ihm. Björn sah nur eine Chance. Hätte er sich zu Boden geworfen, um dem Maul zu entgegen, wäre er im nächsten Augenblick von den breiten Skelettbeinen zermalmt worden. Also sprang er – umklammerte mit beiden Händen die Rippenknochen des Monstrums, fand auch mit den Füßen Halt … und schwang sich auf den Rücken des Untiers.
Dieses bockte wütend, warf sich herum und versuchte, den Reiter abzuschütteln.
Björn wartete eiskalt ab, bis sich das Monster in der richtigen Position befand. Dann stemmte er sich in die Höhe, drückte beide Füße auf die nackte Halswirbelsäule und sprang.
Aus drei Metern Höhe landete er federnd direkt neben dem Schwert, ging in die Knie, schnappte sich die Waffe und schlug dem Monster ein Bein ab.
Das genügte …
Der Gigant verging in Sekundenschnelle.
Auch Macabros kämpfte weiter, und bald war abzusehen, dass der Leichenorden dem Untergang geweiht war.
Die vergangenen Seelen griffen nicht in die Schlacht ein, sondern zogen sich wehklagend zurück. Sie standen auf keiner Seite. Das Schicksal der Knochenmänner war ihnen ebenso gleichgültig wie das der Kulariden. Beiläufig bemerkte Björn, dass sie inmitten einer eigentümlichen Felsformation im Boden verschwanden – offenbar gab es dort einen Eingang zu einem unterirdischen Höhlenbereich, der ihre eigentliche Wohnstätte bildete.
Schon wollte Björn triumphieren, trieb mit dem Schwert des Toten Gottes das letzte überlebende Skelettwesen in die Enge … als dieses gebieterisch die Hände hob.
»Töte mich«, sagte es kalt, »aber zuvor höre noch eins – du hast den Leichenorden vernichtet. Du bist ein Narr! Nicht nur, dass es keine weiteren Seelen für den Zeitwall geben wird … Du hast noch eine größere Veränderung bewirkt.«
»Das ist mein Ziel«, meinte Björn und hielt das Skelett in Schach. »Dieser Augenblick, der nach Rha-Ta-N’mys Wille festgehalten wird, muss vergehen! Auch in Itaron muss die normale Zeit einziehen, die Zeit, in der die Dämonengöttin und ihr Vasall Molochos vernichtet worden sind.«
Das Skelett schüttelte den knöchernen Schädel. »Die Welt des Augenblicks – darf sich nicht verändern! Es gibt Gründe dafür. Du wirst es sehen … bald schon. Trage die Folgen, du Narr.« Es sprang ins Schwert des Toten Gottes und verging.
Es war vorbei.
Der Leichenorden von Itaron gehörte der Vergangenheit an.
Während sich die anderen sammelten, fragte sich Björn, ob die letzten Worte des Skeletts nur eine hohle Drohung gewesen waren.
Die Welt des Augenblicks darf sich nicht verändern … Trage die Folgen, du Narr.
Leere Worte, ein letzter Ausdruck von Bösartigkeit angesichts der bevorstehenden Vernichtung? Oder steckte doch mehr dahinter?
Gerade wollte Björn mit Utian und den anderen Kulariden darüber sprechen, obwohl diese aller Wahrscheinlichkeit
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